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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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ihm so schnell so viel
von sich preisgab. Am liebsten hätte sie alles sofort wieder zurückgenommen.
Dennoch war sie sicher, daß sie es ihm anvertrauen durfte. Ihm schon. Er würde
sorgsam damit umgehen und es nie gegen sie verwenden.
    Plötzlich merkte sie, daß Christians Aufmerksamkeit von ihr
abgezogen wurde. Er starrte aus dem Hinterzimmer, in dem sie beide saßen,
überrascht nach vorne, um sich dann sofort wieder ihr zuzuwenden: »Wir müssen
darüber nicht reden. Darf ich Ihnen noch etwas Wein einschenken?«
    Sein Versuch, sie abzulenken, geriet dermaßen hilflos, daß Anna sich
neugierig umwandte. Pete war hereingekommen, stand bei der Kellnerin, flüsterte
ihr ins Ohr und ließ seine Hand von ihrer Taille auf ihren Hintern rutschen.
    »Tut mir leid«, sagte Christian.
    »Mir nicht«, entgegnete Anna.
    »Sicher?«
    Anna trank einen Schluck: »Das war nur ein kleines Intermezzo. Ohne
großes emotionales Gepäck.«
    Christian zog überrascht die Augenbrauen hoch. »War?«
    »Auch wenn ich nicht verliebt bin, als Zweitfrau eigne ich mich nie
und nimmer.«
    Sie blickte sich noch einmal nach Pete um und sah, wie die Kellnerin
ihn auf sie aufmerksam machte. Pete sah in ihre Richtung und kam auf sie zu.
    »Wunderschönen guten Abend, Chef«, begrüßte er Christian. »Hallo,
Anna. Du bist wohl auf Bullen fixiert.«
    »Jedenfalls bin ich nicht so flexibel wie du«, gab sie kühl zurück.
    Pete stand etwas ratlos am Tisch, die Situation wurde langsam
unangenehm, fast lächerlich. »Tja, dann will ich mal nicht stören. Ich ruf dich
an.«
    »Danke, ich komm schon klar«, sagte Anna.
    Pete, dem keine Verunsicherung anzumerken war, ging zurück zur
Theke.
    »Möchten Sie woandershin?« fragte Christian.
    Anna schüttelte den Kopf: »Pete wird gehen, wetten? Und ich möchte
keinesfalls auf meine Chili-Spaghetti verzichten … Sagen Sie, jetzt, wo wir so
einiges voneinander wissen, sollten wir uns da nicht duzen?«
    Christian hob sein Weinglas: »Gern.« Anna trank ihr Glas in einem
Zug leer und ließ sich nachschenken. Christian war klar, daß Anna die Situation
nicht so locker nahm, wie sie tat. Zufrieden sah er, wie Pete das Restaurant
verließ. Mit dem Aufgebot des ganzen Charmes, dessen er fähig war, versuchte
Christian, Anna mit einigen Anekdoten über das fulminante Scheitern seiner Ehe
abzulenken. Doch sie wirkte abwesend.
    Beim Essen begann Anna wieder, sich nach dem Bestatter zu
erkundigen. Es ließ ihr einfach keine Ruhe. Sie mußte mehr wissen, um beurteilen
zu können, ob sie mit dem Einhalten ihrer Schweigepflicht möglicherweise das
Leben von Kindern gefährdete. Aber Christian blieb hartnäckig und bat sie, den
schönen Abend nicht mit diesem häßlichen Thema zu verderben.
    »Und wenn ich dir Fragen stelle …?« schlug Anna vor. »Nur zwei oder
drei.«
    Wenn sie falschliege, dürfe er sie auslachen. Und wenn sie
richtigliege, solle er entscheiden, wie er reagieren wolle. Christian legte
sein Besteck beiseite und äußerte, sie gehöre wohl zu der besonders anstrengenden
Sorte Frau. Anna gab ihm recht. Sie nahm einen kräftigen Schluck Wein und zog
eine Packung Zigaretten aus ihrer Handtasche. Als sie sich eine anzünden
wollte, nahm Christian ihr das Streichholz aus der Hand und gab ihr Feuer.
    »Du joggst. Und du rauchst?« fragte er.
    »Manchmal. Ich kämpfe dagegen an. Vergeblich wie Sisyphos.«
    »Genau wie ich. Die programmierte Erfolglosigkeit«, seufzte
Christian. »Darf ich eine schnorren?«
    Nach dem zweiten, tief inhalierten Zug hakte sich Anna in Christians
Augen ein und hielt seinen Blick fest, um jede Regung, jede Ablehnung oder
Zustimmung, jede Irritation ablesen zu können.
    »Der Bestatter behandelt die Kinder, die er umbringt, sehr
behutsam.«
    »Das kann man, glaube ich, aus den Informationen der Presse
schließen«, sagte Christian.
    »Er tut das, weil er Mitleid mit ihnen hat.«
    »Das ist eine Interpretation.«
    »Er hat Mitleid mit ihnen, weil er als Kind selbst mißbraucht worden
ist«, fuhr Anna fort.
    Christian wurde stutzig: »Das ist eine Behauptung.«
    Anna schwieg.
    »Wie kommst du darauf? Hast du das alles mit Pete zusammen
ausgebrütet? Er hat eigentlich eine andere Theorie. Ich denke, die kennst du.«
    »Pete hat mir nichts erzählt«, entgegnete Anna. »Aber ich fürchte,
seine Theorie ist falsch, wenn sie meiner widerspricht. Der Bestatter bringt
die Kinder um, weil er ihnen ihre Unschuld zurückgeben will. Deswegen diese
Inszenierung mit dem weißen Leichentuch, die

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