Der beste Karlsson der Welt
Gurren:
«Wollen wir spielen, daß du mein Großvater bist? Und dann erzählst du mir ein Märchen, das darf aber nicht zu gruselig sein, sonst kriege ich schreckliche Angst.»
Onkel Julius wollte aber auf gar keinen Fall Karlssons Großvater sein, und außerdem hatte er etwas Interessantes in der Zeitung entdeckt. Er schob Karlsson kurzerhand auf den Fußboden hinunter und wandte sich an Fräulein Bock.
«Was lese ich hier in der Zeitung?» sagte er. «Haben Sie Spione, die im Vasaviertel herumfliegen?»
Lillebror wurde ganz steif, als er das hörte. Auweih, das konnte ja heiter werden! Weshalb mußte Onkel Julius ausgerechnet diese elende Zeitung in die Hände bekommen? Die war ja über eine Woche alt und hätte längst schon weggeworfen sein müssen. Glücklicherweise aber hohnlachte Onkel Julius nur über alles, was so in den Zeitungen stand.
«Die glauben wirklich, sie können den Leuten jeden Quatsch auf die Nase binden», sagte er. «Und die schreiben auch, was ihnen gerade in den Sinn kommt, nur damit man die Zeitungen am Kiosk kauft. Spion — hellster Wahnsinn! Sie haben doch wohl noch nie einen Spion oder eine fliegende Tonne in dieser Gegend herumfliegen sehen?»
Lillebror hielt den Atem an. Erzählt sie jetzt, daß dieser kleine, widerliche dicke Bengel manchmal fliegt, dann hat’s geschnappt, dachte er, dann mußte zum mindesten Onkel Julius anfangen, sich Gedanken zu machen.
Fräulein Bock konnte es aber offenbar nicht in ihren Kopf hineinbekommen, daß an Karlsson und seiner Fliegerei etwas nicht geheuer war. Außerdem schnaufte sie noch in einem fort, so daß sie kaum sprechen konnte.
«Spion? Nein, nicht daß ich wüßte», sagte sie weinend. «Das ist ja alles Blech, was die Zeitungen da schreiben, finde ich.»
Lillebror seufzte erleichtert auf. Wenn er nun Karlsson bloß dazu bringen konnte, daß er niemals, niemals, niemals flog, wenn Onkel Julius es sehen konnte, dann würde trotzdem alles noch gut abgehen. Lillebror schaute sich nach Karlsson um. Der war aber nirgends zu erblicken. Karlsson war verschwunden. Das regte Lillebror auf, er wollte ihn sofort suchen gehen, doch Onkel Julius hielt ihn zurück. Er wollte unbedingt erfahren, wie es mit Lillebror in der Schule stand, und wollte ihn prüfen, ob er gut kopfrechnen konnte, und dabei hatte man doch Sommerferien mit allem Drum und Dran. Zuletzt jedoch riß Lillebror sich los und rannte in sein Zimmer, um nachzusehen, ob Karlsson dort war.
«Karlsson», rief er, sowie er zur Tür hineingekommen war, «Karlsson, wo bist du?»
«In deinen Pyjamahosen», sagte Karlsson. «Wenn man diese kümmerlichen Wurstpellen Pyjamahosen nennen kann!»
Er saß auf dem Bettrand und versuchte, sich in die Hosen zu zwängen. Sosehr er aber zerrte und zog, es wollte nicht gelingen.
«Du kriegst einen von Birgers Schlafanzügen», sagte Lillebror und rannte weg, um einen Anzug aus Birgers Zimmer zu holen, der einigermaßen für einen gerade richtig dicken Mann von Karlssons Sorte paßte. Die Hosenbeine und die Ärmel waren natürlich viel zu lang, da half Karlsson sich aber im Handumdrehen, er schnitt sie einfach ab. Lillebror merkte es erst, als es zu spät war, und dann machte er sich nichts daraus, denn Pyjamas störten keinen großen Geist. Nichts durfte den herrlichen Spaß verderben, daß Karlsson bei ihm übernachten wollte.
Lillebror hatte für sich selbst mit Birgers Decken auf dem Sofa ein Bett gemacht und Bimbos Korb dicht neben sich gestellt. Da lag nun Bimbo und versuchte zu schlafen, aber hin und wieder klappte er ein Augenlid auf und blickte mißtrauisch zu Karlsson hinüber. Der wühlte in Lillebrors Bett herum und machte sich ein bequemes Lager zurecht.
«Ich möchte ein warmes kleines Nest haben, sozusagen», erläuterte er.
Ersah in Birgers blaugestreiftem Schlafanzug wirklich süß aus, fand Lillebror, und wenn er nun noch die Schlafdecke ordentlich um Karlsson herum feststopfen würde, dann würde er tatsächlich wie in einem warmen kleinen Nest ruhen. Aber Karlsson wollte nicht, daß die Decke um ihn festgestopft würde.
«Noch nicht», sagte er. «Wenn man bei jemand übernachtet, dann muß man lauter lustige Sachen unternehmen. Man muß im Bett Butterbrote mit Salamiwurst essen, man muß ein Sackbett * machen, und man muß eine Kissenschlacht machen. Wir fangen mit den Wurstbroten an.»
«Du hast doch aber vorhin erst einen Haufen Wecken gegessen», sagte Lillebror.
«Wenn man alles das, was man machen muß, nicht macht,
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