Der beste Karlsson der Welt
Umständen zu unterlassen.
Karlsson übernachtet bei Lillebror
Etwas später saß Onkel Julius am Abendbrottisch und aß Hähnchen, während Fräulein Bock und Lillebror und Karlsson und Bimbo dabeistanden und zuguckten. Ganz wie ein König, dachte Lillebror. Denn die Lehrerin in der Schule hatte erzählt, daß die Könige in früherer Zeit immer Leute hatten, die neben ihnen standen und zuschauten, wenn sie aßen.
Onkel Julius war fett und hatte ein sehr hochmütiges und selbstgefälliges Aussehen, aber so sahen diese alten Könige wohl bisweilen aus, wenn Lillebror sich recht erinnerte.
«Schaff den Hund raus, Lillebror», sagte Onkel Julius. «Du weißt, daß ich Hunde nicht leiden kann.»
«Bimbo tut doch aber nichts», wandte Lillebror ein. «Er ist ja ganz still und artig.»
Da setzte Onkel Julius eine scherzhafte Miene auf, wie er es immer tat, wenn er die Absicht hatte, etwas Unangenehmes zu sagen.
«Aha, so ist das also heutzutage», sagte er. «Kleine Jungen widersprechen, wenn sie folgen sollen. Aha, so ist das also — ich muß allerdings sagen, leiden kann ich dergleichen nicht.»
Karlsson hatte bis jetzt nicht die Augen von dem Hähnchen gewandt, nun aber schaute er Onkel Julius nachdenklich an. Er stand eine ganze Zeit so da und sah ihn nur an.
«Onkel Julius», sagte er schließlich, «hat dir mal einer gesagt, daß du ein schöner und grundgescheiter und gerade richtig dicker Mann in deinen besten Jahren bist?»
Ein so großartiges Kompliment hatte Onkel Julius wohl kaum erwartet. Er war richtig entzückt, das konnte man sehen, obwohl er es sich auf keinen Fall anmerken lassen wollte. Er lächelte lediglich ein bißchen geschmeichelt und sagte:
«Nein, das hat mir noch keiner gesagt!»
«Soso, nicht?» sagte Karlsson. «Wie in aller Welt ist dann die verrückte Idee in deinem Hirn entstanden, du wärest einer?»
«Aber Karlsson...» sagte Lillebror warnend, denn jetzt fand er Karlsson wahrhaftig unverschämt. Da wurde Karlsson aber böse.
«Aber Karlsson und aber Karlsson und aber Karlsson», sagte er. «Warum liegst du einem die ganze Zeit damit in den Ohren, ich hab’ doch nichts gemacht.»
Onkel Julius schaute Karlsson mit strenger Miene an, dann entschloß er sich jedoch, ihn einfach links liegenzulassen. Er beschäftigte sich wieder mit seinem Hähnchen, und Fräulein Bock ermunterte ihn und nötigte ihn, ein wenig mehr zu nehmen.
«Ich hoffe, es schmeckt», sagte sie.
Onkel Julius ging einer Hähnchenkeule mit den Zähnen zu Leibe, daß es nur so krachte, und dann sagte er auf seine scherzhafte Art:
«O ja, danke! Wenn dieser Hahn auch sicher vier, fünf Jahre alt ist. Ich merke es an den Zähnen.»
Fräulein Bock schnappte nach Luft, und auf ihre Stirn traten sofort ein paar böse Falten.
«Ein Hähnchen hat aber keine Zähne», sagte sie bissig.
Da sah Onkel Julius sie ganz belustigt an.
«Nein, aber ich», sagte er.
«Nur nachts nicht, soviel ich gehört habe», sagte Karlsson, und Lillebror wurde über und über rot, denn von ihm wußte Karlsson, daß Onkel Julius, wenn er schlafen wollte, seine Zähne in ein Glas Wasser tat, das neben dem Bett stand.
Zum Glück fing Fräulein Bock im selben Augenblick an, laut zu heulen, weil Onkel Julius fand, das Hähnchen sei zäh. Nichts ging ihr so nah, als wenn die Leute an ihrer Kochkunst etwas auszusetzen hatten, und nun fing sie an, bitterlich zu weinen.
Onkel Julius hatte wohl kaum vermutet, daß sie es so schwernehmen würde. Er bedankte sich eiligst für das Essen und ging beinahe beschämt zum Schaukelstuhl, wo er sich hinter einer Zeitung verstecken konnte.
Karlsson warf ihm einen bösen Blick zu.
«Pfui, wie häßlich manche Leute doch sein können», sagte er, und dann rannte er zu Fräulein Bock hin und streichelte sie überall, wo er hinlangen konnte.
«Soso, na, na, mein Herzchen», sagte er tröstend. «Zähe Hähnchen, das stört wirklich keinen großen Geist, und du kannst doch schließlich nichts dafür, daß du nie ordentlich hast kochen können.»
Da aber stieß Fräulein Bock ein noch wilderes Geheul aus und versetzte Karlsson einen Puff, daß er rückwärts durch den Raum flog und auf den Knien von Onkel Julius im Schaukelstuhl landete.
«Hoho», kreischte Karlsson, und bevor Onkel Julius ihn noch abschütteln konnte, hatte Karlsson es sich auf seinen Knien gemütlich gemacht. Er zog die Zehen unter dem Bademantel ein und machte sich ganz klein und weich, und dann sagte er mit einem zufriedenen
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