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Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Lümmel.»
    Darauf gab Karlsson keine Antwort. Er steckte nur einen kurzen dicken Zeigefinger unter Fräulein Bocks Kinn und zeigte auf eine schöne Brosche, die sie dort sitzen hatte.
    «Die ist aber fein», sagte er. «Wo hast du die geklaut?»
    «Aber Karlsson», sagte Lillebror erschrocken, denn er sah ja, wie wütend Fräulein Bock wurde.
    «So was... so was... so was Unverschämtes ist mir doch wirklich noch nicht vorgekommen», stotterte sie. Es verschlug ihr fast die Sprache, dann aber schrie sie:
    «Raus mit dir! Raus, sage ich!»
    Karlsson schaute sie verwundert an.
    «Na, na, nimm’s nicht so schwer», sagte er. «Ich frage doch bloß, und wenn man höflich was fragt, kann man wohl ’ne höfliche Antwort erwarten, meine ich.»
    «Raus!» schrie Fräulein Bock.
    «Übrigens», sagte Karlsson, «da war noch was, was ich gern wissen wollte. Bist du nicht auch morgens immer ’n bißchen steif an allen Gliedern, und wie früh soll ich dann kommen und dich figurieren?»
    Fräulein Bock sah sich wild nach irgendeiner Waffe um, mit der sie Karlsson hinausjagen konnte, und Karlsson rannte hilfsbereit zum Besenschrank und zerrte einen Teppichklopfer heraus, den er ihr in die Hand steckte.
    «Hoho», schrie er und rannte in der Küche im Kreis herum. «Hoho, schon fängt’s wieder an!»
    Fräulein Bock aber schleuderte den Teppichklopfer von sich. Ihr war wohl eingefallen, wie sie Karlsson das vorige Mal mit dem Teppichklopfer gejagt hatte, und das wollte sie nicht noch einmal mitmachen.
    Lillebror fand, daß der Anfang nicht so ganz gelungen sei, und er fragte sich, wie lange Fräulein Bock es wohl aushalten werde, ohne wahnsinnig zu werden, wenn Karlsson so herumrannte und hoho rief. Nicht mehr allzu lange, dachte Lillebror. Hier hieß es jetzt nur, Karlsson so schnell wie möglich aus der Küche zu bugsieren. Und als Karlsson in der elften Runde vorbeipreschte, packte Lillebror ihn am Kragen.
    «Karlsson», sagte er, «wir gehen lieber in mein Zimmer.»
    Karlsson ging mit, wenn auch höchst widerwillig.
    «Das ist doch dumm, daß man aufhören soll, wenn man sie grade so ’n bißchen auf Trab gebracht hat», sagte er. «Wenn ich noch ein Weilchen hätte weitermachen dürfen, dann wäre sie dahergedampft gekommen, fröhlich und schnuckig wie ein Seelöwe, da bin ich sicher.»
    Er ging zu dem Blumentopf und grub wie gewöhnlich den Pfirsichkern aus, um nachzusehen, wieviel er gewachsen war. Lillebror kam auch und wollte gucken, und als er jetzt ganz dicht neben Karlsson stand, den Arm um dessen Schultern gelegt, da spürte er, wie naß Karlsson war, der Ärmste. Er mußte lange im Regen umhergeflogen sein.
    «Frierst du denn nicht, wenn du so naß bist?» fragte Lillebror.
    Es schien, als ob Karlsson bis jetzt nicht darüber nachgedacht hätte, nun aber fühlte er an sich herum.
    «Doch, klar friere ich», sagte er. «Aber wer kümmert sich denn schon um so was? Wer wird traurig, wenn sein Bester Freund durchnäßt ankommt und vor Kälte bibbert, wer sorgt dafür, daß er sich die Sachen auszieht und sie zum Trocknen aufhängt, wer zieht ihm einen weichen, schönen Bademantel an und kocht ihm ein bißchen Kakao und setzt ihm auch einen Berg Wecken vor und steckt ihn ins Bett und singt ihm ein hübsches, trauriges Liedchen vor, damit er sanft einschlummert — wer tut das wohl?»
    Er blickte Lillebror anklagend an.
    «Nein, das tut keiner», sagte er, und seine Stimme zitterte, als wollte er gleich anfangen zu weinen.
    Nun hatte Lillebror es aber eilig und tat all das, was er nach Karlssons Meinung für seinen Besten Freund tun müsse. Das schwierigste war, Fräulein Bock zu bitten, daß sie für Karlsson Kakao kochte und ihm Wecken gab, aber sie hatte weder Zeit noch Kraft, sich sonderlich zu sträuben. Sie war gerade dabei, für Onkel Julius ein Hähnchen zu braten, denn er konnte jeden Augenblick eintreffen.
    «Bitte, du mußt es selber machen, so gut du kannst», sagte sie. Und das tat Lillebror auch. Und nun saß Karlsson rund und rosig in Lillebrors Bett, er hatte Lillebrors weißen Bademantel an und trank Kakao und aß Wecken, und im Badezimmer waren sein Hemd und seine Hose und seine Unterwäsche und seine Schuhe und Strümpfe zum Trocknen aufgehängt.
    «Ein trauriges Lied brauchst du nicht zu singen», sagte Karlsson. «Aber du kannst mir ja in den Ohren liegen, daß ich heute bei dir übernachten soll.»
    «Möchtest du das denn?» fragte Lillebror.
    Karlsson stopfte gerade einen ganzen Wecken in den

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