Der beste Karlsson der Welt
brauchst du mir nicht beizubringen, das kann ich schon. Ich bin der beste Apfel-Additioner der Welt, und wenn ich nur mal Zeit habe, dann nehme ich dich mit raus nach Lidingö und zeige dir, wie man das macht.»
Karlsson stopfte sich den letzten Bissen Brot in den Mund, und nun fing er mit der Kissenschlacht an. Das wollte aber nicht so recht gehen, denn Bimbo bellte wütend, als Karlsson dem Lillebror das Kissen an den Kopf feuerte.
«Wau», machte Bimbo und packte das Kissen mit den Zähnen, und da standen die beiden voreinander, Bimbo und Karlsson, und zerrten so lange, bis es platzte. Nun schleuderte Karlsson es an die Decke, so daß die Daunen herausflogen und fein sacht auf Lillebror niederfielen, der auf dem Sofa lag und sich vor Lachen bog.
«Ich glaube, es schneit», sagte Karlsson. «Es schneit immer doller.» Und er schleuderte das Kissen noch einmal in die Luft. Da aber sagte Lillebror, jetzt müsse Schluß sein mit der Kissenschlacht, und im übrigen sei es Zeit zum Schlafen. Es war schon spät, und sie hörten, wie Onkel Julius draußen in der Diele Fräulein Bock gute Nacht wünschte.
«Ich gehe jetzt zur Ruhe in meinem kurzen Bett», sagte Onkel Julius.
Karlsson machte plötzlich ein seltsam fröhliches Gesicht.
«Hoho», sagte er, «da sitze ich, und gleich fällt mir eine lustige Sache ein.»
«Was für eine lustige Sache?» wollte Lillebror wissen.
«Das ist so eine lustige Sache, die man immer machen muß, wenn man bei einem anderen übernachtet», sagte Karlsson.
«Ein Sackbett machen, meinst du? Dazu ist es ja jetzt zu spät — das willst du doch nicht etwa machen?»
«Nöö, dazu ist es jetzt zu spät», sagte Karlsson.
«Ja, das stimmt», meinte Lillebror zufrieden.
«Das will ich also nicht machen», versicherte Karlsson.
«Ausgezeichnet», sagte Lillebror.
«Das hab’ ich nämlich schon gemacht», sagte Karlsson.
Lillebror setzte sich erstaunt im Sofa hoch.
«Bei wem denn? Doch nicht etwa bei Onkel Julius?»
Karlsson gluckste.
«Du Schlauberger, wie hast du das nur raten können?»
Lillebror hatte infolge der Kissenschlacht einen Lachkoller bekommen, und er mußte jetzt wieder losprusten, obgleich er wußte, daß er das nicht durfte.
«Oje, da wird Onkel Julius aber böse», sagte er.
«Ja, und das wollte ich gerade mal feststellen», sagte Karlsson. «Ich gedenke daher, einen kleinen Flug zu machen und durch das Schlafzimmerfenster zu gucken.»
Lillebror hörte sofort auf zu lachen.
«Niemals im Leben! Stell dir vor, wenn er dich sieht! Dann denkt er, du bist der Spion, und dann kannst du dir ja selbst ausrechnen, was dann kommt.»
Aber Karlsson war dickköpfig. Hatte man ein Sackbett gemacht, dann mußte man auch nachsehen, wie böse der war, dem man den Streich gespielt hatte, sonst habe es gar keinen Sinn, erklärte er.
«Und im übrigen kann ich mich unter dem Schirm verstecken!»
Er hatte Mamas roten Regenschirm draußen vom Flur geholt, denn es regnete noch immer tüchtig.
«Außerdem möchte ich nicht, daß Birgers Schlafanzug naß wird», sagte er.
Nun stand er im offenen Fenster mit aufgespanntem Regenschirm, bereit, sich in die Lüfte zu schwingen. Lillebror fand es unheimlich, und er flehte ihn an:
«Paß auf jeden Fall gut auf! Paß bloß auf, daß er dich nicht zu sehen kriegt, dann ist nämlich alles aus!»
«Ruhig, nur ruhig», sagte Karlsson und flog hinaus in den Regen.
Lillebror aber blieb am Fenster stehen und war keineswegs ruhig, sondern im Gegenteil so aufgeregt, daß er sich in die Fingerknöchel beißen mußte.
Die Minuten vergingen, und der Regen rauschte, und Lillebror wartete. Da hörte er plötzlich, wie Onkel Julius einen markerschütternden Schrei ausstieß und aus dem Schlafzimmer um Hilfe rief. Gleich darauf kam Karlsson wieder zum Fenster hereingeflogen. Zufrieden grunzend drehte er den Motor ab und stellte den Schirm zum Abtropfen auf den Teppich.
«Hat er dich gesehen?» fragte Lillebror ängstlich. «War er schon ins Bett gegangen?»
«Er versucht es wohl gerade», sagte Karlsson.
Da hörte man Onkel Julius von neuem laut brüllen.
«Ich muß zu ihm gehen und nachsehen, was mit ihm los ist», sagte Lillebror und flitzte zum Schlafzimmer hinüber.
Da saß Onkel Julius, in seine Bettücher gewickelt, weiß im Gesicht und mit unheimlich weitaufgerissenen Augen. Auf dem Fußboden lagen Kissen und Decken zu einem einzigen Knäuel ineinanderverwickelt.
«Dich will ich nicht sprechen», sagte Onkel Julius, als er
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