Der beste Karlsson der Welt
kann nämlich mit den Ohren wackeln — ja, und dann natürlich auch Addition!»
Das aber glaubte Fille ihm nicht. Er hielt die Handschellen hoch und ging drohend auf Karlsson zu. Immer näher kam er, aber da versetzte Karlsson ihm einen gehörigen Stoß gegen das Schienbein. Fille stieß einen langen Fluch aus und hopste auf dem einen Bein herum.
«Da kriegst du bestimmt ’n blauen Fleck«, sagte Karlsson befriedigt, und Lillebror dachte bei sich, blaue Flecken, die kriegten die Diebe sicher haufenweise. Filles eine Auge war jetzt fast ganz verquollen und völlig blau. Das geschah ihm ganz recht, dachte Lillebror, wenn er hier ankam und Lillebrors lieben Karlsson rauben und für zehntausend Kronen verkaufen wollte. Gemeine Diebe! Lillebror gönnte ihnen so viele blaue Flecke, wie sie nur kriegen konnten!
«Das sind keine Polizisten! Die lügen», sagte er. «Das sind Diebe, ich weiß es.»
Onkel Julius kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf.
«Das werden wir wohl untersuchen müssen», sagte er.
Er schlug vor, sie sollten sich alle miteinander ins Wohnzimmer setzen, und dort wollte man untersuchen, ob Fille und Rulle Diebe waren oder nicht. Draußen war es jetzt fast hell geworden. Die Sterne am Himmel waren verblaßt, ein neuer Tag kam herauf, und Lillebror hatte keinen glühenderen Wunsch, als sich endlich schlafen zu legen, anstatt hier zu sitzen und sich Filles und Rulles Flunkereien anzuhören.
«Haben Sie denn nicht gelesen, daß ein Spion hier im Vasaviertel herumfliegt?» fragte Rulle und holte einen Zeitungsausschnitt aus der Tasche.
Aber da machte Onkel Julius ein sehr überlegenes Gesicht.
«Man darf nicht all den Blödsinn glauben, den die Zeitungen drucken», sagte er. «Aber meinetwegen kann ich das ja noch einmal durchlesen. Warten Sie, ich hole eben meine Brille!»
Er lief ins Schlafzimmer hinüber, kam aber sofort wieder zurück, und jetzt war er zornig.
«O ja, das sind mir schöne Polizisten», brüllte, er. «Sie haben meine Brieftasche gestohlen und meine Uhr! Rücken Sie das gefälligst sofort wieder raus!»
Jetzt aber wurden Fille und Rulle ebenfalls ganz schrecklich zornig. Es sei gefährlich, Polizisten zu beschuldigen, daß sie Brieftaschen und Uhren stählen, behauptete Rulle.
«Das nennt man Ehrabschneiderei, wissen Sie das nicht?» sagte Fille. «Und man kann ins Gefängnis kommen, wenn man Polizisten beleidigt, wissen Sie das nicht?»
Karlsson schien etwas eingefallen zu sein, denn er hatte es plötzlich sehr eilig. Er raste hinaus, genau wie Onkel Julius vorher, und ebenso schnell war er wieder da und so wütend, daß es zischte.
«Und meine Bonbons, wer hat die genommen?» kreischte er.
Fille ging drohend auf ihn zu.
«Gibst du uns etwa die Schuld, was?»
«O nein, ich bin doch nicht verrückt», sagte Karlsson. «Ehrabschneiderei, davor werd’ ich mich schwer hüten. So viel kann ich aber sagen: Wenn der, der die Tüte genommen hat, sie jetzt nicht sofort wieder rausrückt, dann kriegt er noch ’n blaues Auge dazu!»
Da holte Lillebror schnell die Tüte hervor.
«Hier ist sie», sagte er und händigte sie Karlsson aus. «Ich hatte sie für dich in Verwahrung genommen.»
Jetzt grinste Fille ganz hämisch.
«Ja ja, das sieht man! Aber uns alles in die Schuhe schieben, das könnt ihr!»
Fräulein Bock hatte derweil stumm dagesessen, aber nun wollte sie sich auch an der Untersuchung beteiligen.
«Die Uhr und die Brieftasche — wer die gestohlen hat, das ist mir allerdings klar. Der tut ja nichts anderes als stehlen. Wecken und Pfannkuchen und was ihm unter die Finger kommt!»
Sie zeigte auf Karlsson, und Karlsson geriet außer sich.
«Du, hör mal! Das ist Ehrabschneiderei, und die ist gefährlich! Weißt du das nicht, du dumme Person?»
Aber Fräulein Bock scherte sich nicht um Karlsson. Sie wollte jetzt ein ernstes Wort mit Onkel Julius reden. Es mochte stimmen, meinte sie, daß diese Herren dort von der Geheimpolizei seien, sie wirkten ja durchaus vertrauenserweckend, fein angezogen und so weiter. Fräulein Bock dachte, daß Diebe im allgemeinen zerlumpte, geflickte Sachen anhätten, sie hatte schließlich noch nie einen Einbrecher zu Gesicht bekommen.
Jetzt aber freuten sich Fille und Rulle ungemein und waren sehr befriedigt. Fille sagte, er habe von Anfang an gesehen, was für ein kluger und wunderbarer Mensch diese Dame sei, und er sei entzückt, sie kennengelernt zu haben. Er wandte sich sogar an Onkel Julius, damit dieser ihm beipflichte.
«Nicht
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