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Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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wahr, sie ist wirklich ein guter Mensch, finden Sie nicht auch?»
    Es sah nicht so aus, als hätte Onkel Julius sich bis jetzt darüber Gedanken gemacht. Nun aber war er genötigt zuzustimmen, und Fräulein Bock schlug die Augen nieder und wurde über und über rot.
    «Ja, die ist so gut wie eine Klapperschlange», brummte Karlsson vor sich hin. Er saß in einer Ecke neben Lillebror und aß Bonbons, daß es knirschte.
    Als die Tüte leer war, sprang er auf und fing an, im Zimmer herumzuhüpfen. Es hatte den Anschein, als täte er es im Spiel, aber bei der Hüpferei kam er ganz allmählich zu den beiden Stühlen, auf denen Fille und Rulle saßen, und stellte sich dahinter auf.
    «Mit so einem herzigen Kind möchte man gern öfter zusammentreffen», sagte Fille, und nun errötete Fräulein Bock noch mehr und schlug von neuem die Augen nieder.
    «Ja ja, das ist ja alles gut und schön mit Herzenskind und so was allem«, sagte Onkel Julius ungeduldig, «aber nun will ich wissen, wo meine Uhr und meine Brieftasche geblieben sind!»
    Es schien, als ob Fille und Rulle nicht gehört hätten, was er sagte. Fille war übrigens so entzückt von Fräulein Bock, daß er für nichts anderes Augen hatte.
    «Sie sieht auch so einnehmend aus, findest du nicht, Rulle?» fragte er leise, aber doch so, daß Fräulein Bock es hören sollte. «Schöne Augen — und dann eine so entzückend anheimelnde Nase, richtig so eine, auf die man sich bei jedem Wetter verlassen kann, findest du nicht auch, Rulle?»
    Da schnellte Fräulein Bock von ihrem Stuhl hoch und sperrte die Augen ganz kolossal weit auf.
    «Was?» rief sie aus. «Was haben Sie da eben gesagt?»
    Fille wurde beinahe verlegen.
    «Nun ja, ich sagte bloß...»begann er, aber Fräulein Bock ließ ihn nicht ausreden.
    «Soso, das ist ja wohl der Philipp, kann ich mir denken», sagte sie. Dabei lächelte sie fast ebenso unheimlich wie Mummi, fand Lillebror.
    Fille war erstaunt. «Woher wissen Sie denn das? Haben Sie von mir gehört?»
    Fräulein Bock nickte grimmig.
    «Und ob ich gehört habe! Ja, du guter Moses, ich habe allerdings von Ihnen gehört! Und der da, das ist dann wohl der Rudolf?» sagte sie und zeigte auf Rulle.
    «Ja, aber wieso wissen Sie denn das? Haben wir etwa gemeinsame Bekannte?» fragte Fille erstaunt und machte ein richtig erfreutes und erwartungsvolles Gesicht.
    Fräulein Bock nickte von neuem und ebenso grimmig wie vorher.
    «Ja, das will ich meinen! Fräulein Frieda Bock in der Tulegata, die dürfte wohl bekannt sein? Sie hat ja auch so eine Nase, auf die man sich bei jedem Wetter verlassen kann, genau wie ich. Oder nicht?»
    «Deine ist allerdings keine anheimelnde Kartoffel, sondern eher wie eine Gurke mit Warzen drauf», sagte Karlsson.
    Filles Interesse für Nasen schien nun doch nicht allzu groß zu sein, denn er sah nicht mehr so erfreut aus. Es hatte eher den Anschein, als wollte er am allerliebsten weglaufen, und es hatte den Anschein, als hätte Rulle das ebenfalls gern getan. Aber Karlsson stand hinter ihnen, und plötzlich krachte ein Schuß, so daß Filie und Rulle vor Schrecken aufsprangen.
    «Nicht schießen!» brüllte Fille, denn jetzt fühlte er Karlssons Zeigefinger in seinem Rücken und meinte, es sei eine Pistole.
    «Her mit der Brieftasche und der Uhr!» rief Karlsson. «Sonst knallt’s!»

    Fille und Rulle kramten aufgeregt in den Rocktaschen, und tatsächlich landeten sowohl die Brieftasche als auch die Uhr genau auf Onkel Julius’ Knien.
    «Da hast du deinen Kram, du Dickwanst!» schrie Fille, und dann flitzten Fille und Rulle wie zwei Blitze zur Tür hinaus, und keiner hielt sie auf.

    Fräulein Bock raste jedoch hinterdrein. Sie verfolgte sie den ganzen Weg durch die Diele und den Flur und bis auf den Treppenabsatz hinaus, und sie rief hinter ihnen her, als sie die Treppen hinunterstürmten:
    «Das erzähle ich aber der Frieda! Du guter Moses, die wird sich freuen!»
    Sie machte noch ein paar Schritte, so, als hätte sie die Absicht, die beiden auch die Treppe hinunter zu verfolgen, und dann rief sie wieder:
    «Setzen Sie Ihren Fuß nicht noch einmal in die Tulegata! Sonst fließt nämlich Blut! Haben Sie verstanden, was ich gesagt habe? Blu-u-u-u-t!»

Karlsson offenbart Onkel Julius die Märchenwelt

    Nach der Nacht mit Fille und Rulle trug Karlsson den Kopf noch höher als gewöhnlich.
    «Hier kommt der beste Karlsson der Welt!» Dieser Ruf weckte Lillebror jeden Morgen, und Karlsson kam hereingeflogen. Jeden Morgen riß er als

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