Der beste Karlsson der Welt
seines Schlafanzuges, um sie Karlsson wiederzugeben. Onkel Julius brauchte sie ja nicht zu sehen, wenn er erwachte, und sich darüber zu wundern, wie sie dahingekommen war.
Lillebror hatte das Gefühl, als pflegte sonst noch mehr auf dem Nachttisch zu liegen, ach ja, richtig, Onkel Julius’ Uhr und die Brieftasche. Die lagen jetzt nicht dort. Aber das brauchte ja Lillebror nicht zu kümmern. Seine Aufgabe war es, Onkel Julius zu wecken, und das tat er.
Onkel Julius fuhr heftig aus dem Schlaf hoch.
«Waf ift denn nun wieder lof?»
Er angelte schnell nach seinen Zähnen und machte sie im Mund fest, und dann sagte er: «Weiß der liebe Himmel, ich fahre bald wieder nach Västergötland zurück, so wie’s hier zugeht! Und dann schlafe ich aber sechzehn Stunden hintereinander, das kann ich euch sagen!»
Dies war wahrhaftig ein Ausspruch, für den er seine Zähne nötig hatte, dachte Lillebror, dann aber setzte er Onkel Julius auseinander, weshalb er kommen müsse, und zwar sofort.
Und Onkel Julius stiefelte los, so schnell ihn seine Beine trugen, Lillebror rannte hinterdrein, Fräulein Bock kam aus ihrer Ecke angewetzt, und nun stürmten sie alle auf einmal in Lillebrors Zimmer.
«Ach, lieber Herr Jansson, Diebe! Ist so was möglich!» rief Fräulein Bock aus.
Ein Karlsson war im Zimmer nicht zu erblicken, das war das erste, was Lillebror feststellte. Das Fenster stand offen. Er mußte zu sich nach Hause geflogen sein. Wie gut, wie außerordentlich gut! Dann brauchten Fille und Rulle ihn ja nicht zu sehen und die Polizei auch nicht. Es war fast zu gut, um wahr zu sein.
«Die sind im Wandschrank», sagte Fräulein Bock, und ihre Stimme klang entsetzt und frohlockend zugleich. Aber Onkel Julius zeigte auf den dicken Klumpen in Lillebrors Bett und sagte:
«Ist es nicht besser, wir wecken lieber erst Lillebror?»
Dann schaute er verwundert auf Lillebror, der neben ihm stand.
«Nanu, der ist ja schon wach, sehe ich. Was liegt denn aber da im Bett?»
Fräulein Bock erschauerte. Sie wußte nur zu gut, was da im Bett lag. Hier gab es etwas viel Schaurigeres als Diebe.
«Etwas Gräßliches», sagte sie. «Es ist etwas ganz Gräßliches! Vermutlich aus der Märchenwelt!»
Da begannen Onkel Julius’ Augen zu leuchten. Er war aber wirklich nicht furchtsam, nein, er streichelte den Klumpen, der sich unter der Decke buckelte.
«Etwas Dickes und Gräßliches aus der Märchenwelt, das muß ich sehen, bevor ich mich mit den Dieben befasse!»
Schnell zog er die Bettdecke zurück.
«Hihi», machte Karlsson und setzte sich eilig im Bett hoch. «Denk bloß, diesmal war’s keiner aus der Märchenwelt, denk bloß, es war nur ich Kleiner! Pech, was?»
Fräulein Bock starrte Karlsson erbost an, und Onkel Julius machte ein sehr enttäuschtes Gesicht.
«Haben Sie diesen Bengel auch nachts hier?» fragte er.
«Ja, aber ich drehe ihm bei nächster Gelegenheit den Hals um, sowie ich Zeit habe», sagte Fräulein Bock. Dann ergriff sie ängstlich Onkel Julius’ Arm.
«Guter Herr Jansson, wir müssen die Polizei rufen!»
Da geschah etwas Unerwartetes. Aus dem Wandschrank hörte man eine barsche Stimme erschallen:
«Im Namen des Gesetzes, öffnen Sie! Polizei!»
Fräulein Bock und Onkel Julius und Lillebror waren mächtig verwundert, aber Karlsson wurde böse.
«Polizei! Das könnt ihr anderen auf die Nase binden, ihr dummen Diebsstrolche!»
Jetzt aber rief Fille aus dem Wandschrank, es stehe strenge Strafe darauf, wenn man Polizisten einschließe, die gekommen waren, um gefährliche Spione zu ergreifen. O ja, jetzt hatten sie was ganz Schlaues ausgeheckt, dachte Lillebror im stillen.
«Sofort öffnen!» brüllte Fille.
Da ging Onkel Julius folgsam hin und schloß auf. Heraus stiegen Fille und Rulle, und sie gaben sich so zornig und polizistenhaft, daß Onkel Julius und Fräulein Bock richtig Angst bekamen.
«Wieso Polizisten?» sagte Onkel Julius zweifelnd. «Sie haben ja keine Uniform an!»
«Nee, wir sind nämlich von der Geheimen Sicherheitspolizei», sagte Rulle.
«Und wir sind gekommen, um den da zu ergreifen», sagte Fille und zeigte auf Karlsson. «Der ist ein ganz gefährlicher Spion!»
Nun aber stieß Fräulein Bock ihr allerschrecklichstes Gelächter aus. «Spion! Der da! Nee, nun hört aber alles auf! Das ist einer von Lillebrors widerlichsten Klassenkameraden!»
Karlsson kam mit einem Sprung aus dem Bett gehüpft.
«Und ich bin obendrein auch noch der Beste in der Klasse», sagte er eifrig. «O ja, ich
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