Der beste Tag meines Lebens
abschütteln. Aber die Schleusen waren geöffnet. »Oder erinnerst du dich noch an die Liste der naturwissenschaftlichen Fehler bei
Der weiße Hai?
Weißt du noch, wie …«
Er beendete den Satz nicht. Denn seine Stimme ging unter in einem ohrenbetäubenden Krach aus dem oberen Stockwerk, gefolgt von wahnsinnigem, hysterischem Geschrei. Die Fischers sprangen auf und rasten, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf.
Sie fanden Colin im Pyjama vor der geöffneten Tür seines Zimmers. Er schrie zusammenhangslos und stieß einen wilden Schwall von Wörtern aus. » ER HAT ES RUINIERT ALLES ZERSTÖRT WARUM HAT ER DAS GETAN ALLES IST KAPUTT ALLES IST DURCHEINANDER ER HAT ES ZERSTÖRT ALLES RUINIERT …«
Mr. Fischer näherte sich ihm langsam, mit leiser, beruhigender Stimme, die Arme entspannt, die Hände offen. Sorgsam achtete er darauf, Colin nicht zu berühren oder auch nur den Anschein zu erwecken, er würde das tun. Es war nicht das erste Mal, dass sie so etwas erlebten, und es würde nicht das letzte Mal sein. »Colin, Junge. Was ist passiert? Sag mir, was passiert ist?«
Mrs. Fischer schaute an Colin vorbei und erkannte sofort, was der Grund von Zorn und Panik war. Sein Bett war ungemacht, das Bettzeug heruntergerissen. Die akkuraten Bücherstapel waren aus den Regalen gefegt, und alles, was sich auf seinem Schreibtisch befunden hatte, bildete einen Haufen auf dem Boden. Es sah aus, als hätte jemand es mit einer einzigen Armbewegung runtergewischt. Unter der Pinnwand aus Kork lagen die Fotos, die er so gewissenhaft ausgedruckt, angeordnet und befestigt hatte, wie Herbstlaub verstreut auf dem Fußboden. Manche waren noch mit Schnüren verbunden.
In tröstendem Ton versicherte Mrs. Fischer: »Keine Sorge, Colin. Gräm dich nicht. Wir bringen das wieder in Ordnung, Colin.« Absichtlich betonte sie seinen Namen. Es war eine Möglichkeit, ihn zu erreichen, wenn er sich in diesem Zustand befand. Sie streckte eine Hand aus, um seinen Arm zu drücken – manchmal gestattete Colin ihr Berührungen, die seinem Vater unter keinen Umständen erlaubt waren –, doch Colin entwand sich ihr sofort. Anklagend deutete er mit dem Zeigefinger den Flur hinunter.
» WARUM HAST DU DAS GETAN WARUM HAST DU ALLES KAPUTT GEMACHT DU HAST ALLES ZERSTÖRT DU HAST ALLES RUINIERT …«
Danny stand auf der Türschwelle zu seinem eigenen Zimmer. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen niedergeschlagen. Dazu hatte er eine Miene aufgesetzt, die Colin als TROTZIG eingestuft hätte, wäre er in der Lage gewesen, vernünftig zu denken. »Was denn?«, sagte Danny, was eher nach Herausforderung als nach einer Frage klang.
Colin machte einen Satz auf seinen jüngeren Bruder zu und kreischte: » WARUM HAST DU ALLES KAPUTT GEMACHT ?« Sein Vater warf sich dazwischen und schlang die Arme um ihn. Mr. Fischer hielt seinen Sohn sehr fest. Sein Gesicht war an der Schulter des Vaters vergraben.
Dabei handelte es sich um eine extreme Maßnahme. Für Außenstehende hätte es vielleicht ausgesehen, als ob er versuche, seinen Sohn zu ersticken, doch der starke, gleichmäßige Druck auf Colins lange Brustnerven beruhigte ihn langsam. [26] Sein heftiges Keuchen wurde tatsächlich gleichmäßiger. Und je mehr Sauerstoff Colins Organismus dadurch erhielt, umso ruhiger wurde er.
Während Colins Verkrampfung nachließ, richtete sich die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf Danny. »Was hast du getan?«
Danny schaute auf seine Füße und vermied den Blick seiner Mutter. »Ich konnte meinen iPod nicht finden«, murmelte er. »Und da dachte ich, Colin hätte ihn sich vielleicht genommen.«
Seine Antwort machte alles wieder zunichte, was sein Vater bis dahin erreicht hatte. » DAS HABE ICH NICHT ICH NEHME NIE ETWAS VON DEINEN SACHEN ICH MAG DEINE MUSIK NOCH NICHT MAL …«
Mr. Fischer verstärkte seinen festen Griff. »Colin, ganz ruhig.«
Mühsam gelang es ihm, Colins neuerlichen Ausbruch aufzufangen, und er hielt ihn weiter fest, während seine Frau auf Danny zumarschierte. Der kleinere Junge wich zurück, und das, obwohl seine Mutter ihm sein Leben lang nie mehr als einen leichten Klaps auf den Po gegeben hatte. Seine Reaktion war rein instinktiv. Auf einer bestimmten Ebene wissen alle Kinder, dass ihre Mütter theoretisch in der Lage wären, sie zu töten und aufzufressen. Danny machte da keine Ausnahme.
»Und das gibt dir das Recht, sein Zimmer auseinanderzunehmen?«, fragte Mrs. Fischer. Sie merkte, wie zornig sie war, und
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