Der Bestienhelm
Wasser und richtete Alton auf den Rücken des Priesters. »Es hat keine Eile«, sagte er zwischen den einzelnen Schwimmstößen. »Ich brauche dich lebend, Aerinnen.«
Er hoffte, dass das Pergament mit dem Bildnis der unbekannten Schönen keinen Schaden nahm. Er hatte es in der Innentasche des Wamses, in Leder eingeschlagen. Langsam und dadurch fast geräuschlos schwammen sie auf einen Punkt zu, der weiter nördlich vom Ende des zerfallenen Stegs lag. Im Mondlicht funkelte immer wieder die glasartige Haut des runden Gesichts von Aerinnen auf, und die Wassertropfen darauf erzeugten seltsame Reflexe.
Noch etwa dreihundert Schritt waren sie von den Felsen, dem Hang und dem schützenden Gestrüpp entfernt, als sich weit hinter ihnen eine gellende Stimme erhob. »Feinde bei den Schiffen! Zu den Waffen!« schrie jemand laut.
Feitheam! fuhr es Mythor durch den Sinn. Der zweite Dämonenpriester war schneller aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit erwacht, als er es sich wünschen konnte.
Er knurrte wütend: »Lass dich nicht von falscher Hoffnung leiten, Priester. Noch haben uns deine Caer nicht eingefangen.«
»Du musst, wahnsinnig sein«, gab der Priester stoßweise zurück und schwamm, als er die Spitze des Schwertes zwischen den Schulterblättern spürte, etwas schneller. »Du forderst... uns und den Großen Drudin heraus. Das überlebst. du nicht.«
»Wart's ab!« knurrte Mythor. Hinter ihnen hallte Feithearns Stimme über das Wasser und schreckte die Krieger im Lager auf.
Der Dämon in Feithearn schien die Gewalt über die Stimmbänder übernommen zu haben. Es war unmöglich, dass ein erwachsener Mann derart laut und durchdringend schreien konnte. Es klang wie eine Kriegsfanfare. »Helft mir! Die Nyrngorer haben Aerinnen entführt. Sucht die Schiffe und das Ufer ab! Zu den Waffen! Bringt viele Fackeln mit.«
Mythor fühlte keine Angst. Noch nicht. Bis die Caer auch im Wasser und an diesem Teil des Ufers nach ihnen suchen würden, waren sie in sicherer Entfernung. Er wandte den Kopf und blickte quer über die Bucht hinüber zum Lager. Dort herrschte, während Feithearn noch immer schrie, bereits große Aufregung. Gestalten, die Fackeln hoch über den Köpfen trugen, rannten zwischen den Zelten heran. Waffen klirrten, und Kommandos wurden gebrüllt. Vom anderen Ende der Zeltstadt her erklang das Geräusch von Pferdehufen. Jemand blies mit einem schaurig klingenden Horn irgendwelche Signale. Alle Geräusche hallten durchdringend und klar über das stille Wasser der Bucht und brachen sich an den steinernen Wänden der verlassenen und geplünderten Hafengebäude.
Die Geräusche der beiden schwimmenden Männer aber wurden von dem Knarren und Ächzen der vielen Schiffe verschluckt.
»Ich kann nicht mehr. Das Wasser. ist zu kalt!« stöhnte Aerinnen nach einer Weile. Das Ufer, dessen Linie sich undeutlich gegen den Sternenhimmel abzeichnete, war ein gutes Stück näher gekommen.
»Bitte deinen Dämon, dass er deine Kräfte verdoppelt!« spottete Mythor und schlug mit dem Gläsernen Schwert nach Aerinnen. Entweder half der Dämon tatsächlich, oder Aerinnen verfügte noch über eigene Kraft. Jedenfalls schwamm er schweigend und angestrengt weiter. Wieder drehte sich Mythor um. Auch auf dem abseits ankernden Schiff der Dämonenpriester erschienen jetzt Lichter und Fackeln. Feithearn hatte offensichtlich die Wächter befreit und es geschafft, dass sie wieder aus der Besinnungslosigkeit erwachten.
Aus dem Lager rannten Caer und suchten die Ufer ab.
Es war deutlich zu erkennen, dass sie binnen kurzer Zeit auch den Hafen und die vertäuten Schiffe erreichen würden. Und es war zweifelhaft, ob es Nottr schaffte, Mythor [mit einem Ersatzpferd entgegenzukommen.
Weiter. Mythor wagte nicht, das unersetzliche Schwert, dessen Schneide im Wasser glühte, in den Gürtel zurückzuschieben. Er schwamm und wechselte das Schwert von der rechten in die linke Faust. Seine Muskeln begannen im eisigen Wasser starr zu werden. Jetzt schoben am anderen Ende der mondsichelförmigen Bucht einige Caer Boote ins Wasser und ruderten auf das Schiff Feithearns zu. Fackellicht geisterte in langen Bahnen über die kleinen Wellen.
»Ich kann. nicht mehr. Alles ist erstarrt. Ich bekomme keine Luft mehr!« stieß der Priester vor ihm aus.
»Wir sind gleich am Ufer. Wenn du nicht mehr kannst, schlage ich dich bewusstlos und zerre dich hinter mir her«, gab Mythor ebenso stoßweise zurück. Lange hielt auch er es nicht mehr aus. Ihm schien bisweilen, als
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