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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Kalathee schleppten die Ausrüstung aufs Schiff. Als Elivara ihren Mantel und die Tücher ablegte, erschraken sie alle.
    Die junge Frau zitterte im Fieber. Ihr Gesicht glühte förmlich, ihre Finger flogen. Von der Stirn aus überzog ein milchiger Schorf wie kristallisierendes Glas die Haut ihres Gesichts.
    Sadagar nahm Kalathees Hand und zog die junge Frau hinüber zu Elivara. Leise sagte er: »Hilf ihr! Hole nasse Tücher und kühle ihr Gesicht. Königin! Wie fühlst du dich? Was können wir tun?«
    Sie verkrampfte die Finger ineinander und flüsterte: »Holt Mythor! Nur er kann helfen. Bringt mich dort auf die Liege!«
    »Wir tun alles«, versprach Steinmann Sadagar. »Zuerst du, Nottr. Komm mit mir!«
    Sie verließen die feuchte Kabine, die sich langsam erwärmte. Sadagar und Nottr verständigten sich schnell. Der Lorvaner löste die Zügel von drei Pferden, ließ aber die Ausrüstung von König Carnen am Sattel des vierten Tieres.
    »Wenn ihr den Priester mitbringt, ist er zu Pferde schneller da«, sagte Sadagar. »Pass gut auf dich auf und reite nicht in eine Caer-Falle, Freund!«
    »Werd's schon richtig machen«, brummte Nottr. »Sieh zu, dass die Königin es gut hat!«
    »Ich verspreche es.«
    Nottr ließ die flache Hand auf die Kruppe des Pferdes herunterklatschen, riss an den beiden Zügeln und sprengte davon. Er konnte ziemlich sicher sein, dass Mythor und der Dämonenpriester, falls Mythors Plan geglückt war, etwa denselben Weg nehmen würden.
    Nottr ritt in den eigenen, schwach sichtbaren Spuren zurück nach Süden. Er stand immer wieder in den Steigbügeln auf und starrte wachsam nach vorn. Irgendwo dort würde eine oder würden zwei Gestalten auftauchen müssen. Er hoffte es wenigstens, denn der letzte Blick in Elivaras Gesicht hatte ihm neuen Schrecken eingejagt.
    Während Kalathee versuchte, Elivaras Zustand erträglicher zu machen, durchstreifte Steinmann Sadagar das Schiff. Er hielt eine winzige Öllampe in der Hand.
    »Ist wirklich ein königliches Schiff«, murmelte er. »Aber es ist lange nicht gesegelt worden.«
    Sadagar entdeckte Tauwerk, ein zweites Segel, allerlei Holzteile und Krüge in vielen Größen, die mit breiten Bändern befestigt waren. An vielen Stellen war entweder der Kopf oder der ganze Körper eines springenden Einhorns, meist in rundem Wappenfeld, angebracht. Nahrungsmittel sah er keine, aber Ersatzriemen, Waffen und Ballast. Das Schiff war trocken, die Fugen der Längsbeplankung waren auf das sorgfältigste gearbeitet. Ein merkwürdig hochgebautes Bugkastell erhob sich vor dem Bugspriet. Sadagar löste die laufenden Taue und duckte sich unter dem heruntersackenden schweren Segel durch, dessen Stoff sich mit Feuchtigkeit vollgesogen hatte.
    Die Kurnis schaukelte wieder, als das eine Ende der Rah hochschnellte und die nassen Taue auf Deck fielen.
    »Jetzt brauchen wir nur noch Mythor und ein Wunder«, sagte Sadagar, tastete sich entlang der Reling und bückte sich unter dem Schott, das in den Heckraum führte.
    Elivara lag halb zusammengekrümmt in den Schlingen des Bestienhelms auf dem Lager. Kalathee versuchte, mit nassen Tüchern die Kruste auf der Stirn zu beseitigen, aber sie wuchs weiter, von den Zähnen des regungslosen Schlangenschädels ausgehend, über die Stirn, von den Ohren her und vom Hals aufwärts. Das Gesicht Elivaras war kreideweiß und völlig blutleer. Die Augen, weit aufgerissen, zeigten den Schmerz und die Verzweiflung deutlicher als das Stöhnen, das ab und zu aus der Kehle der jungen Frau drang. Elivaras Körper verströmte die Hitze eines schlimmen Fiebers.
    »Sie ist in einem üblen Zustand, Sadagar«, klagte Kalathee. »Sie versteht nicht mehr, was ich sage.«
    »Holt. Mythor!« stöhnte Elivara.
    »Nottr ist unterwegs«, beteuerte Sadagar. »Bald werden sie zurückkommen. Es muss in kurzer Zeit hell werden.«
    »Bringt. Mythor zu mir«, flüsterte Elivara. Sie hatte die Antwort nicht mehr verstanden.
    Sadagar war ratlos, und ebenso ratlos war Kalathee. »Was sollen wir tun?« fragte sie flüsternd.
    »Warten«, entgegnete Sadagar und ließ sich auf einen Hocker fallen. Dann sprang er wieder auf, riss einen Schild und ein Enterbeil aus den Halterungen und stürmte hinauf an Deck. Er kletterte auf das Dach des Heckaufbaus und lehnte sich gegen die Reling über dem Ruder.
    Aus den verhängten Luken des unter seinen Sohlen liegenden Raumes drang kein Lichtschimmer nach außen. Jetzt, zwischen Nacht und Morgen, frischte der Wind aus dem Westen etwas auf.

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