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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Licht der Sterne und des Mondes reichte aus, um einigermaßen gut voranzukommen.
    Die Mauern Nyrngors und die Flammen der Brände blieben zurück. Kein Caer schien genau zu wissen, wo er zu suchen hatte. Aber der Vorsprung Mythors war gering. Eine einzige berittene Patrouille konnte sie entdecken und Mythors kühnes Unternehmen zu einem Debakel werden lassen.
    Mythor hob wieder das Schwert und unterdrückte jedes Mitgefühl mit dem erschöpften Priester. Er schlug ihm die Breitseite der Waffe über die Schulter und rief: »Beeil dich! Wir wollen die Königin nicht unnötig warten lassen.«
    Der Priester knurrte in ohnmächtiger Wut: »Vielleicht kann ich mich nicht mehr rächen. Aber Drudin wird dir ein Ende bereiten, das. das du dir nicht wünschst.«
    »Darauf will ich es ankommen lassen«, versetzte Mythor unbeeindruckt.
    Es war wohl bereits Mitternacht oder später. Der Schweiß Mythors mischte sich mit der Nässe seiner Kleidung. Sie trocknete nur sehr langsam, aber das schnelle Laufen verhinderte, dass sie sich eiskalt an die Haut legte. Die zwei Männer liefen zwischen den Furchen von Äckern, entlang staubigen Weiden und über kaum noch zu erkennende Pfade in nördliche Richtung. Das Lärmen hinter ihnen wurde leiser, die Fackellichter verschwanden, nachdem Aerinnen und Mythor einen Hügel zwischen sich und die Caer gebracht hatten. Nur noch der Widerschein der Flammen verdeckte an einer Stelle das kalte Licht der Sterne.
    Während Mythor seinen Gefangenen mitleidlos vor sich her trieb, dachte er an die Freunde und den Bestienhelm, der um Elivaras Kopf lag, an den Schlangenkörper, der sich um ihre Schultern und Arme wand. Er wusste, dass die junge Königin unter unvorstellbaren Qualen wahnsinnig werden würde, falls er den Schlupfwinkel und die Kurnis nicht rechtzeitig erreichen konnte.
    *
    Die Kurnis war kein großes Schiff, aber schon die Form des schlanken Rumpfes und der kühn aufwärts geschwungene Kiel, der in einen Tierschädel mit weit aufgerissenem Rachen auslief, verrieten Seetüchtigkeit und Schnelligkeit. Von dem einzigen Mast hing der Balken der Rah mit dem aufgeknoteten Segel schräg herunter.
    Nottr und Sadagar kletterten an Bord. Das Heck war weit auf den Strand heraufgezogen worden. Rund um das winzige Stück Land erhoben sich schwarze, gerundete Felsen. Die Kurnis war gut versteckt.
    Kalathee hielt die Zügel der Pferde. Die junge Königin saß starr und schweigend im Sattel. Mit schnellen Sprüngen, die Waffen in den Händen, kontrollierten die beiden Männer das Schiff. Sie hatten zwar nicht erwartet, dass die Caer es entdeckt haben könnten, aber sie gingen kein Risiko ein.
    Nottr tauchte auf dem Dach des Heckaufbaus aus einer Luke auf und rief: »Schiff leer. Gibt keine Gefahr, niemand ist da!«
    Er lief zur Backbordreling und sprang hinunter. Als er vor Elivaras Pferd stand, sagte er: »Wir müssen das Schiff ins Wasser schieben. Dann reite ich Mythor entgegen.«
    »Einverstanden«, antwortete Elivara zögernd. »Hilf mir aus dem Sattel, Nottr!«
    In der winzigen Bucht zwischen den Felsen und den kahlen Bäumen war es fast windstill. Zuerst wurden die Pferde an einem Baum angepflockt, dann hängten Nottr und Sadagar wortlos ein Ruder aus, schoben es unter das Heck des kleinen Einmasters und wuchteten den Bootskörper handbreitweise ins Wasser. Je größer das Stück des Bugs und der Schiffsmitte wurde, das im Wasser schwamm, desto leichter ging die Arbeit vor sich.
    »Kalathee!« ächzte Nottr. »Bring die Ausrüstung hierher! Zum Heck. Ja?«
    Die überschlanke junge Frau schlug den Mantel zurück und schnallte die Waffen und die Packen von den Sätteln, sie lief zwischen den Pferden und den Männern hin und her. Elivara stand schweigend unter dem Heck und zitterte.
    Sie zwangen sich alle, nicht an Mythor zu denken beziehungsweise nicht daran, dass er scheitern könnte. Die Kurnis schwankte bereits auf den Wellen, ihr Mast pendelte hin und her. Nottr warf zwei dicke Taue an Land, und Sadagar befestigte sie mit ungeschickten Knoten am untersten Teil des nächsten Baumstamms.
    Schließlich plätscherte auch Wasser unter dem Heck des Bootes. Ein paar kräftige Stöße, und die Kurnis schwamm frei.
    Nottr lief auf Elivara zu.
    »Königin!« sagte er atemlos. »Ich hebe dich hinauf. Es wird alles gut werden. Komm!«
    Sadagar fand eine Strickleiter und warf sie über die Reling. Sie halfen Elivara an Deck, brachten sie in den großen Raum im Heck und entzündeten dort Öllampen. Nottr und

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