Der Bestienhelm
ob vom Schwert Alton Wellen von Wärme und neuer Kraft ausgingen, aber sicher waren es nur seine überreizten Nerven, die ihm dies vorgaukelten.
Die Gruppe kantiger Felsen, die den Übergang des Hafengeländes zum Ödland des nördlichen Strandes bildeten, war nahe. Die plätschernden Wellen brachen sich an den Steinen und warfen Abfall an den Geröllstrand.
Etwa ein Dutzend Boote wurden kreuz und quer über das Wasser gerudert. Überall waren Fackeln. Vom Heck des schwarzen Dreimasters schrie der junge Dämonenpriester: »Sucht sie! Aerinnen ist in ihrer Gewalt! Drudin wird furchtbare Rache nehmen, wenn ihr ihn nicht findet!«
Überall auf dem Streifen zwischen Hafen, Lager und Wasser kamen die fackelschwingenden Gestalten näher. Und aus dem Lager rannten immer mehr Caer heraus, bewaffnet und voller Jagdeifer. Die Drohung, die Feithearn ausgestoßen hatte, schien sie in panische Furcht versetzt zu haben. Das erste Boot erreichte den Dreimaster und hielt hinter dem Heck an. Hastige Worte wurden gewechselt. Andere Boote suchten zwischen den Reihen der schlanken Schiffe im Hafen. Mehr und mehr Fackeln tauchten zwischen den Fronten der Gebäude auf.
Noch zehn Schwimmstöße. Dann schlugen Mythors Knie gegen Kiesel und Steine. Er sprang auf und verwünschte das Wasser, das plätschernd aus seiner Kleidung lief und tropfte. Mit einem schnellen Griff packte er Aerinnen im Nacken und zerrte ihn an den Strand. Mythor deutete den Hang hinauf und sagte: »Ein schneller Lauf wird dir mehr Wärme zurückgeben, als dir lieb ist. Vorwärts! Und keine Geräusche, keinen Schrei. Es wäre dein sicherer Tod.«
Er trieb Aerinnen vor sich her. Sie rannten die letzten Schritte durch das seichte Wasser, sprangen über Schwemmgut, das auf dem Strand lag, dann erreichten sie den Hang hinter der Felsengruppe. Jede Bewegung, die Mythor machte, lockerte die verkrampften Muskeln. Er holte tief Luft und packte Aerinnen mit eisenhartem Griff am Oberarm. Der Priester ließ sich mitziehen, und seine Todesangst schien groß genug zu sein, dass er weder schrie noch Widerstand leistete. Sie rannten und stolperten, immer wieder mit ihrem nassen Zeug ausrutschend, den Hang hinauf. Das erste, am weitesten nach vorn geruderte Boot befand sich jetzt genau dort, wo sie hinter dem zweiten Dreimaster vorbeigeschwommen waren.
Aerinnen keuchte auf und rief: »Du bist ein Narr. Keiner von uns wird das Ziel erreichen.«
»Das kannst du mir überlassen«, antwortete Mythor und riss den Dämonenpriester mit sich.
Er zog ihn über die Kante des Abhangs. Rechts von ihnen war in der Dunkelheit ein Stück der Mauer Nyrngors zu erkennen. Hier verlief die Mauer von Westen nach Osten, und man sah weder Verteidiger noch Angreifer. Aber hinter der Mauerkrone brannten Häuser, und dumpf erscholl der Lärm vieler kleiner Kämpfe. Sie hasteten weiter. Am höchsten Punkt des Ufers blieb Mythor stehen, zielte mit dem Schwert nach der Brust seines Gegners und überblickte das gesamte Panorama.
Das Oval des ausgestorbenen Hafens hatte sich gefüllt. Überall ruderten Caer die kleinen Boote hin und her und leuchteten mit den Fackeln die Wasseroberfläche aus. Eine Gruppe Krieger enterte gerade den schwarzen Dreimaster mit seinen düsteren Verzierungen. Wachen rannten aufgeregt an Deck entlang. Das Geschrei Feithearns hatte aufgehört. Aber die Caer, die den Strand absuchten, hatten inzwischen den gesamten Hafen besetzt, suchten in den Gebäuden und drangen entlang den Kaianlagen auf die Felsengruppe vor. Mythor erkannte, dass noch keine unmittelbare Gefahr drohte.
»Weiter!«
Er ließ das Schwert durch die Luft pfeifen. Wieder stieß Alton jenes stöhnende Wimmern aus. Der Laut schien den Priester in Furcht zu versetzen, er stand zitternd da und starrte Mythor an. Die glasähnliche Haut seines Gesichts zerbrach in tausend Falten, als er aufstöhnte und wie von Furien gehetzt davonrannte. Mythor lief mit großen Schritten hinter ihm her, nach Norden, immer in geringer Entfernung von der Trennlinie zwischen Wasser und Land.
»Schneller!«
Der Dämonenpriester gehorchte noch immer den Befehlen Mythors. Vermutlich erkannte der Dämon die drohende Gefahr, die von Alton ausging. Der kleine, dicke Mann rannte vor Mythor her, und je länger er lief, desto kräftiger schien er zu werden.
Mythors Kleidung dampfte, sein Atem bildete Dampfwolken in der kalten Nachtluft, aber er spürte die eisige Kälte nicht mehr. Er erkannte den Weg vor sich nur undeutlich, doch das spärliche
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