Der Bestseller
zu verdächtigen?«
Ich erzählte ihm von meinem Streit mit Parker und von meinem Entschluß, ihn loszuwerden.
»Aber natürlich wollte ich ihn nicht so loswerden.«
»Tja«, sagte er, »dann wollen wir mal sehen, was dieser Lieutenant Hatcher dazu zu sagen hat.«
Als hätte die Nennung seines Namens ihn heraufbeschworen, stand Hatcher plötzlich neben mir.
»Mr. Barlow«, sagte er. »Schön, daß Sie gekommen sind.« Er wandte sich an Alex. »Und Sie sind...«
»Alexander Margolies. Ich bin Rechtsanwalt.«
Hatcher nickte. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Kommen Sie bitte mit in mein Büro.«
Wir folgten ihm ergeben durch einen Flur mit einem Wasserspender und einem Münztelefon, die beide gerade von uniformierten Polizisten benutzt wurden. An einem Schwarzen Brett hing ein Plakat — wahrscheinlich die Steckbriefe der zehn meistgesuchten Verbrecher. Die Wände waren in einem Farbton gestrichen, den man gewöhnlich als »Klogrün« bezeichnet und der ebenso häßlich wie antiseptisch ist.
Hatchers Büro wirkte nicht unpersönlich, aber auch nicht gerade einladend. Ein Schreibtisch, ein Stuhl, ein paar abgenutzte Besuchersessel, einige Aktenschränke, ein Computer mit Drucker, und an den Wänden nichts als ein Kalender des Sierra Clubs. Ich weiß nicht, wie ich mir Hatchers Schreibtisch vorgestellt hatte — jedenfalls war er ziemlich aufgeräumt: je ein Kasten für eingehende und ausgehende Akten, eine Schreibunterlage, ein Telefon und eine Akte, die er jetzt aufschlug. Alex und ich setzten uns und warteten. Hatcher blätterte einige lange Sekunden und fand schließlich das Protokoll meiner Aussage; jedenfalls nahm ich an, daß es sich um meine Aussage handelte.
»Nur ein paar Routinefragen, Mr. Barlow«, sagte er als Eröffnung. Ich machte mich gefaßt. Gibt es in einem Mordfall so etwas wie Routine? Vermutlich. Und doch ist jeder Mord — und jeder Mörder — anders. Es gibt eine unendliche Zahl von Variationen dieses Verbrechens, das immerhin so alt ist wie die Geschichte von Kain und Abel.
»Zunächst einmal«, sagte er, »möchte ich mehr über Ihr Verhältnis zu dem Opfer wissen.«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, welche geschäftliche Abmachung wir hatten.«
Hatcher seufzte deutlich ungeduldig. »Ich meine: Wie sind Sie miteinander ausgekommen?«
»Gut genug, um miteinander zu arbeiten.«
»Aus den Aussagen Ihrer Mitarbeiter geht hervor, daß Sie mit Foxcroft eine Reihe von Meinungsverschiedenheiten hatten. Das klingt nicht so, als hätten Sie gut zusammengearbeitet, finden Sie nicht auch?«
Er erwartete offenbar eine Antwort, doch ich zuckte nur die Schultern.
»Sie wollten ihn loswerden, stimmt’s?«
»Das wäre eher ein Grund für Foxcroft gewesen, mich umzubringen, als umgekehrt.«
»Welcher Art sind die finanziellen Schwierigkeiten, in denen Ihr Verlag steckt, Mr. Barlow?«
Ich sah Alex an, der den Kopf schüttelte. »Das sind vertrauliche Informationen, Lieutenant, und ich rate meinem Mandanten, diese Frage nicht zu beantworten.«
»Na gut«, sagte Hatcher und schlug einen neuen Kurs ein. »Besitzen Sie eine Waffe, Mr. Barlow?«
»Nein.« Ich wollte hinzufügen, daß ich Waffen und die verderbliche Wirkung, die sie auf unsere Gesellschaft haben, verabscheue, daß ich sie, wenn ich könnte, mit einem Schlag vernichten würde und daß ich, wenn ich schon Gott spielen durfte, die National Rifle Association ebenfalls auslöschen würde, einfach so: Peng! Du bist tot! Ich sah jedoch den Polizeirevolver in Hatchers Schulterhalfter und hielt es für besser, meine Meinung für mich zu behalten.
»Aber Sie kennen sich mit Schußwaffen aus.«
»Ich kenne sie eigentlich nur aus Kriminalromanen, Lieutenant. Und wie ich Ihnen ja schon gesagt habe, war ich beim Geheimdienst der Air Force und weiß, wie man mit einer .45er umgeht.«
Hatcher fragte weiter und sah hin und wieder in seine Unterlagen. Was ich über Foxcrofts Verhältnis zu den anderen Mitarbeitern des Verlags wüßte? Zu Harry Bunter zum Beispiel? Zu Lester Crispin? Zu Sidney Leopold? Ich gab nichtssagende Antworten.
Schließlich stand Alex auf und sagte: »Lieutenant, ich rate meinem Mandanten, keine weiteren Fragen mehr zu beantworten, insbesondere nicht solche, die Angestellte seines Verlages betreffen. Diese Fragen tun nichts zur Sache. Ich darf wohl annehmen«, fuhr er fort, »daß kein Verdacht gegen meinen Mandanten besteht.«
»Im Augenblick nicht«, sagte Hatcher und erhob sich ebenfalls.
>Im Augenblick?< dachte
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