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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen, Nick«, sagte Poole.
    Nach diesen Formalitäten überlegte ich, wie es weitergehen sollte. Wo sollten wir anfangen?
    »Haben Sie schon irgendwelche Vorarbeiten für Ihren Krimi?« fragte ich. »Einen Entwurf vielleicht?«
    »Ist das nötig? Warum nicht einfach kopfüber hineinspringen?«
    »Lieber mit den Füßen voran«, antwortete ich. »Ein Entwurf ist, wenn Sie wollen, so etwas wie Ihr Rettungsring. Ein Krimi ist letztlich ein Puzzle, aber eins, das vom Ende her konstruiert sein muß. Zuerst müssen Sie wissen, wer das Opfer sein soll, wer der Mörder ist und warum das Opfer ermordet wird — aus welchem Motiv also.«
    Ich ging zu einem meiner Regale und zog Kenneth Silvermans Biographie über Edgar Allan Poe hervor. Ich schlug eine markierte Seite auf und las laut: »>Keine andere Romangattung demonstriert so deutlich die Notwendigkeit, von Anfang an auf ein bestimmtes Ende, eine bestimmte Wirkung hinzuarbeiten und diesem Ziel alle Elemente der Geschichte unterzuordnen.<
    Genau!« sagte ich. »Ich glaube, was Silverman da geschrieben hat, ist so wichtig, daß ich es Ihnen ebenfalls empfehle.«
    »Schreibt jeder Krimiautor zuerst einen Entwurf?« fragte Poole.
    »Nicht alle, die ich kenne, tun das. Ed McBain zum Beispiel tut es nicht, und seine Romane können es mit dem, was heute so geschrieben wird, allemal aufnehmen. Jeder nach seinem Geschmack.«
    »Ich werde es beherzigen. Übrigens...«
    »Ja?«
    »Werden Sie die Gesellschaft von Schriftstellern ab und zu auch mal leid?«
    »Ja, einmal im Jahr.«
    »Und wann ist das?«
    »Auf der ABA . Wo Sie Bücher signiert haben. Einer meiner Lieblingstermine auf der ABA ist der Lunch bei Oblivion Press.«
    »Oblivion Press? Was ist das?«
    »Das sind ein paar Leute aus der Verlagsbranche, die sich jedes Jahr auf der ABA treffen und ein paar gemütliche Stunden miteinander verbringen. Oblivion Press existiert natürlich nicht — das heißt, es ist kein echter, sondern ein imaginärer Verlag, den wir in einem Anflug von Übermut und Selbstironie gegründet haben. Wenn man von Buchhändlern, Agenten, Verlagsgeschäften und Autoren genug hat, ist man reif für Oblivion Press.«
    »Aha«, sagte Poole. »Na ja.«
    Bei den Vorstandssitzungen von Oblivion Press trinken wir reichlich, erzählen uns Witze, erfinden absurde Titel und Autoren und lachen ausgiebig über unseren Insiderhumor. Ein Zeitschriftenreporter, der an einer unserer Sitzungen teilnehmen durfte, beschrieb uns als »einen Haufen nicht mehr ganz junger Witzbolde«. Offenbar war es ein Fehler gewesen, ihn einzuladen, aber andererseits war es auch nicht unsere gelungenste Veranstaltung.
    »Dann haben Sie also gelegentlich von Autoren die Nase voll?« fragte Poole. »Vielleicht sogar gestrichen voll?«
    »Dazu kann ich Ihnen eine Geschichte erzählen, Herbert.
    Ein junger Schriftsteller, dessen erster Roman gerade bei Simon and Schuster erschienen war, wurde von dem damaligen Cheflektor Peter Schwed einem der Gründungspartner des Verlages, M. Lincoln Schuster, vorgestellt. Schuster war schon recht alt, hatte aber noch immer ein Büro bei S. and S. und kam regelmäßig in den Verlag, auch wenn es dort für ihn nicht viel zu tun gab. >Mr. Schuster<, sagte Schwed, >ich möchte Ihnen Mr. Soundso vorstellen. Sein erster Roman ist gerade bei uns erschienene Der alte Mann sah auf und sagte: >Ein Autor, hm? Diese Autoren... schreiben immer noch Bücher.< Und dann: >Sie werden es nie lernen.<«
    Poole lachte, doch ich spürte, daß er diese Anekdote nicht wirklich witzig fand. »Tja«, sagte er, »wenn Sie es so sehen wollen...«
    »Ich könnte jetzt sagen, daß ein paar von meinen besten Freunden Schriftsteller sind, aber das würde nicht ganz stimmen. Ich verbringe meine Zeit viel lieber mit Malern und Schauspielern, ja sogar mit Musikern, die die am wenigsten intelligenten Künstler sind. Und mit Polizisten, besonders mit Polizisten. Mit jedem, der eine gute Geschichte zu erzählen hat.
    Und ich glaube, daß Sie eine gute Geschichte zu erzählen haben. Wird es ein guter Krimi werden?«
    »Ich hoffe es. Sie werden es ja sehen, wenn Sie meinen Entwurf lesen. Ich werde heute anfangen, ihn zu schreiben.«
    »Gut. Was möchten Sie noch wissen?«
    »Wie wär’s mit echten Verbrechen?«
    »Schießen Sie los.«
    »Parker Foxcroft«, sagte er. »Haben Sie eine Ahnung, wer ihn umgebracht haben könnte?«
    »Sie sind nicht der erste, der mich das fragt«, antwortete ich. »Und Sie werden

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