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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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wohl auch nicht der letzte sein. Also...«
    Ich erzählte ihm von meinem Besuch bei Judith Michaelson. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß ihr Motiv das stärkste von allen war, die ich bis jetzt entdeckt hatte. Sie haßte Parker, und für sie wäre es eine poetische Gerechtigkeit gewesen, ihn mit der Waffe zu erschießen, mit der ihr Mann sich umgebracht hatte. »Meinen Sie nicht auch, Herbert?«
    »Das kann ich im Augenblick nicht sagen. Dazu weiß ich noch zu wenig.«
    Ich zählte die Verdächtigen auf und endete bei Harry Bunter — wobei mir einfiel, daß ich irgendwann mit seiner Frau sprechen mußte.
    »Jetzt wissen Sie praktisch alles, was ich weiß«, sagte ich zu Poole. »Falls Sie irgendeine gute Idee haben...«
    »Sind Sie der erste, dem ich es sagen werde.«
    Und das war das Ende unserer Unterhaltung. Er verabschiedete sich und versprach, er werde am Montag wieder da sein.
    »Ich werde das Wochenende in meinem Haus auf Fire Island verbringen.«
    »Der Lohn des Pan?«
    »Es geht nichts über einen Bestseller«, sagte er. »Der reinste Goldesel — aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen.«
    »Also dann, bis Montag, Herbert.«

    Drei Uhr rückte näher, und damit mein Termin mit Sarah Goodall. Ich sah schon kommen, daß ich den Eismann — oder wie auch immer das Buch mal heißen sollte — bearbeiten würde. Sidney Leopold, der Goodall entdeckt hatte, lektorierte nur ungern Bücher, in denen Menschen auf gräßliche, grausame Weise umgebracht werden oder in denen der Held übel zusammengeschlagen wird, wie in den meisten Detektivromanen. Diese Manuskripte landeten dann auf meinem Tisch.
    Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit klopfte es, und Sidney und Sarah Goodall traten ein.
    Ich hatte keine Erwartungen gehabt, und darum kann ich nicht sagen, daß ich völlig überrascht war — nur ein wenig verwundert.
    Sie war mittelgroß und eher untersetzt, hatte sehr kurz geschnittenes Haar und trug ein T-Shirt, auf dem unter zwei ineinander verschlungenen ♀ -Zeichen »wir sind überall« stand. Das störte mich nicht so sehr, doch beunruhigend fand ich den kleinen goldenen Ohrring, der nicht in ihrem Ohrläppchen, sondern in der rechten Augenbraue steckte.
    »D-Das ist Sarah Goodall, N-Nick«, sagte Sidney.
    »Schön, Sie kennenzulernen«, sagte sie und streckte mir ihre Hand hin. Ihre Stimme war fast so tief wie meine und ihr Händedruck stark genug, um mir ein paar Mittelhandknochen zu brechen. >Na ja<, dachte ich in Ermangelung von etwas Originellerem, >das Leben ist bunt.<
    »Ganz meinerseits, Ms. Goodall«, sagte ich. »Setzen Sie sich doch.«
    Sidney hatte meine Verwirrung über diese Erscheinung gespürt oder geahnt und beeilte sich, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »N-Nick hat Ihr M-Manuskript g-gelesen, Sarah«, sagte er, »und es gefällt ihm g-gut, stimmt’s, N-Nick?«
    »Ja, allerdings.«
    »Sie werden sicher noch ein paar Änderungen vornehmen wollen«, sagte sie und betonte jedes Wort. Sie legte den Kopf schief und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Stimmt. Wir Lektoren sind nie ganz zufrieden.«
    »Lektoren? Ich denke, Sie sind Verleger.«
    »Bin ich auch — aber wie ein General, der sich aus den Mannschaftsdienstgraden nach oben gearbeitet hat, liebe ich noch immer die Hitze des Gefechts, den Geruch von Pulverdampf.«
    Diesmal zog sie die Augenbrauen zusammen, so daß der kleine Ring — könnte man sagen: der Augenring? — bebte.
    »Bei Ihnen hört sich die Bearbeitung eines Manuskripts wie der Zweite Weltkrieg an«, sagte sie.
    Sidney hielt es offenbar für angebracht, in die Bresche zu springen und mich vor Peinlichkeiten zu bewahren. »Ach, S-Sarah, Nick ist ein W-Witzbold. Er m-meint ja nicht, d-daß wir mit unseren Autoren n-nicht zurechtkommen. G-Ganz und gar nicht.«
    Sie gab nach. »Das will ich hoffen«, murmelte sie.
    »Na, dann«, sagte ich, »wollen wir über Ihren Vertrag sprechen? Soviel ich weiß, haben Sie keinen Agenten, Ms. Goodall.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nach dem, was ich über Vorauszahlungen gehört habe, werde ich es mir nicht leisten können, auf fünfzehn Prozent davon zu verzichten. Ich habe das Buch direkt an Mr. Leopold geschickt.«
    Ich lächelte — nein, ich strahlte. Ein Autor ohne Agent ist eine leichte Beute für skrupellose Verleger — aber auch für skrupulöse Verleger wie mich.

    Eine Stunde später vertagten wir den Rest der Verhandlungen, und ich wünschte, Sarah Goodall hätte einen Agenten gehabt — dann hätten wir

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