Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
Vom Netzwerk:
Tim?«
    »Ich meine, du hast allen Grund, Mr. Flitcraft dankbar zu sein, ganz gleich, ob das Ding gezielt oder zufällig dort gelandet ist.«
    »Oh, das bin ich.«
    »Daß er zur Stelle war«, sagte Tim, »war wahrscheinlich der eigentliche Zufall.«
    »Dann glaubst du also, daß es gezielt war?«
    Er nickte. »Vielleicht stellst du durch deine Nachforschungen für jemanden eine Bedrohung dar, Nick.«
    »In dem Fall wäre es mir lieber, nur ein Verdächtiger zu sein.«
    Als ich Tim erzählte, wie gründlich Poole und ich Parkers Unterlagen durchsucht hatten, lächelte er anerkennend und sagte: »Die Festplatte habt ihr euch natürlich auch vorgenommen.«
    Ich muß ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben, denn Tim schüttelte betrübt den Kopf, als wollte er sagen: mein idiotischer Bruder mal wieder.
    »Etwa nicht?«
    »Noch nicht.«
    »Aber ihr werdet es noch tun.«
    »Natürlich. Sobald ich wieder in New York bin.«
    Tim ist Experte darin, jedwede Selbstzufriedenheit meinerseits in sich zusammensinken zu lassen. Bevor ich mich verabschiedete, fragte ich ihn, was er in letzter Zeit gelesen habe. Er zeigte auf einen Stapel Bücher, der auf dem Nachttisch lag. »Dort siehst du die Werke unseres neuen Autors.«
    »Poole?«
    »Genau. Seine ersten drei Romane Zeitschloß, Der Rand des Abgrunds und Cody Appleton. Und seinen Bestseller Pan im Zwielicht .« Tim nahm eines der Bücher in die Hand, schlug die hintere Umschlagklappe auf und sagte: »Er ist aus Virginia.«
    »Ja, ich habe den Akzent erkannt.«
    »>Herbert Poole junior wurde als Sohn eines Marineoffiziers in Newport News, Virginia, geboren<«, las Tim vor. »>Er besuchte die Grundschule in Hilton Village, Virginia, und anschließend die Christ Church High School. Danach studierte er auf dem Davidson College und an der University of Virginia.<« Tim klappte das Buch zu. »Ein echter Mann aus Virginia, würde ich sagen.«
    »Und was hältst du von seinen Büchern?«
    »Ich hab gerade erst angefangen, sie zu lesen«, antwortete er. »Ich will sehen, was für ein Schriftsteller er ist — was für eine Art Kriminalroman er schreiben könnte. Das ist der ganze Sinn der Übung.«
    »Na, dann sag mir, ob ich ihn ebenfalls lesen sollte.«
    »Bis jetzt finde ich ihn sehr gut. Verdammt gut. Ich glaube, du hast einen Renner an Land gezogen.«
    »Halleluja.«
    Am Sonntag zog meine Mutter mich die Kellogg Hill Road hinunter zur episkopalischen Gemeindekirche. Ob sie sich für meine Errettung vor dem Bösen bedanken oder bloß etwas für meine Charakterbildung tun wollte, weiß ich nicht.
    Die Emmanuel-Episkopal-Kirche und die kleine Kirche um die Ecke sind so verschieden, wie es zwei Kirchen nur sein können. Eigentlich sollte die Emmanuel-Kirche »die kleine Kirche« heißen. Sie ist im Stil der alten neuenglischen Versammlungshäuser gebaut und könnte ebensogut die Kirche einer freien oder presbyterianischen Gemeinde sein. Schlichte, nüchterne Architektur, kein Firlefanz, weiß gestrichene Wände. Der einzige Schmuck ist das Kreuz, das über dem einfachen Altar hängt. In diesem Stil liegt jedoch eine Reinheit, eine karge Schönheit, die ich überaus beruhigend finde, auch wenn ich nur dasitze und dem Gottesdienst bloß mit halbem Ohr folge. Es sind eher einfache Gottesdienste — kein Räucherwerk, kein Wechselgesang wie in der Kirche zur Verklärung Christi.
    Die Sonne schien durch die Fenster zu meiner Linken und ließ die Leuchter funkeln, und eine leichte Brise strich durch ein offenes Fenster über die Kirchenbänke. Ich fand das Leben und sogar die Menschheit recht anständig oder jedenfalls nicht so schlecht, wie sie vielleicht waren. Der Chor sang mit Inbrunst, und der Priester machte keinen Idioten aus sich, indem er über den Sündenfall oder die Verderbtheit der Menschen sprach — davon hatte ich in letzter Zeit genug gehört. Und obendrein machte ich meine Mutter glücklich.
    Als wir hinaus in das helle Sonnenlicht traten, holte ich tief Luft und nahm die Schönheit des Sommers in Connecticut in mich auf: Blumen blühten in allen Farben, die Bäume standen voller Laub, und ein Geruch nach Tannennadeln lag in der Luft.
    Ich wandte mich an meine Mutter und sagte: »Das ist einer dieser Junitage, die Will Shakespeare so außerordentlich fand, nicht?«
    »So ist es«, sagte sie und nahm meinen Arm. Wir folgten den anderen Gemeindemitgliedern den Bürgersteig hinunter zu unserem Wagen.
    Wieder einmal hatte die ländliche Umgebung ihre beruhigende Wirkung auf

Weitere Kostenlose Bücher