Der Bestseller
mein Teufelchen. >Auf eine Liebesfalle<, sagte mein Schutzengel. >Du verstrickst dich in etwas. Denk an Margo. — Aber denkt Margo an mich? Außerdem ist das doch eine wunderschöne Art, den Nachmittag zu verbringen.<
Ein wichtiger Bestandteil einer Liebesaffäre ist die Diskretion, die Heimlichkeit, die ihr eine besondere Würze verleiht, auch wenn es gar keinen Grund für ein Versteckspiel gibt, einen Ehepartner zum Beispiel. Die Ehe ist sichtbar und öffentlich. Jeder weiß, was man Samstagabend oder Sonntagmorgen tut. Bei einer Liebesaffäre dagegen gibt es kurze Begegnungen, verstohlene Blicke über dem Tisch, heimliche Berührungen der Beine unter dem Tisch, Küsse auf dem Rücksitz und die aufregenden Synergien — ein schöner Euphemismus, nicht? zu denen es in Vollmondnächten in geparkten Wagen kommt. Und das Beste daran ist: Niemand weiß es!
All dies ging mir nach dem Gespräch mit Susan durch den Kopf, als ich unterbrochen wurde, und zwar nicht durch einen Anruf, sondern durch Herbert Poole.
»Guten Morgen, Nick«, sagte er und schloß die Tür leise. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht.«
»Nein, gar nicht, Herbert. Kommen Sie herein.«
Er legte zwei bedruckte Bogen Papier auf meine Schreibunterlage. »Das ist die Datei Claire Bunter, um die Sie mich gebeten haben.«
»Gut«, sagte ich, nahm die beiden Blätter und hielt sie auf Armeslänge von mir ab. »Ich kann’s kaum erwarten, sie zu lesen.« Ich sah Poole an, der über etwas grinste, von dem nur er wußte. »Ist es schmutzig?«
»Ich würde sagen« – er gestattete sich ein weiteres Grinsen — , »es ist pikant.«
»Suchen Sie noch auf der Festplatte?«
»Ja. Bis ich mit diesem Verzeichnis durch bin, habe ich noch einiges vor mir. Ich bin erst bei vierundsechzig von hundertfünfzig.«
>Noch nicht bei Susan<, dachte ich grimmig.
»Suchen Sie weiter«, sagte ich. »Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
»Das tue ich gern, Nick.« Er ging hinaus.
Ich nahm das erste Blatt von Claire Bunters Datei.
Sie begann mit Claires Namen, ihrer Adresse und Telefonnummer, gefolgt von diesen Einträgen:
Letzter Kontakt
Anrufen
Status
Benutzerdefiniert
4. Mai dieses Jahres
Nein
Unbestimmt
Ehem. Geliebte
Es waren jedoch die Notizen, die meine Aufmerksamkeit erregten. Die Einträge waren kurz und stets drastisch formuliert. Der erste war vor über einem Jahr geschrieben worden und beschrieb den Anfang der Affäre. Sie hatten im Four Seasons Lunch gegessen und dazu Wein getrunken, und anschließend hatte Parker sie im Taxi durch den Central Park nach Flause gebracht. Unterwegs küßte er sie — schüchtern, wie er behauptete doch als sie den Kuß erwiderte, fuhr er zurück und flüsterte: »Noch nicht. Aber bald«, nahm ihre Hand und legte sie auf seine Erektion. Diese Eröffnung entfachte offenbar ihre, wie er sich ausdrückte, latente Leidenschaft. Wenig später wurden die Redaktionsgespräche mit Claire in seine Wohnung verlegt, wo er sie mit Träumen von Ruhm und Ehre verführte, weil er intuitiv erkannt hatte, daß sie, nach Jahren der Ehe, reif war für eine Liaison mit ihrem brillanten, charmanten Lektor. »Deine Bücher sind bis jetzt einfach nicht richtig lektoriert worden«, sagte er zu ihr. »Dein Talent ist nicht richtig gewürdigt worden.«
»Um eine Frau zu erobern«, schrieb Parker in seinen Notizen zu Claire, »muß man ihr immer sagen, was sie am liebsten hören will, ganz gleich, was es ist.«
Sie trafen sich meist in seiner Wohnung, aber auch auf einem Schriftstellerkongreß in Vermont, wo sie, wie Parker vermerkte, »alle Variationen des >Tiers mit den zwei Rücken< durchprobierten — sowohl in den Blockhütten, in denen wir untergebracht waren, als auch im sonnendurchfluteten Wald, auf dicken Betten aus Laub und Tannenzweigen. Und auch im See, spät in der Nacht, wenn wir nackt baden gingen.« Parker schien ziemlich stolz darauf zu sein, daß er seine Geliebte mehrmals pro Nacht besteigen oder sich von ihr besteigen lassen konnte...
Ich las dieses Zeug und wußte, daß ich kein Recht hatte, in Claire Bunters Privatleben herumzuschnüffeln, und daß meine einzige Entschuldigung dafür mein begründeter Verdacht war, sie könnte Parker Foxcroft umgebracht haben. Wenn es mir gelang nachzuweisen, daß sie sowohl ein Motiv als auch Gelegenheit zur Ausführung der Tat gehabt hatte, dann war das hier eine zwar unangenehme, aber lohnende Arbeit.
Ich las das Ende von Parkers Eintrag, wo er schrieb: »Claire drängt mich, >etwas zu
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