Der Bestseller
unternehmen<, als gäbe es etwas, das ich tun könnte. Sie liegt mir in den Ohren, will mehr von meiner Zeit und meiner Aufmerksamkeit, als ich ihr geben kann, droht, ihrem Mann alles zu sagen und die Scheidung einzureichen, damit wir heiraten können. >Unmöglich<, sage ich ihr, >ich würde dich nicht heiraten, auch wenn du frei wärst.< Ich kann natürlich verstehen, daß sie wütend ist...«
Es folgten einige Transkripte von Nachrichten, die Claire auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen hatte und die ich besonders alarmierend fand:
Du weißt nicht, was du tust, wenn du einfach so gehst. Du weißt nicht, was du wegwirfst. Warum hast du mich nicht angerufen? (Klick)
Wo bist du? Wo bist du, verdammt? Ich halte das nicht aus, das ist einfach widerwärtig! Wie kannst du mir das antun, du Schwein? (Klick)
Es ist vier Uhr morgens. Ich bin gerade aufgewacht. Vier Uhr — genau die richtige Zeit, um einen Busen zu kneten, nicht? Mit wem liegst du im Bett? Ist es die Frau, mit der du gestern aus dem Verlag gekommen bist? (Klick)
Ich glaube, ich weiß, was da läuft, und wenn es stimmt, dann habe ich zu dieser ganzen Situation nur noch eins zu sagen: Du bist... krank! Ich wünsche dir einen Herzinfarkt! (Klick)
Mein letzter Anruf, Schätzchen. Du bist eins der größten Arschlöcher, die ich je kennengelernt habe. Du hast es einfach weggeworfen. Du hast etwas so Schönes einfach weggeworfen. (Seufz... Klick)
Mein wirklich letzter Anruf. Du Wichser! Du hattest Glück, daß ich kein Messer zur Hand hatte, als du letzte Woche einfach gegangen bist. Ich hätte dich umbringen können! Ich könnte es immer noch, du Scheißkerl! (Klick)
Ich ließ die Blätter sinken, lehnte mich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. Wer hätte gedacht, daß Claire Bunter, diese gelassene, weltkluge Frau, so viel Wut und Haß empfinden konnte? Ich hatte genug von ihr gelesen, um zu wissen, daß sie das Leben als etwas Ganzes, Beständiges betrachtete. Sie mußte doch wissen, daß eine Affäre, so aufregend sie auch sein mag, einmal enden muß — und manch eine endet böse. Doch wenn ich eine Kardinaltugend besitze, dann diese: Wo es um menschliche Gefühle geht, enthalte ich mich jeden Urteils.
Aber nicht, wenn es um Mord geht. Wahrscheinlich war es besser, Lieutenant Hatcher über Parkers Dateien zu informieren. Doch bevor ich das tat, wollte ich Joe Scanlon um Rat fragen.
Nach meinem Eintauchen in Parker Foxcrofts erotischen Nachlaß hatte ich das Gefühl, daß ich ein Bad brauchte. Das beste würde sein, ich nahm es bei Susan Markham. Ich sagte Hannah, ich würde nach dem Lunch nicht mehr in den Verlag kommen, und sie solle bitte alle Anrufe für mich entgegennehmen.
»Und was ist mit Herbert Poole?« fragte sie.
»Er hat freien Zugang zu Foxcrofts Büro und allen Unterlagen, die er brauchen sollte«, sagte ich.
Ich trat auf die Straße und winkte einem Taxi, und Wunder über Wunder, es war ein Checker-Taxi. Dankbar stieg ich ein. Es sah alles so aus, als würde es doch noch ein denkwürdiger Tag werden.
»Wie viele von diesen Schmuckstücken gibt es eigentlich noch?« fragte ich den Fahrer, einen irgendwie verhutzelt wirkenden Mann mittleren Alters. Angelo Martelli, 45703. Ich merke mir komischerweise immer den Namen des Fahrers und meistens auch seine Nummer. Man weiß ja nie, wann man das mal braucht.
»Zehn, glaub ich«, sagte er.
Nur noch zehn. Das letztemal, als ich mit einem Checker-Taxi gefahren bin, waren es noch zwölf. Man müßte mal ausrechnen, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, eins zu erwischen. Wo sind sie alle geblieben, und warum haben die Taxiunternehmen sie zugunsten dieser miesen kleinen Dodges aufgegeben? Als ich noch ein junger Hüpfer war, gab es Dutzende von Checker-Taxis, und sie waren so geräumig, daß auch ein Behinderter ausreichend Platz hatte, mit klappbaren Notsitzen und jeder Menge Beinfreiheit. Heute dagegen... Aber ich habe nie daran geglaubt, daß Fortschritt eine wirkliche Verbesserung darstellt.
Wie nicht anders zu erwarten, war die Fahrt angenehm, und als wir vor Susans Haus angekommen waren, gab ich dem Fahrer mit Freuden ein großzügiges Trinkgeld. »Geben Sie dieses Schätzchen nicht aus der Hand«, ermahnte ich ihn. Während der Fahrt hatte er kein Wort gesagt, und nun grunzte er nur dankend, aber ich merkte, daß er sich freute.
An der Wohnungstür empfing Susan mich mit einem Kuß und zog mich dann mit beiden Händen hinein.
»Du bist früh dran«, sagte
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