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Der Besuch der alten Dame (German Edition)

Der Besuch der alten Dame (German Edition)

Titel: Der Besuch der alten Dame (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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die Filmwochenschau. Eine heikle Situation, nicht nur für Sie, auch für uns, glauben Sie mir. Als Heimatstädtchen der Dame und durch ihre Heirat im Münster sind wir so bekannt geworden, daß eine Reportage über unsere alten demokratischen Einrichtungen gemacht wird.
    ILL beschäftigt sich mit der Kasse Sie geben den Vorschlag der Dame nicht öffentlich bekannt?
    DER BÜRGERMEISTER Nicht direkt – nur die Eingeweihten werden den Sinn der Verhandlung verstehen.
    ILL Daß es um mein Leben geht.
    Schweigen.
     
    DER BÜRGERMEISTER Ich orientiere die Presse dahin, daß – möglicherweise – Frau Zachanassian eine Stiftung errichten werde und daß Sie, Ill, diese Stiftung vermittelt hätten als ihr Jugendfreund. Daß Sie dies waren, ist ja nun bekannt geworden. Damit sind Sie rein äußerlich reingewaschen, was sich auch ereignet.
    ILL Das ist lieb von Ihnen.
    DER BÜRGERMEISTER Ich tat es nicht Ihnen, sondern Ihrer kreuzbraven, ehrlichen Familie zuliebe, offen gestanden.
    ILL Begreife.
    DER BÜRGERMEISTER Wir spielen ein faires Spiel, das müssen Sie zugeben. Sie haben bis jetzt geschwiegen. Gut. Doch werden Sie auch weiterhin schweigen? Wenn Sie reden wollen, müssen wir das Ganze eben ohne Gemeindeversammlung machen.
    ILL Verstehe.
    DER BÜRGERMEISTER Nun?
    ILL Ich bin froh, eine offene Drohung zu hören.
    DER BÜRGERMEISTER Ich drohe Ihnen nicht, Ill, Sie drohen uns. Wenn Sie reden, müssen wir dann eben auch handeln. Vorher.
    ILL Ich schweige.
    DER BÜRGERMEISTER Wie der Beschluß der Versammlung auch ausfällt?
    ILL Ich nehme ihn an.
    DER BÜRGERMEISTER Schön.
    Schweigen.
     
    DER BÜRGERMEISTER Daß Sie sich dem Gemeindegericht unterziehen, freut mich, Ill. Ein gewisses Ehrgefühl glimmt noch in Ihnen. Aber wäre es nicht besser, wenn wir dieses Gemeindegericht gar nicht erst versammeln müßten?
    ILL Was wollen Sie damit sagen?
    DER BÜRGERMEISTER Sie sagten vorhin, Sie hätten das Gewehr nicht nötig. Vielleicht haben Sie es nun trotzdem nötig.
    Schweigen.
     
    DER BÜRGERMEISTER Wir könnten dann der Dame sagen, wir hätten Sie abgeurteilt, und erhielten das Geld auch so. Es hat mich Nächte gekostet, diesen Vorschlag zu machen, das können Sie glauben. Es wäre doch nun eigentlich Ihre Pflicht, mit Ihrem Leben Schluß zu machen, als Ehrenmann die Konsequenzen zu ziehen, finden Sie nicht? Schon aus Gemeinschaftsgefühl, aus Liebe zur Vaterstadt. Sie sehen ja unsere bittere Not, das Elend, die hungrigen Kinder …
    ILL Es geht euch jetzt ganz gut.
    DER BÜRGERMEISTER Ill!
    ILL Bürgermeister! Ich bin durch eine Hölle gegangen. Ich sah, wie ihr Schulden machtet, spürte bei jedem Anzeichen des Wohlstands den Tod näher kriechen. Hättet ihr mir diese Angst erspart, dieses grauenhafte Fürchten, wäre alles anders gekommen, könnten wir anders reden, würde ich das Gewehr nehmen. Euch zuliebe. Aber nun schloß ich mich ein, besiegte meine Furcht. Allein. Es war schwer, nun ist es getan. Ein Zurück gibt es nicht. Ihr müßt nun meine Richter sein. Ich unterwerfe mich eurem Urteil, wie es nun auch ausfalle. Für mich ist es die Gerechtigkeit, was es für euch ist, weiß ich nicht. Gott gebe, daß ihr vor eurem Urteil besteht. Ihr könnt mich töten, ich klage nicht, protestiere nicht, wehre mich nicht, aber euer Handeln kann ich euch nicht abnehmen.
    DER BÜRGERMEISTER nimmt das Gewehr wieder zu sich Schade. Sie verpassen die Chance, sich reinzuwaschen, ein halbwegs anständiger Mensch zu werden. Doch das kann man von Ihnen ja nicht verlangen.
    ILL Feuer, Herr Bürgermeister. Er zündet ihm die Zigarette an.
    Der Bürgermeister ab.
     
    Die Frau kommt im Pelzmantel, die Tochter in einem roten Kleid.
     
    ILL Vornehm siehst du aus, Mathilde.
    FRAU ILL Persianer.
    ILL Wie eine Dame.
    FRAU ILL Etwas teuer.
    ILL Schön, dein Kleid, Ottilie. Doch gewagt, findest du nicht?
    DIE TOCHTER Ach geh, Vater. Da solltest du erst mein Abendkleid sehen.
    Der Laden verschwindet. Der Sohn stellt vier Stühle auf die leere Bühne.
     
    ILL Ein schöner Wagen. Ein ganzes Leben lang mühte ich mich ab, es zu einem kleinen Vermögen zu bringen, zu etwas Bequemlichkeit, zu einem solchen Auto eben zum Beispiel, und nun, wie es soweit ist, möchte ich doch wissen, wie man sich fühlt dabei. Du kommst mit mir nach hinten, Mathilde, und Ottilie sitzt neben Karl.
    Sie setzen sich auf die Stühle, markieren Autofahren.
     
    DER SOHN Hundertzwanzig kann ich fahren.
    ILL Nicht so schnell. Ich will die Gegend sehen, das Städtchen, wo

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