Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
ein bisschen Spaß?«
Jane nickte. Mit einem glücklichen, breiten Grinsen in ihrem zierlichen Gesicht.
ACHTZEHN
Vielleicht können wir mal aufhören, Spielchen zu spielen, ja?
TAYLOR NEGRON, LAST BOY SCOUT – DAS ZIEL IST ÜBERLEBEN
Hollywood Hills — heute
N achdem das Feuer weitere fünfzehn Minuten gebrannt hatte, die Einsatzkräfte ihre Ausrüstung aufgebaut und die Schläuche ans Wasser angeschlossen hatten – ohne das geringste Lebenszeichen im oder vor dem Haus –, fand Mann sich damit ab, dass sie es mit einem neuen Handlungsablauf zu tun hatte.
Jetzt hatten sie also eine Feuergeschichte.
Mann atmete ein paarmal tief durch. Um einen klaren Kopf zu kriegen und um die Müdigkeit aus ihrem Schädel zu vertreiben. Es kam jetzt aufs richtige Timing an, und auf einen scharfen Verstand. Brandermittler waren findige und hartnäckige Leute. Man könnte meinen, das Feuer wäre so eine Art Radiergummi der Natur, der alles, was ihm in die Quere kam, ausmerzte, und am Ende blieb ein unbeschriebenes Blatt Papier. Doch ein Brandermittler wusste, dass
das dummes Zeug war. Nichts war beredter als ein Feuer. Es war einfach, elementar und berechenbar, und es ließ sich komplett rekonstruieren. Für Mann war klar: Wenn man mit Feuer arbeitete, musste man sehr genau wissen, welche Geschichte man erzählen wollte.
Darum zog sie so etwas nur als letzten Ausweg in Betracht. Ein rückstandsloses Gift war am besten – das Herzinfarkt-Serum zum Beispiel war ein Geschenk des Himmels. Und ein Autounfall konnte zwar untersucht werden, trotzdem war es nicht allzu schwer, ein Fahrzeug tun zu lassen, was man wollte. Ein Sturz kam zur Not auch infrage. Oder Ertrinken in der Badewanne.
Ein Feuer jedoch war eine echt fiese Angelegenheit.
Sie brauchte weitere Fakten. Fakten, die ihr als Gerüst für einen neuen Handlungsablauf dienten. Allerdings dürfte das nicht allzu schwer sein; sie wusste schon, wie die Geschichte enden würde:
Starlet baut nach überwundener Drogensucht einen Autounfall, kriegt Panik, flieht zum Haus eines Freundes in den Hollywood Hills, wird von Schuldgefühlen überwältigt, setzt sich erneut einen Schuss und steckt im Drogenwahn das Haus in Brand, weil es glaubt, so die Spuren verwischen zu können.
Nicht unbedingt Manns beste Storyline, doch angesichts des fehlgeschlagenen Auftrags heute Morgen musste es reichen. Aber gaben die Fakten das her? Dass die Schauspielerin das Haus in Brand gesteckt hatte?
Und wie passte Charlie Hardie in diese Geschichte?
Sie hatte keine Ahnung.
Wo wohl die Leichen waren? Was hatten die beiden getan,
während das Feuer weiter wütete? Und wie war es überhaupt ausgebrochen? Handelte es sich um einen jener bizarren Unfälle, bei dem ein Handyakku das Gas in der Luft entzündet hatte? Oder hatte Hardie sich eine angesteckt, während er wartete, bis sie abzogen? Nein. Laut Factboy rauchte Hardie nicht mehr, seit drei Jahren. Und die Schauspielerin ebenfalls. Was war also passiert? Hatten sie die Explosion ausgelöst?
Waren sie tot oder noch am Leben?
O’Neal, der oben vor dem Lieferwagen stand, versuchte das herauszufinden. Mithilfe eines am Armaturenbrett angeschlossenen Funkscanners und einem Paar Kopfhörer lauschte er, wie die Feuerwehr am Ende der Straße vorankam. Erwartungsgemäß war das Obergeschoss am schlimmsten betroffen, doch der Rauch war überall. Während sie die einzelnen Zimmer durchkämmten, wartete er darauf, dass sie den Fund einer Leiche meldeten. Seine oder ihre, egal. Etwas, das darauf hindeutete, dass sie an diesem langen, qualvollen Morgen endlich vorwärtskamen.
Dann wurde es plötzlich hektisch in der Leitung. Sie hatten jemand gefunden. Es wurde nach einem Arzt gerufen.
»Sie ziehen jemanden heraus«, sagte O’Neal zu Mann. »Die Person lebt noch.«
»Okay«, sagte Mann. »Wer von beiden?«
O’Neal hielt den Zeigefinger an den Mund und lauschte weiter dem Funkverkehr, versuchte sich einen Reim darauf zu machen.
»Sag, dass es die Schauspielerin ist.«
»Einen Moment. Ein Mann, sagen sie.«
Dann war es stumm in der Leitung. Schließlich ertönte erneut O’Neals Stimme.
»Scheiße, ich glaube, es ist A. D. Sie sagen, sie wollen ihn schnell ins Krankenhaus bringen — er lebt, aber sein Zustand ist kritisch. Die lebenswichtigen Organe geben den Geist auf.«
Mann ging darauf nicht ein. A. D. war sich des Risikos bewusst gewesen; sie mussten weiter konzentriert zu Werke gehen.
»Hardie und die
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