Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Schauspielerin müssen noch da drin sein. Warten wir, bis die Feuerwehrleute einmal durchs ganze Haus sind.«
»Hast du gehört, was ich gesagt habe? Was machen wir wegen A. D.?«
»A. D. kann fürs Erste auf sich selbst aufpassen. Er wird nicht reden. Wir überlegen uns später was für ihn.«
Ja. Zum Beispiel eine Luftblase in einem Infusionsschlauch.
A. D. war jetzt nicht wichtig; er war einem bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen. So schrecklich das klang, aber A. D.s gab es wie Sand am Meer. Junge hungrige, kreative Leute, die darauf brannten, in dieser exklusiven Branche Fuß zu fassen. Allein für die Bestätigung, dass diese Branche überhaupt existierte , musste man sich mächtig ins Zeug legen, Kontakte knüpfen und eine Überprüfung seines Strafregisters sowie einen psychologischen Eignungstest über sich ergehen lassen — und nur dann, und mit etwas Glück, durfte man sich für einen Job in einem Hilfsteam bewerben. Zusammen mit den vielen anderen Anwärtern, deren Namen irgendwo auf einer Liste standen. Sollte A. D. sterben,
würde seine Leiche von den Leuten, die scharf auf seinen Job waren, zu Brei zertrampelt werden.
Sie mussten A. D. also vergessen und sich auf die Schauspielerin und ihren neuen Freund, Charlie Hardie, konzentrieren.
O’Neal nahm das Headset ab, ließ die Schultern hängen und schüttelte den Kopf. Es war ein langer Tag gewesen, Scheiße, und er wollte einfach kein Ende nehmen. Außerdem hatten sie heute Nachmittag eine weitere Produktion. Er hasste die Vorstellung, zu einem anderen Job zu fahren, ohne dass sie diesen richtig zum Abschluss gebracht hatten.
Und Manns nonchalanter Umgang mit dem möglichen Tod eines seiner Teamkollegen machte die Sache nicht gerade besser. Was, wenn er das da unten gewesen wäre? Bis eben war O’Neal davon ausgegangen, dass man ihn gerettet hätte. Dass die Mitglieder der Zunft einander beschützten.
Verdammte Scheiße noch mal.
Aber wenigstens befanden sich ihre Zielpersonen irgendwo in diesem qualmenden Haus und waren höchstwahrscheinlich tot. Er hatte die Vorderfront im Auge behalten und Mann die Rückseite — zwei verschiedene Blickwinkel. Und keine der Zielpersonen war in ihrem Sichtfeld erschienen.
Findet endlich ihre Leichen, damit wir weitermachen können.
Im Dunkeln ertönte ein Husten.
»Charlie?«
»Hier.«
Ein erneutes Husten, ein Räuspern, dann eine winkende Hand im Halbdunkel.
»Wo sind wir?«
»Keine Ahnung.«
Die einzigen Leute, die diese Frage beantworten konnten, waren tot.
Im Jahr 1924 war ein Alkoholschmuggler namens George Smiley von Philadelphia in den Westen gezogen, um dort einen Teil seines illegal erworbenen Vermögens auszugeben. Zu Beginn des Jahrzehnts war Philly eine rechtsfreie Stadt gewesen. Und er hatte in kürzester Zeit einen Haufen Kohle gemacht, indem er Bier und selbst gebrannten Whiskey an die Trottel in den Reihenhäusern verkaufte … das heißt, bis die Stadt einen Marinegeneral damit beauftragte, für Recht und Ordnung zu sorgen. Smiley ahnte, dass die goldenen Zeiten vorbei waren, und setzte sich nach L. A. Oranges ab, einer damals verschlafenen, sonnigen Kleinstadt. Smiley fand, das hörte sich gut an.
Die Bebauung des Beachwood Canyons hatte damals gerade erst begonnen, und Smileys Geld war so gut wie jedes andere. Er hatte große Ziele und dachte weit voraus. Er suchte nach einem ebenen Grundstück, das die anderen in der unmittelbaren Umgebung überragte, und machte sich daran, in Kalifornien einen Nachbau seines stattlichen Anwesens von der Ostküste zu errichten — nur größer. Das Schlösschen verfügte über fünf Garagen — auch hier dachte er voraus, denn er wusste: Je mehr Autos man im weitläufigen Los Angeles hatte, desto einflussreicher war man. Außerdem
sorgte er dafür, dass jedes seiner sechs Kinder ein geräumiges, helles Zimmer hatte. Und dass seine Frau ihre Traumküche bekam.
Und dass es für seine Geliebte ebenfalls eine Wohnung gab.
In Philadelphia hatte er der jungen Dame in der Nähe der Reading Terminal Station ein eigenes Apartment gekauft, nur eine kurze Zugfahrt von seiner Villa entfernt.
Doch hier draußen in Hollywoodland wollte Smiley sie etwas näher bei sich haben.
Darum hatte er ein Stück den Hügel hinunter ein Grundstück gekauft und dort ein vierstöckiges, auf dem Kopf stehendes Haus bauen lassen. Und damit seine Nachbarn nicht mitkriegten, wie er bei seinen nächtlichen Besuchen die Straße entlangmarschierte,
Weitere Kostenlose Bücher