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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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geworden ist.«
    »Ich schätze, dein Freund ist noch nicht eingezogen.«
    »Nein. Er lässt das ganze Gebäude restaurieren — es wieder in den Zustand der dreißiger Jahre versetzen, vom Fußboden über das Dach bis zum Inventar. Für die Hälfte des Gebäudes hat er bei Antiquitätenhändlern auf der ganzen Welt Möbel bestellt, und es wird nicht vor Anfang nächsten Jahres fertig sein. Es ist so was wie sein Traumhaus und sein Traumfilmprojekt in einem.«
    »Cool.«
    Lane hatte vor einigen Monaten im Internet einen ausführlichen Artikel darüber gelesen. Der riesige Raum wurde wieder in seinen prächtigen Zustand zur Zeit der Weltwirtschaftskrise versetzt. Davor war er ein Aufnahmestudio gewesen. Davor ein Lagerraum für Porno-Videos. Davor ein Kinderspielzimmer. Davor ein Tatort. Und davor, kurz nach seiner Fertigstellung, George Smileys geheime, gut
bestückte Bar im polynesischen Stil. Dort genehmigte sich der ehemalige Alkoholschmuggler, aus dem inzwischen ein Hollywood-Produzent und Satanist geworden war, ein paar Schlucke von seinem selbst gebrannten Whiskey, bevor er die Betontreppe hinabstieg, um sich vor die Füße seiner Gebieterin zu kauern — die schließlich in den Rang einer schwarzen Satansbraut aufgestiegen war.
    »Komm«, sagte Lane.
    Sie bahnten sich ihren Weg durch eine Reihe von Fluren, bis sie zur Vordertür kamen. Draußen war der Himmel vom dunklen, aufgewirbelten Rauch über Lowenbrucks Haus erfüllt, die Feuerwehrsirenen verstummten langsam. Hardie und Lane waren zu weit oben, um das brennende Haus zu sehen. Dadurch wirkte es, als würde dieses künstliche Schlösschen auf einer Abgaswolke schweben. Hinter ihnen erhob sich verschwommen und geisterhaft der Hollywood-Schriftzug, was das Bild komplettierte. Würde er nicht gerade verzweifelt ums Überleben kämpfen, wäre Hardie vielleicht stehen geblieben, um es zu bewundern, die Aussicht zu genießen. Doch sie mussten weiter, denn ihre Peiniger wussten, dass sie noch nicht tot waren.
    Hardie erklärte Lane, dass sie schleunigst vom Berg runter mussten, in einigermaßen flaches Gelände — also, jedenfalls für kalifornische Verhältnisse.
    Lane schüttelte den Kopf.
    »Nein. Wir müssen rauf.«

NEUNZEHN
    Es war ein unerbittlicher, verzweifelter Existenzkampf, doch
plötzlich rührte es mich an, war ich tief bewegt von der Tragik,
angerührt von der absoluten, todbringenden Schönheit.
    JAMES M. CAIN
     
     
     
     
    R auf?
    Das schien Wahnsinn. Auf den Gipfel eines Berges, ohne Möglichkeit umzukehren. Um noch einmal das H des Hollywood-Schriftzugs zu berühren, bevor man sich für immer verabschiedete.
    »Vertrau mir«, sagte sie. »Ich kenn mich hier aus. Ich bin hier früher immer joggen gewesen.«
    »Was ist da oben?«
    »Komm schon.«
    Hardie folgte ihr eine Betontreppe hinunter, die an einem steilen Hang von dem Schloss fortführte. Als sie wieder auf dem Durand Drive waren, liefen sie erneut bergauf. Das ergab alles keinen Sinn. Wer hatte Hollywood eigentlich entworfen — M. C. Escher? Zu beiden Seiten der Straße standen Häuser und bildeten eine Art Korridor. Die
Straße wand sich nach oben, immer weiter. Der Aufstieg war eine anstrengende, schweißtreibende Angelegenheit — nichts, was ein Mann, der aufgespießt, vergiftet, gewürgt und beinahe verbrannt worden war, tun sollte. Hardie wollte sich schon beschweren, als er sah, dass Lane immer noch humpelte und sich bei jedem Schritt auf die Lippen biss. Sie litt ebenfalls.
    Als sie an ein paar Fenstern vorbeiliefen, stellte Hardie sich vor, wie einer ihrer unvermuteten Peiniger aus einem davon hervorgestürzt kam, mit Pfeil und Bogen oder irgendeiner anderen bescheuerten Waffe in der Hand (warum hatten sie keine Pistolen? Was zum Geier hatten sie gegen Pistolen?), um sie beide zu erledigen. Auf halber Strecke merkte er, dass sein Herz wie blöd pochte und seine Lunge heftig brannte und arbeitete. Diese beschissene steile Treppe. Lane hingegen, die nicht annähernd so viel Muskeln, Knochen und Fett mit sich herumschleppte, flitzte wie eine Libelle, die über die Oberfläche eines Tümpels flog, den Berg hinauf.
    »Warte mal«, sagte Hardie. Seine Brustverletzung brachte ihn um, seine Oberschenkel schmerzten, und er war völlig benebelt; das Schwindelgefühl in seinem Schädel könnte sich jeden Moment in einen riesigen Felsbrocken verwandeln und seinen Kopf mitsamt seinem Körper zu Boden schleudern.
    Lane sagte: »Wir ruhen uns oben aus.«
    Rauf.
    Warum zum Henker

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