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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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die Oberfläche gleiten und entdeckte den Spiderman ohne Kopf. Ja. Das war definitiv sein Koffer. Hardie fragte sich, was sie damit vorgehabt hatten? Verbrennen? Vergraben? Darum knobeln? Bei der Gelegenheit fiel ihm der arme Kurier wieder ein, der die bedauerliche Aufgabe hatte, diesen Koffer abzuliefern. Seine Leiche war nicht hier, und sein Lieferwagen war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hatten sie seine Leiche irgendwo im Valley verbuddelt, so wie seine barbusige Freundin angedroht hatte. Was ein weiterer Beweis dafür war, dass die Welt herzlos und ungerecht war und sich einen Scheiß um irgendjemanden scherte. Die Welt fuhr dich über den Haufen und walzte über deinen aufgeplatzten Schädel hinweg, ohne sich zu fragen, wen oder was sie da erwischt hatte.

    Hardie wollte gerade ins Fahrerhaus zurück, als ihm sein Handgepäck einfiel. Es musste ebenfalls hier irgendwo sein. Vielleicht in einem Geheimfach?
    Er öffnete ein paar weitere Türchen oder trat dagegen. Es musste hier irgendwo sein. Wo sollten sie es sonst aufbewahren?
    »Charlie! Komm her oder ich setz mich hinters Steuer.«
    »Einen Moment.«
    »Jetzt ehrlich. Willst du wirklich, dass ich fahre?«
    »Komme schon, komme schon …«
    Im Handgepäck war der einzige Gegenstand, der unersetzbar war, die einzige Verbindung zu seinem früheren Leben, der einzige Hinweis darauf, dass er mal ein anständiger Kerl gewesen war …
    Es musste hier sein.
    Irgendwo.
     
    Während Lane wartete — es hielt sie buchstäblich nicht mehr auf dem Sitz — und versuchte, Charlie nicht anzubrüllen, weil er dort hinten eine beschissene Ewigkeit brauchte … fiel ihr Blick auf das GPS-System, das am Armaturenbrett angebracht war. Hm. Vielleicht verriet es ihr, wo dieser unheimliche Dreckskerl wohnte. Sie tippte auf den Touchscreen und ging rückwärts die Sucheingaben durch, bis eine ihr wohlvertraute Adresse erschien.
    Ihre eigene.
    572 Westminister Avenue, Venice, CA.
    Verdammt, waren sie letzte Nacht bei ihrem Haus gewesen? Seit wann wurde sie von denen beschattet?
    Sie tippte erneut auf die Oberfläche, und es erschien eine
weitere Adresse. Bei ihrem Anblick gefror ihr das Blut in den Adern.
    Nein …
    Das konnten sie nicht tun.
     
    Das Handgepäck war nicht hier hinten. Offensichtlich hatten diese Wichser es woanders versteckt.
    Hardie wusste, dass er nur seine Zeit verschwendete. Sie mussten fort von hier. Und zwar sofort.
    Er suchte ein paar Erste-Hilfe-Sachen zusammen, machte einen Schlitz in die Plastikfolie seines Koffers, öffnete den Reißverschluss an der Seite und stopfte alles hinein. Als er wieder nach vorne kletterte, bemerkte er, wie Lane auf die Oberfläche eines supermodernen GPS-Systems über dem Armaturenbrett tippte.
    Hardie sah noch eine Adresse in leuchtend weißen Lettern — 11804 Bloomfield Street  –, bevor sie erneut auf die Oberfläche tippte und sie dunkel wurde.
    »Was war das?«, fragte Hardie.
    »Keine Ahnung«, sagte Lane.
    »Moment. Lass mich noch mal die Adresse sehen. Vielleicht finden wir so raus, wo diese Scheißkerle wohnen.«
    »Die Idee hatte ich auch schon. Ich hab nachgesehen. Fehlanzeige. Nur irgendwelche nichtssagenden Adressen. Können wir jetzt bitte endlich fahren?«
     
    Fahr einfach, Charlie.
    Frag mich bitte nicht nach einer Erklärung.
    Glücklicherweise ließ Charlie die Sache auf sich beruhen … fürs Erste. Er stellte den Schalthebel auf Fahren,
trat aufs Gas, und sie machten einen Satz nach vorne. Plötzlich ertönte eine Hupe, und ein schwarzer Audi umkurvte ihren Wagen, verfehlte sie nur um Haaresbreite. Während das Auto weiterbrauste, schob sich eine schmale Frauenhand aus dem offenen Fenster und zeigte ihren zierlichen Mittelfinger. Einen Moment später schnellte auf der Fahrerseite eine Männerhand hervor, den fleischigen Mittelfinger deutlich sichtbar über das Dach gereckt, damit sie es auf jeden Fall mitkriegten. Beide Insassen hielten ihren Gruß, bis der Audi etwa hundertfünfzig Meter entfernt war. Nur um sicherzugehen, dass die Botschaft auch ankam.
    Charlie murmelte: »Was für eine nette Scheißstadt.«
    »Soll ich fahren?«, fragte Lane. »Denn …«
    »Nein.«
    Nach einer lang gezogenen Kurve kamen sie an einem felsigen Aussichtspunkt vorbei, wo sich mehrere Touristen für Fotos aufgestellt hatten, mit dem glitzernden Stausee und der Stadt der Engel im Hintergrund. Lane betrachtete ihre Autos, die am Straßenrand standen. Und all die Kinder, die dort oben herumhüpften, für die

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