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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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landete.
    Doch der Lieferwagen blieb auf der Straße. O’Neal stieg auf die Bremse, und der Wagen kam wackelnd zum Stehen. Sofort, ohne weiter nachzudenken, sprang er auf die Ladefläche und schnappte sich eine »Wespenpistole«. Dasselbe Prinzip wie beim Wespennest, nur tragbar, mit einer Reichweite von etwa fünf Metern. Er zog eine Schachtel mit Ampullen aus einem Regalfach und belud die Pistole mit vier Schuss. Dann stieg er aus dem Lieferwagen. Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.
    Doch dann knallte ihm etwas ins Gesicht.
     
    Das war Hardies Faust.
    Und sie war mit Kaktusstacheln gespickt. Hardie hoffte, dass er höllische Schmerzen hatte. Denn es hatte höllisch wehgetan, die Hand auszustrecken und etwas, irgendetwas zu packen … und festzustellen, dass es voller spitzer Nadeln war. Erst recht wehgetan hatte es, durch ein Feld beschissener Kakteen zum Gehweg zurückzuklettern.
    Dieser groß gewachsene Bursche hatte also keinen Grund, sich zu beschweren.
    Hardie schlug erneut zu, und seine Brust und seine Faust wurden abermals von starken Schmerzen durchzuckt, doch das war ihm egal. Aus den Händen des Burschen fiel etwas zu Boden, wo es zerschellte. Hardie packte ihn an seiner Landschaftsgärtneruniform und schleuderte ihn gegen die Seite des Lieferwagens, immer und immer wieder, während er dabei zusah, wie der Hals des Typen sich mit jedem Stoß mehr zu lösen schien.

    Hardie wusste, dass er jetzt irgendeinen Griff anbringen oder ihm die Luft abdrücken musste, irgendwas. Um ihn anschließend mit ein paar Ohrfeigen wieder ins Bewusstsein zurückzuholen und zu befragen. Wer bist du? Wie viele seid ihr? Warum habt ihr es auf Lane Madden abgesehen? Wer ist euer Chef? Doch Hardie kochte vor Wut. Er hatte keine Lust aufzuhören und Fragen zu stellen. Scheiß Fragen. Dieser Typ hatte versucht sie von der Straße zu drängen, sie in den Tod zu stürzen.
    Also packte er noch fester zu, brachte ihn zum Rand des Canyons und stieß ihn nach vorne. Der Bursche schrie, ruderte mit Armen und Beinen. Und das war das Letzte, was Hardie von ihm sah, bevor er verschwand.
    Er trat einen Schritt zurück, atmete aus und legte seine Hände auf die Knie. Ließ die Ereignisse des Tages Revue passieren.
    Anzahl der Frauen, denen er ins Gesicht geschlagen hatte: 2.
    Anzahl der Männer, die er in die Tiefe gestoßen hatte: 2.
    Wenn das nicht konsequent ist.
     
    Für einen Moment hatte O’Neal ein flaues Gefühl in der Magengegend. Die Luft fegte über seinen Nacken hinweg, und das erinnerte ihn an die unzähligen Träume, in denen er in den Tod gestürzt war. Er wollte nicht sterben. Er hatte noch was zu erledigen. O’Neal riss die Hand hoch, um sich an irgendetwas festzuhalten und seinen Sturz abzufangen. Er stieß irgendwo gegen und im selben Moment spürte er, wie sich Tausende von Stacheln in seine Handflächen, seine Arme und seinen Rücken bohrten. Sein Körper zerdrückte
die Pflanze, die ihn hielt, dann rutschte er rückwärts den Hügel hinunter. O’Neal rammte seine Fersen in den Boden und klammerte sich ans Erdreich, die Finger gekrümmt wie die Zinken einer Harke, während sein Gehirn stopp, STOPP, STOPP brüllte.
     
    Zum dritten — oder vierten? — Mal innerhalb der letzten zwölf Stunden hatte Lane Madden sich dank der Fähigkeiten, die sie durch ihre Auftritte in albernen Actionfilmen erlernt hatte, das Leben gerettet.
    Sie war selbst erstaunt, dass sie vieles davon instinktiv anwandte. Zum Beispiel das Fallen.
    Wenn man stürzte, musste man sich locker machen und ausatmen. Grundwissen für jeden Stuntman, direkt von Enrico. Ein angespannter Körper bedeutete Verletzungen.
    Als Hardie ihr einen Stoß in den Rücken versetzte, machte sie sich instinktiv locker und atmete aus. Außerdem nahm sie den Kopf hoch — das war das Wichtigste, denn von allen Körperteilen, die man sich nicht verletzen wollte, stand der Kopf ganz oben auf der Liste. Wenn man stürzte, faltete man sich wie ein Akkordeon zusammen, winkelte nach und nach alle biegbaren Körperteile an:

    Schließlich — falls man daran dachte — hatte Enrico ihr beigebracht, dass man mit den Handflächen gegen den Boden schlug, um den Sturz aufzuhalten. Beim Training für Tödliche Küsse war sie die verschiedenen Schritte immer wieder durchgegangen — hatte stundenlang nichts weiter getan, als sich auf eine Übungsmatte fallen zu lassen. Und schließlich hatte Enrico die Matte entfernt. Wenn Lane eins konnte, dann fallen.
    Hier gab es keine

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