Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
draufgegangen und hätte sie mit ihrer Kampfeinlage und der Handvoll Sicherheitsglas keinen Erfolg gehabt … dann wären wenigstens ihre schlimmsten Erinnerungen mit ihr gestorben.
Herrje, sich unablässig gegen diese Leute zur Wehr zu setzen, ums Überleben zu kämpfen, zu fliehen, davonzulaufen, um sein Leben zu betteln …
Vielleicht hätte sie die ganze Zeit den anderen die Daumen drücken sollen.
Denn wenn alles an die Öffentlichkeit kam …
Diesmal war Factboy aus gutem Grund auf der Toilette — er musste mal pinkeln –, als das Telefon in der Tasche seiner Cargo Shorts klingelte. Er schüttelte ab und zog den Reißverschluss hoch, warf einen Blick auf die Anzeige und lächelte. Google-Alarm wegen Lane Madden. Er las die Nachricht, und dann noch mal, nur um sicherzugehen, dass ihm seine Augen keinen Streich spielten oder jemand einen Scherz mit ihm machte. Schließlich drückte er mit der Direktwahltaste Manns Nummer.
»Sie ist bei Musso & Frank«, sagte Factboy.
»Jetzt gerade?«
»Jetzt gerade.«
»Und was tut sie da?«
»Offensichtlich genehmigt sie sich einen Drink.«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause; für einen Moment fürchtete Factboy, Mann glaubte, dass er sie
zum Narren hielt oder aus irgendeinem Grund ein Spielchen mit ihr spielte (das würde er niemals wagen.) Stattdessen sagte sie:
»Weißt du was, ich könnte dich knutschen.«
Und damit war das Telefonat beendet.
Factboys Gesicht weitete sich zu einem breiten Grinsen. Nicht, dass er einen Kuss von einer Frau wie Mann genießen würde — selbst wenn sie echt scharf wäre, war sie immer noch verdammt furchterregend. Nein, was Factboy so glücklich machte, war der warme, wohlige Schein der Jobsicherheit, das Wissen, dass er seine Sache gut gemacht hatte und dass er sich für ein paar Minuten in seinem Erfolg sonnen konnte. Als er zu seiner Familie an den Mittagstisch zurückkehrte, war seine Frau angenehm überrascht, dass er so schnell wieder da war.
Nach dem Essen spendierte Factboy seinen Kindern auf der Terrasse hinterm Haus ein Eis.
O’Neal ließ sich an der Hundewiese des Lake Hollywood Park auf eine Holzbank sinken. Seine Hände und Beine waren völlig zerkratzt, sein Rücken von oben bis unten mit Blutergüssen übersät, ihm war schwindelig, und seine Augen tränten. Doch was am meisten schmerzte, war sein verletzter Stolz. Es gibt einen Ausdruck für Hilfskräfte, die es vermasselt hatten. Und zwar … Ex-Hilfskräfte . Er sah Mann bereits vor sich, wie sie ihn zur Sau machte. Wenn er die beiden nicht auf eigene Faust verfolgt hätte, dann hätten sie jetzt nicht einen Lieferwagen voller Ausrüstung und sensibler Informationen verloren.
Wie aufs Stichwort vibrierte sein Handy.
Es war Mann.
»Man hat uns zusätzliche Gelder bewilligt. Aber wir müssen die Sache sofort zum Abschluss bringen. Keine Ausreden, keine weiteren Fehler.«
»Mir geht’s gut, Mann, wirklich, danke der Nachfrage.«
Sie beachtete ihn nicht. O’Neal wusste, dass es wohl zu viel verlangt war, Sorge um sein Wohlergehen oder seine Gesundheit zu erwarten. In ihren Augen hatte er es verbockt.
»Ich lasse zwei neue Teammitglieder ein Fahrzeug bringen«, sagte Mann. »Bleib, wo du bist. Wir holen dich.«
»Weißt du überhaupt, wo die beiden stecken?«
»Ja. Weiß ich.«
»Und hast du dir schon einen neuen Handlungsablauf überlegt?«
»Logisch.«
Schließlich stellte der Kellner den Manhattan vor Hardie auf den Tisch.
Funkelnd rötlicher Bernstein mit frischen Eiswürfeln, ein göttlicher Anblick, für Hardie gab es nichts Besseres. Doch zu seinem eigenen Erstaunen rührte er ihn nicht an. Bevor er nicht herausgefunden hätte, was mit Lane los war, die jetzt auf seinen Drink starrte.
»Was ist denn? Was ist los? Ich meine, abgesehen von — na ja, unserer momentanen Situation?«
Lane nahm eine Gabel vom Tisch und drückte ihre Daumen dagegen, bis ihre Knöchel weiß wurden.
»Ich werde dir jetzt etwas erzählen, das ich bisher noch keinem erzählt habe.«
»Okay.«
»Es wird dir nicht gefallen.«
»Okay.«
Und Lane erzählte ihre Geschichte.
Es war vor drei Jahren — im Januar.
An einem Spätnachmittag waren sie ausgelassen mit ihrem neuen Wagen den Mulholland Drive hinuntergerast. Er hatte gesagt, der wahre Kick sei eine Fahrt auf dem Mulholland, im Dunkeln bei Regen, mit hundertfünfzig Sachen. Er sei verrückt, hatte sie erwidert. Und er hatte sie aufgefordert, ihm das Steuer zu
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