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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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nichts.
    Und wartete er damit, bis er in einem Verhörzimmer hockte, war es dasselbe. Selbst wenn er es überlebte, gab es
keine Möglichkeit, aus einem Polizeirevier zu fliehen. Außerdem wollte er das nicht, denn dann müsste er andere Cops verletzen.
    Also jetzt oder nie. Während sie mit dem Wagen unterwegs waren, wo er vielleicht die Chance hatte, die Sache zu kontrollieren.
    Nichts unternehmen hieße, die Hunters einfach sterben zu lassen.
    Keine Ahnung, ob er glaubte, dass sie ihm seine Geschichte abkaufen würden, er würde ihnen trotzdem alles erzählen. Natürlich wäre es das Beste, ein Sondereinsatzkommando zu ihrem Haus zu schicken, damit die sich darum kümmerten. Aber Hardie war klar, seine Lage war aussichtslos  – er war der Typ, dem absolut niemand glauben würde.
    Er zog mit den Fingern die Ampulle aus seiner Gesäßtasche.
    Es war klar, wie das Ding funktionierte. Eine simple Pumpe am einen Ende jagte das Gift auf der anderen Seite heraus. Aber wie sollte er die Ampulle an die Plastikscheibe heben?
    Auf nicht sehr elegante Weise, schätzte er.
    Als Hardie anfing, sich auf der Rückbank umzudrehen, kriegte der Cop auf dem Beifahrersitz es sofort mit und forderte ihn auf, sich verdammt noch mal wieder hinzusetzen. Doch Hardie beachtete ihn nicht und konzentrierte sich auf die für ihn ungewohnte Tätigkeit, sich auf den Sitz zu knien und die gefesselten Hände  – zusammen mit seinem Arsch  – Richtung Scheibe zu heben. Erneut brüllte der Cop auf dem Beifahrersitz ihn an, fragte, was zum Henker er da
treibe. Der Fahrer schaltete sich jetzt ebenfalls ein und trat auf die Bremse  – was, unter diesen Umständen, gute Neuigkeiten waren. Hardie ertastete mit den Fingerspitzen den Rand eines der Luftlöcher und steckte rasch die Ampulle durch, holte tief Luft, schloss Mund und Augen und drückte ab.
    PSSSSSSSST
    Die Wirkung setzte sofort ein. Der Wagen schlingerte mit dem über dem Lenkrad zusammengesackten Fahrer nach rechts und kam an einem geparkten Auto krachend zum Stehen. Hardies Hände wurden von seinem eigenen Arsch gegen die Scheibe gedrückt. Und die Ampulle glitt ihm aus den Fingern. Während er weiter die Luft anhielt.
    Komm schon komm schon komm schon.
    Hardie stürzte, mit der rechten Schulter voran, nach vorne und landete auf der Seite. Warf sich herum und trat mit beiden Füßen gegen das Fenster. Beim ersten Mal nichts. Beim zweiten Mal ebenfalls. Doch beim dritten Versuch klappte es.
    KLIRRRRRRRRRR
    Den Rest führte Hardie rein mechanisch aus, er folgte Schritt für Schritt seinem improvisierten Plan. Das war die einzige Möglichkeit. Würde er weiter vorausschauen. würde er begreifen, wie aussichtslos sein ganzes Unterfangen war, und müsste wahrscheinlich alle Hoffnung aufgeben.
    Also mach weiter, Charlie.
    Tritt die spitzen Glassplitter aus dem Rahmen. Setz dich auf. Spring durch die Öffnung. Fang dich mit den Schultern ab. Atme ein. Du bist draußen. Du kannst den Mund jetzt öffnen. Saug die Luft ein. Steh auf. Na los, steh auf.
Geh zur Fahrertür. Dreh dich um. Leg die Finger um den Griff. Öffne die Tür. Ja, reiß sie auf. Die Cops verriegelten nie ihre Türen, denn sie mussten das Auto jederzeit rasch verlassen können; außerdem waren die Täter immer im hinteren Teil des Wagens weggesperrt, was spielte es da schon für eine Rolle? Öffne die Tür und lass den Fahrer herausfallen. Denn viele Cops legten den Sicherheitsgurt nicht an.
    Jetzt liegt er auf dem Boden. Gut. Nimm die Schlüssel von seinem Gürtel und öffne deine Handschellen. Mit den Händen auf dem Rücken kommst du nicht weit. Mach den Schlüssel los. Steck ihn ins Schloss. Dreh ihn herum. Du machst das prima, wirklich prima … na also, jetzt bist du frei.
    Wirf die Handschellen fort und hol diesen armen Idioten ins Leben zurück. Mach dir keine Sorgen wegen des Notrufs. Die Jungs werden bald anrücken, bei all den Schaulustigen mit Handys. Konzentrier dich auf die Reanimation. Herzdruckmassage …
     
    Überlebensrate bei Personen, die außerhalb eines Krankenhauses einen Herzstillstand erleiden: acht Prozent.
     
    Hardie wusste, dass die Mund-zu-Mund-Beatmung nicht entscheidend war. Ein Rettungssanitäter hatte ihm das mal vor vielen Monden bei einem Bierchen verklickert: Es kommt auf die Herzdruckmassage an, Dummerchen. Nach einem Herzstillstand ist immer noch Sauerstoff im Blut. Wenn du die Pumpe wieder an den Start bringst, fängt das sauerstoffreiche Blut an zu zirkulieren. Ganz einfach.

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