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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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mochte Jonathan Hunter Folgen über Serienkiller und ihresgleichen nicht; er bevorzugte eine intelligentere, weniger grausame Beute wie Wirtschaftskriminelle und Betrüger. Doch der Sender — auch wenn er großzügig Hunderttausende von Dollars aus seinem Werbeetat in die Recherche steckte –, bestand quasi darauf, dass sie über Serienkiller berichteten, denn jedes Mal, wenn sie einen Verrückten mit Messer in der Hand präsentierten, schnellten die Quoten in die Höhe. Erst recht bei einem Verrückten, der mit seiner taubstummen Schwester herummachte und darauf stand, Slasher-Streifen nachzustellen.
    Der Mann, der Philip spielte, musste zugeben, dass dies wahrscheinlich der bisher aufregendste Auftrag war, den er für Mann durchgeführt hatte.
    Ja, er konnte es immer noch nicht richtig glauben, dass er in dieser Branche tätig war.
    Mit Anfang zwanzig war er wie alle anderen mit ein paar Bewerbungsfotos in der Tasche nach L. A. gekommen. Hatte wie alle anderen einen Part in einem Indie-Film bekommen.
Träumte wie alle anderen davon, entdeckt zu werden, eine Hauptrolle zu ergattern. Wartete wie alle anderen darauf, dass sein Handy klingelte. Ging währenddessen wie alle anderen einer völlig anderen Tätigkeit nach. Und sah wie alle anderen dabei zu, wie aus dem Zwanzigjährigen ein Mittzwanziger wurde.
    Doch im Gegensatz zu all den anderen klingelte eines Tages sein Handy. Er wurde eingeladen, kriegte einen Bleistift Härtegrad 2 in die Hand gedrückt und absolvierte eine Reihe psychologischer Eignungstests, mehrere Bewerbungsgespräche und schließlich eine bizarre Probeaufnahme. Nachdem etwas Zeit ins Land gegangen war, unterzeichnete er plötzlich eine zentimeterdicke Geheimhaltungsvereinbarung. Dann wurde er angewiesen, eine Art Drehbuch auswendig zu lernen, es anschließend zu verbrennen und sich zu einer bestimmten Straßenecke in Downtown, in der Nähe des Bradbury Buildings, zu begeben. Dort sah er dabei zu, wie jemand ermordet wurde. Und während er mit der Polizei sprach, hielt er sich an den Text des Drehbuchs. Zu Hause fragte er sich, ob das alles nur ein Streich gewesen war. Zumindest bis er im Internet seinen Kontostand überprüfte.
    Der Schauspieler fand schnell heraus, dass auch andere Anwärter in seinem Metier gelandet waren; sie waren alle in einem losen, über den ganzen Globus gespannten Netzwerk miteinander verbunden. Man ging nicht zu einem Vorsprechen; man wurde einfach ausgewählt. In gewisser Weise fühlte er sich wie ein heimlicher Superstar.
    Und das hier war seine bislang größte Rolle.
    Trotzdem — die ganzen Vorbereitungen, Mittwochabend,
Donnerstagabend, Freitagabend (denn der echte Philip und die echte Jane schliefen am liebsten den ganzen Tag, eng aneinandergeschmiegt, während im Hintergrund ununterbrochen Filme und Musik liefen), hatten ihn erschöpft. Er brannte darauf, den Auftrag endlich hinter sich zu bringen — einen guten Job zu machen und dann den Blick nach vorne zu richten. Die Sache an der Tankstelle hatte Spaß gemacht, doch die Fahrt nach L. A. war die reinste Schinderei. Jede Menge Highways und Berge, dazu die Sonne, schließlich Filialen von Ladenketten und Häuser sowie weitere Berge.
    Während er fuhr, fragte sich der Mann, der Philip spielte, was der echte Philip Kindred wohl gerade tat. Offiziell liefen die Kindreds immer noch frei herum; in den letzten Jahren standen sie auf der FBI-Liste der meistgesuchten Verbrecher. Inoffiziell hatte man ihm und der Frau gesagt, dass sie sich wegen der echten Kindreds keine Sorgen machen mussten, weil sie vor einem Jahr verhaftet und an einem geheimen Ort eingesperrt worden waren, wo sie mit niemandem reden konnten.
    Man konnte wohl sicher sein, dass keiner Jonathan Hunter diese Neuigkeit mitgeteilt hatte.

SECHSUNDZWANZIG
    Ich wollte eine Symphonie aus starken Männern …
 … einsamen Frauen … dickköpfigen Verlierern …
und menschlichen Schiffen, die in der Nacht zusammenstoßen.
    SYLVESTER STALLONE
     
     
     
     
    D ie Verhaftung war eine unspektakuläre Sache. Man legte ihm Handschellen an, hievte ihn auf die Füße und schob ihn den Flur hinunter. Digitalkameras blitzten auf, und die Cops verscheuchten die Fotografen. Inzwischen war das Gefühl in Hardies Beine und Arme zurückgekehrt. Nur die Mitte seiner Brust war immer noch taub. Man las ihm seine Rechte vor. Dann legte ihm jemand eine Hand auf den Kopf und drückte ihn auf die Rückbank des Wagens. Die Tür wurde zugeknallt, und sie waren

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