Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
normalerweise
nach berühmten Schauspielern, toten wie lebenden. O’Neal hatte seinen Namen von Ryan übernommen; in der Vergangenheit hatte er mit einem Eli (Wallach), einem Van (Heflin), einem Sam(uel L. Jackson), einer Myrna (Loy) und einem Bob (Culp) zusammengearbeitet.
Die Decknamen machten es leicht, die Gildemitglieder auseinanderzuhalten. Außerdem gaben sie eine herrlich absurde Tarnung ab. Sollte jemand über ihre Pläne stolpern, was sollte er erzählen? Ein paar Typen namens »Oliver« und »Kevin« planen ein Attentat auf den ruandischen Präsidenten?
Manns Namenswahl war sowohl clever als auch ein gezielter Stinkefinger an den Männerbund, der die Gilde war. Sie hatte ihn zu Ehren Anthony Manns gewählt, einem Meisterregisseur des Western- und des Noir-Genres. Sie behauptete, sie sei ein großer Fan seines Werks. Doch O’Neal wusste, dass sie damit nur sagen wollte:
Ihr werdet schon noch sehen, wer hier der Mann ist.
Daran bestand kein Zweifel; Mann war äußerst begabt. Sie war effizient und kreativ und arbeitete mit kleinen, beweglichen Einheiten. Sie war fast unbemerkt in die Männerdomäne dieser speziellen kleinen Branche eingebrochen.
Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie alle verwundet, übermüdet und gereizt waren und nicht in der Lage, solch eine Operation durchzuführen. Doch das war Mann scheißegal. Es war ihr egal, wie müde du warst, was für Pläne du hattest oder welcher Tag war. Wenn Mann dich für eine Produktion ausgesucht hatte, musstest du alles stehen und liegen lassen und dabeibleiben, bis die Sache abgeschlossen war.
Und da hockten sie nun.
Und sicherten die Umgebung, mitten im malerischen San Fernando Valley, in einem nagelneuen weißen Lieferwagen mit neuer Kommunikationsausrüstung. Alter, es hatte Mann bestimmt wahnsinnig geärgert, dass sie die neue Ausrüstung aus dem Lager holen musste.
Sie warteten auf den neuen Assistant Director — der von nun an A. D. 2 heißen würde (niedere Ränge bekamen nie coole Decknamen, sondern firmierten unter ihrer Berufsbezeichnungen).
Sie versuchten beide, wach zu bleiben.
Bis es acht Uhr war.
Dann sollte die Aktion — offensichtlich — steigen.
Mann ließ sich, was die Einzelheiten des Auftrags betraf, nicht in die Karten schauen. O’Neal wusste nur, dass es noch zwei weitere Teams gab; eins für den Angriff, eins zur Verteidigung. Und O’Neal hatte die Aufgabe, die Kommunikation abzuhören und, wenn nötig, zu blockieren. Den Polizeifunk, Handys, Leute mit Digitalkameras, was auch immer. Bei Bedarf für einen kompletten Stromausfall zu sorgen. Er saß hier im Lieferwagen und wartete auf ihre Befehle.
Hardie musste unbedingt sofort das Polizeiauto verlassen.
Doch er hatte nichts bei sich.
Kein Hemd, keine Schnürsenkel, keine Socken, keine Unterwäsche, keinerlei Waffen. Er hatte nichts an seinem Körper außer einer blutigen, zerrissenen, schmutzigen Jeans und einem Paar Schuhe — ohne Schnürsenkel.
Er trug Handschellen und hockte im Gefangenenbereich
eines verschlossenen Polizeitransporters, der sich auf dem Weg durch L. A.s Straßen zum North-Hollywood-Revier befand.
Jetzt mal ehrlich: Es gab nichts, was er tun konnte.
Er ließ sich in den Sitz sinken und schloss die Augen, als er spürte, wie sich etwas in seine Pobacke bohrte. Er brauchte einen Moment, doch dann fiel es ihm wieder ein.
Die kleine federunterstützte Plastikampulle.
Die er in dem weißen Lieferwagen des Schreckens eingesteckt hatte. Sollte Hardie erneut in die Enge getrieben werden, würde er das Zeug wahrscheinlich versprühen und das Spielchen »Mal sehen, wer als Erstes wieder zu sich kommt« spielen. Ihr eigenes Gift gegen sie einsetzen. Er hatte es ganz vergessen – nicht, dass es ihm im Hotelzimmer etwas genutzt hätte, denn sie hatten sich auf ihn gestürzt, als er das Badezimmer verlassen hatte.
Aber jetzt. In einem geschlossenen Raum.
Die Trennwand zwischen der Rückbank und dem Fahrerhaus bestand aus einer festen, kugelsicheren Plastikscheibe, mit mehreren Luftlöchern von der Größe eines 25-Cent-Stücks in der Mitte.
Hardie fiel wieder ein, was seine barbusige Freundin über das Zeug in der Ampulle gesagt hatte. Die Dosis war dafür bestimmt, einen Menschen in zwei Schritten zu töten – zunächst verlor er das Bewusstsein, dann hörte sein Herz für einen kurzen Moment auf zu schlagen. Wenn er es hier im Wagen versprühte, würden sie alle drei sterben. Er als Erstes. Das nutzte ihm gar
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