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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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schweifte von den fingerlosen Handschuhen aus durchbrochenem Leder, wie sie Radprofis tragen, zu der Baseballkappe, die er jetzt abnahm.
    »Ungeheuer praktisch, gegen Sonne, gegen Regen«,
    kommentierte der Mann seine Bekleidung. »Sie vermissen den grauen Polyester-Anzug, die abgegriffene Aktentasche?«
    »Ein wenig schon, Herr Skasa.«
    »Aber gerade Sie dürfte doch nichts verwundern.«
    »Warum gerade mich?«
    »Nun, Sie werden in meinen internen Unterlagen unter dem Kürzel PPS geführt: Puppenspieler, Privatdetektive, Schauspieler…«
    »Schädlingsbekämpfer.«
    »Nein, nein, die fallen in die Gastronomieabteilung. Sie ahnen, warum ich Sie besuche?«
    »Eine Rückzahlung?«
    »Ah, das ist gut. Sie nehmen es mit Humor. Übrigens, es riecht appetitlich bei Ihnen. Schauen Sie ruhig am Herd nach, es kann länger dauern.«
    Ich ging zu meinen schmorenden Tauben, goss Wasser nach und drehte sie um. Sie waren schon goldbraun.
    Mein Besucher stand am Fenster. »Schöne Aussicht haben Sie, Herr Mogge, es sieht bei Ihnen gar nicht so aus, wie man sich das Büro eines Privatdetektivs vorstellt.«
    »Vermissen Sie die Knarre Modell .38 Smith & Wesson, die halb volle Whiskyflasche?«
    »Eigentlich schon.« Sein Lächeln wurde knapper. »Also, es geht um Ihre letzte Steuererklärung.«
    »Habe ich ordnungsgemäß abgegeben.«
    »Richtig. Aber in der Aufstellung fehlt eine Einnahme über zweihunderttausend Mark.«
    »Wollen Sie mich veralbern? Das muss ein Irrtum sein.«
    Den Kopf halb wiegend, halb schüttelnd öffnete Skasa seinen schicken Rucksack, entnahm ihm einen Schnellhefter, blätterte darin und sagte: »Salm, Friedhelm Salm, war Ihr Klient, und von ihm haben Sie zweihunderttausend Mark erhalten.«
    »Wo haben Sie denn das her? Ein anonymer Anruf? Jemand, der mich denunzieren will?«
    »Beruhigen Sie sich, Herr Mogge.«
    Das war mein Part. Ich war dafür da, anderen den Rat zu geben, sich zu beruhigen. Dafür wurde ich bezahlt, das war mein Job. Mit meiner Ruhe war es wirklich vorbei.
    »Das haben wir aus sicherer Quelle, Herr Mogge. Aus der sichersten Quelle, die es gibt, das haben wir von Salm selber, der hat das gegenüber der Polizei ausgesagt. Sie erinnern sich an den Fall?«
    Und ob ich mich erinnerte. Ein ehemaliger Schulkamerad, Fitti Salm, hatte mich angeheuert, ihn zu beschützen. Dieser Salm war dann aber, wie ich später herausfand, in zwei Mordanschläge verwickelt und hatte obendrein seine eigene Firma um eine runde Million betrogen. Als ich ihn auf der Flucht zwischen Formentera und Ibiza stellte, hatte er mich mit der Hälfte der unterschlagenen Million bestechen wollen, ich aber hatte nur ein paar große Scheine genommen, als Honorar, und ihm dann einen Vorsprung gelassen, aus alter
    Kameradschaft.
    War wohl alles in allem keine gute Idee gewesen. Ich wischte mir über die Stirn.
    »Tja, Herr Mogge, wie Sie vielleicht wissen, ist Friedhelm Salm geschnappt worden, nicht zuletzt dank Ihrer Hilfe.
    Lobenswert! Wäre da nicht dieses unversteuerte Honorar.« Er rümpfte die Nase. »Ich glaube, Sie müssen mal wieder nach Ihrem Braten schauen.«
    »Wollen Sie unterdessen in meinem Büro herumschnüffeln, Herr Rico Skasa?«
    »Wir schnüffeln nicht, Herr Mogge, wir fahnden. Aber noch sind wir nicht so weit, ich denke, noch können wir uns einigen.«
    Das wurde ja immer verrückter. Ich ging in die Küche, warf einen Blick in die Pfanne, brachte Teller und Besteck mit.
    Dann holte ich die Tauben und zuletzt Gläser und
    Mineralwasser.
    »Es gibt Dinge, die man nicht aufschieben sollte, gebratene Tauben zum Beispiel. Greifen Sie zu, Herr Skasa.«
    »Ein Beinchen vielleicht, nur zum Probieren.«
    Ich legte ihm eine Taube auf den Teller und fragte: »Einigen, und wie?«
    »Zeigen Sie uns Ihren guten Willen. Eine Anzahlung in Höhe von, sagen wir mal, zehn Prozent der Schuldensumme. Hmm, lecker!«
    »Sehen Sie, Herr Skasa, was vor uns auf dem Teller liegt?
    Das ist das Honorar aus meinem letzten Auftrag, zwei Tauben, und einen neuen Auftrag habe ich nicht in Aussicht. Ich glaube, Sie haben falsche Vorstellungen davon, was Leute wie ich verdienen. Es gibt Monate, da tut sich rein gar nichts.«
    »Und dann machen Sie zweihunderttausend Mäuse auf einen Schlag.«
    »Die zweihunderttausend Mäuse, von denen Salm, wie Sie sagen, gegenüber der Polizei gesprochen hat –, also dieses Geld wurde mir noch in derselben Nacht gestohlen, und wollen Sie wissen, von wem?« Jetzt war mir alles egal,
    wahrscheinlich wusste

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