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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Aber Verena, die ehemalige Stewardess, die damals wie heute Artikel verfasste, sah nach wie vor aufregend gut aus, eine Nacht würde mich vielleicht immer noch reizen, doch frühstücken wollte ich nicht mehr mit ihr zusammen.
    »Du grinst so, Elmar. Ist fünftausend dein letztes Wort?«
    »Ja, und bei Erfolg das Gleiche noch einmal.«
    »Einverstanden.« .
    »Dann gib mir mal die Einzelheiten.«
    Verena erzählte mir von ihrer Freundschaft mit Dora Klugmann, die ein recht verrücktes Huhn sein musste, ebenfalls als Stewardess gearbeitet, aber auch mal Mode vorgeführt hatte und zudem das große Talent besaß, reiche Männer kennen zu lernen. Eines Tages hatte sie ihre Wohnung in Düsseldorf aufgegeben und war nach Ibiza gezogen. Verena hatte sie dort das eine oder andere Mal besucht und in der Zwischenzeit mit ihr Kontakt gehalten durch Briefe und recht regelmäßige Telefongespräche. Bis Doras Antwortbriefe dann ausgeblieben waren und sich am Telefon nur noch die spanische Telefongesellschaft meldete, und zwar mit den Worten, dass der Teilnehmer zurzeit nicht erreichbar sei.
    »Hast du es bei der örtlichen Polizei versucht?«
    »Ja, aber die haben mich ans Konsulat verwiesen und dort wusste man auch nichts. Abgemeldet hat sie sich jedenfalls nicht.«
    »Vielleicht hat das verrückte Huhn ja einen reichen Hahn gefunden und vergnügt sich jetzt in den Vereinigten Arabischen Emiraten.«
    »Das hätte sie mir erzählt.«
    So, jetzt hatte ich genug Bedenken vorgetragen, schließlich brauchte ich den Auftrag. Damit das nicht zu deutlich wurde, fragte ich noch: »Du hast mir früher nie etwas von ihr erzählt.«
    »Ich habe sie ja auch erst nach unserer Trennung kennen gelernt.«
    Das hatte ich mir schon gedacht, wollte es aber bestätigt wissen. »Und wo?«
    »Auf einem Flug nach Ibiza.«
    »Eine Urlaubsbekanntschaft?«
    »Nicht direkt. Ich habe Harro auf einer Dienstreise begleitet.«
    »Und sie, Dora, das verrückte Huhn?«
    »War Stewardess, also Flugbegleiterin, sagt man jetzt ja, bei einer privaten Chartergesellschaft.«
    Zu den Tagträumen vieler Männer, die in Urlaub fahren, gehört die Vorstellung, eine Stewardess kennen zu lernen.
    Zecher prahlen schon mal mit schnellen Flugnummern, was aber in den Bereich der Thekenfolklore gehört. Denn die Flugbegleiterinnen wurden, wie ich von Verena wusste, ausgiebig geschult, alle Annäherungsversuche der Männer höflich, aber bestimmt im Keim zu ersticken. Unter Frauen war das vielleicht eine andere Sache. Wahrscheinlich hatte Verena dieser Dora von ihrer früheren Tätigkeit erzählt, und so waren sie ins Gespräch gekommen. Ja, meine kühle Exfrau konnte sehr charmant sein, wenn sie es darauf anlegte. Das wusste ich noch.
    »Hast du ein Foto von ihr?«
    »Steckt hier drin.« Sie reichte mir einen Umschlag. »Dazu ihre Postadresse und sonst noch ein paar Angaben.«
    Ich zog das Foto, eine schwarz-weiße Porträtaufnahme, aus dem Kuvert. »Jung, strahlendes Lächeln, eine hübsche Frau.«
    »Ja. Ich hoffe, du findest sie bald.«
    9.
    »Nur eine Frage? Oder doch ein Gespräch? Dann musst du mit mir einkaufen gehen«, hatte Kurt Heisterkamp am Telefon gesagt.
    Bekannt war ich mit ihm schon seit meiner Polizistenzeit, aber angefreundet hatten wir uns erst, nachdem ich meine Uniform ausgezogen hatte. Kurt war Hauptkommissar bei der Duisburger Kripo, verheiratet, zwei Kinder, solide und zuverlässig. Ein bisschen steif, doch das machte nichts, locker und flott waren ja alle anderen, oder zumindest taten sie so.
    Jetzt standen wir im Kaufhof vor den Stapeln mit Oberhemden, und die Verkäuferin wurde langsam ungeduldig, weil Kurt sich nicht entscheiden konnte.
    »City-Kragen, Freizeit-Look«, knurrte er. »Wann habe ich denn schon mal Freizeit? Ja, Elmar, du hast gut lachen, ein Privatschnüffler kann tragen, was er will.«
    »Du aber bist Respektsperson, repräsentierst den Staat.«
    »Läster nur! Wie findest du das hier?«
    »Sehr staatstragend und passend für dich, Kurt.«
    Er kaufte gleich vier Stück von den Hemden, weil er Einkaufen hasste, und wir schlenderten über die Kreuzung zum Lehmbruckmuseum und dann durch den Kantpark.
    Im Museumscafé zündete Kurt eine Pfeife an, ein
    Tabakkrümel fiel auf sein Hemd und brannte sich dort fest.
    »Verdammt, schon wieder ein Loch. Also, was wolltest du?«
    »Nur wissen, was aus Fitti Salm geworden ist, du hast den Fall doch damals bearbeitet.«
    »Nun, die spanische Polizei hat ihn ausgeliefert. Er wurde von uns vernommen,

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