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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Ihren Namen habe ich eben nicht verstanden.«
    »Schlömm von… Ach, Namen! Titel! Ich will den Boden unter den Füßen spüren.« Ich machte eine Pause, holte tief Luft und sagte: »Ich verstehe, Sie wollen Ihren Kreis geschlossen halten. Aber vielleicht können Sie mir eine andere Gruppe auf Ibiza nennen, der sich ein Suchender anvertrauen kann.«
    »Nun, Sie könnten sich ja mal bei uns vorstellen.«
    »Wo?«
    Sie nannte mir die Adresse. »Aber bringen Sie Ihren Bekannten mit, weil wir nur auf Empfehlung… Und geben Sie mir bitte Ihre Telefonnummer, damit wir gegebenenfalls zurückrufen können. Sie verstehen?«
    Und ob ich verstand! Die Dame war nicht nur ökologisch orientiert, sondern auch äußerst misstrauisch. Die Telefonnummer des Hotels war sicher nicht die beste Referenz. Mein Blick fiel auf die Adresse des Dicken vom Flughafen; ich gab ihr die Nummer des Feriendomizils von Bodo Quast, legte auf und wählte eben diese Ziffern, und zwar umgehend, bevor meine Gesprächspartnerin es vor mir tat.
    Nachdem ich mich bei dem pensionierten Chemiker in Erinnerung gebracht hatte, mit zartem Hinweis auf meine Gefälligkeit, meinte ich: »Ich habe, wie das hier so geht, eine Bekanntschaft gemacht, eine Frau aus einem Institut. Falls sie nach mir fragt, bin ich gerade unterwegs,
    Geschäftsbesprechung, Sie wissen schon. Ich möchte gern etwas einfädeln.«
    »Einfädeln, haha!« Ein kurzes verständnisvolles Auflachen, ein Mann von Welt. »Klar, machen wir. Übrigens, mein Gastgeber, also der Besitzer dieser bescheidenen Hütte, gibt übermorgen ein Fest. Sie sind herzlich eingeladen, mit Begleitung, Herr Schlömm.«
    Weil ich so schön in Telefonierlaune war, wählte ich eine Nummer, die mir schon seit Tagen im Kopf herumgeisterte.
    »Ja, Laflör.«
    Beim Klang der Stimme erhöhte sich mein Pulsschlag. Wer weiß, wohin das Blut strömte, jedenfalls nicht ins Gehirn, denn dort entstand von einer Sekunde zur anderen ein Vakuum. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen wollte, wusste auch nicht mehr, ob wir beim Sie oder Du waren. Nach einer halben Ewigkeit und etlichen Räusperern, fragte ich Marie Laflör, ob sie mit Kallmeyer Kontakt aufgenommen habe, wie es ihrem Mann gehe und was sie selbst so mache.
    »Ich habe jeden Tag bei dir angerufen«, sagte sie.
    »Aber du wusstest doch, dass…«
    »Ich wollte deine Stimme hören, auf dem Anrufbeantworter.«
    »Das ist…«
    »… immerhin besser als gar nichts.«
    »Aber wieso, ich meine, warum?«
    »Ich denke oft an dich.«
    »Ich auch und ich hab auch schon ein paarmal… wollte dich anrufen, aber dann dachte ich immer, es wäre…«
    »Bleibst du noch lange?«
    »Nein, ich muss nur noch eine Kleinigkeit, und danach…«
    »Also dann, bis bald.«
    Im Gegensatz zu meinem Gehampel bildete sie schöne einfache Sätze, und das mit ungeheurer Wirkung. Ich setzte mich auf die Bettkante und ließ mich gegen die Kissen zurückfallen, starrte an die hohe Decke mit dem kreisenden Ventilator und versuchte Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Sie mag dich, Elmar, sie mag dich tatsächlich.
    Mit Freude dachte ich bereits an meine Rückreise.
    Doch vorher musste ich ja noch meinen Auftrag erledigen –
    Dora Klugmann finden.
    28.
    Ich starrte mein Spiegelbild an. Sieht so ein Geschäftsmann auf dem Pfad zur Läuterung aus? Eindeutig nein!
    In der Calle de la Virgen, der Straße der Heiligen Jungfrau, gab es Geschäfte, wo man mir sicher helfen konnte.
    Eine armdicke, rote Kordel versperrte den Zutritt zur Boutique Xaloc. Als ich mich schon wieder abwenden wollte, erschien ein schlanker Mann mit Ziegenbärtchen und gab den Eingang frei. Der Laden mit dem winzigen Schaufenster entpuppte sich als erstaunlich geräumig. Ein Porzellantiger bewachte die Kleiderständer, während sich im hinteren Teil eine gewichtige Asiatin Luft zufächelte. Mit dem Fächer wies sie zu den Umkleidekabinen. Entweder hatte sie keine Lust, mich zu bedienen, oder sie war nicht imstande, sich aus dem Schaukelstuhl zu erheben.
    »Ich bin Steve«, sprach mich der Ziegenbärtige an, nachdem ich drei Teile angeguckt und wieder weggehängt hatte. »Du bist heute zu unentschlossen«, stellte er mit gerümpfter Nase fest. Das war ich beim Kauf von Bekleidungsstücken immer.
    »Komm morgen wieder«, riet er mir. Das ging nicht, ich brauchte die Klamotten noch heute.
    »Was trägt denn der suchende Mensch von heute so?«, machte ich Steve mit meinen Vorstellungen vertraut.
    »Du, ich sehe dich in etwas Leichtem, Luftigem

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