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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Thema, das Sie und Ihr Institut beleidigt, dann bitte ich um Verzeihung.«
    Gnädig hob sie die Fingerspitzen, nein, von Beleidigung keine Spur. Ob ich Tee wünschte, denn Alkohol sei im Institut verpönt.
    »Tee ist das Getränk der Stunde, doch bitte nicht zu stark, gnädige Frau.«
    Felicitas Hagen-Anglassa schwenkte ein Glöckchen, worauf mit trippelnden Schritten ein zierliches Mädchen erschien, das gesenkten Hauptes den Befehl entgegennahm und wieder verschwand.
    »Eine Zen-Schülerin?«, fragte ich.
    »Ja. Sie heißt Gen-Ki, das bedeutet ›Waldquelle‹.«
    »Sehr hübsch, ich meine, der Name, hübsch und klar. Meiner hingegen, Schlömm, klingt beinahe ein wenig schmutzig.«
    »Aber ich bitte Sie.«
    »Doch, doch!« Ich erklärte ihr, dass mir auch im Alltag die Klarheit fehle, brachte das Gespräch dann auf den Kosmos und die Sterne, fragte nach Ritualen und Tagesablauf.
    »Meditation, leichtes Frühstück, Yoga, Meditation, Mittagessen, Yoga, Meditation, Teepause, Yoga, leichtes Abendessen, Meditation, Nachtruhe.«
    »Eine klare Struktur«, gab ich bewundernd zu.
    Das ›Waldquelle‹ genannte Mädchen brachte den Tee und der Tee schmeckte wie ihr Name. Wir nippten, sprachen über die Sinnsuche; und nach erneutem Nippen fragte ich die gnädige Frau, ob ich denn einmal die anderen Bewohner des Instituts sehen könne, man sei doch interessiert, in wessen Gesellschaft man der Erleuchtung zustrebe.
    Frau Hagen-Anglassa schaute irritiert und das Wippen ihres Fußes unter dem Kleidersaum verstärkte sich. So scharrten Rennpferde an der Startlinie und wohl auch
    Institutsvorsteherinnen kurz vor dem Zerplatzen.
    Im Haus ertönten Klangschalen, der Duft von
    Räucherstäbchen durchwehte den Innenhof. Ich erhob mich und schritt, gefolgt von einer unwilligen Felicitas, in Richtung von Duft und Klang. An der Tür zu dem angrenzenden Raum hatte sie mich eingeholt. »So geht das hier aber nicht.«
    »Verzeihen Sie, es war wie ein Sog.«
    »Ziehen Sie wenigstens die Schuhe aus.«
    »Darauf bin ich leider nicht vorbereitet.« Ich stieß die Tür zum Andachtsraum auf.
    Etwa zwanzig in Weiß gekleidete Männer und Frauen saßen auf Kissen oder Meditationsbänken, aufrecht,
    mucksmäuschenstill und mit dem Gesicht zu einer gekalkten Wand, die mit indischen Wandteppichen, islamischen Zeichen und christlichen Kreuzen geschmückt war. Offensichtlich ging man hier, um es sich mit niemandem zu verderben, auf Nummer sicher. Andächtig schritt ich an einem kleinen Buddha vorbei. Ob Dora sich unter den Meditierenden befand?
    Drei Viertel aller Anwesenden konnte ich aufgrund des Geschlechts oder Alters ausschließen.
    »Bitte!«, zischte es hinter mir. Jegliche Heiterkeit, mit der Zen-Lehrer angeblich nicht nur ihren inneren Organen, sondern auch den Fehlern der Mitmenschen zulächeln, war aus Felicitas’ Stimme verschwunden.
    Dagegen klang das gemeinschaftliche »Ohhhmmm«, das die Schüler in diesem Moment ausstießen, wie eine Erleichterung.
    Sie erhoben sich mit schönen flüssigen Bewegungen, auch wenn es bei dem einen oder anderen älteren Eleven in den Gelenken hörbar knackte. Synchron drehten sie sich zu mir um.
    Und ich blickte in die Augen von Dora Klugmann.
    30.
    »Schöne Grüße von Verena.«
    »Verena? Verena?« Doras Stimme und ihr Blick schienen aus fernen Regionen zu kommen.
    »Ihre Kollegin bei Flamingo-Charter. Sie fragt, wie es Ihnen geht.«
    »Ach, gut. Danke.« Sie lächelte und ihr Blick schweifte zurück in die Ferne, nach Tibet, Indien oder Sri Lanka, jedenfalls weit jenseits dieser penibel geweißelten Gefängnismauern.
    Die Wärterin giftete: »So, das war’s, Sie haben mit ihr gesprochen. Ich möchte Sie nun bitten, unser Institut zu verlassen.«
    »Ich frage mich gerade, ob Dora nicht gern mitkäme. Wir könnten einen Orangensaft in San Juan trinken, danach würde ich sie zurückbringen.«
    »Das geht nicht. Im Übrigen«, die Institutsleiterin wandte sich an Dora, »sag uns, wie du heißt.«
    »Astarte.«
    Dora, Donata, jetzt nannte sie sich Astarte – war das nicht der alte Name der karthagischen Göttin Tanit?
    »Und jetzt sag diesem aufdringlichen Menschen, was du möchtest.«
    »Ich möchte hier bleiben. Draußen lauern die Gefahren, schnell ist eine Blume zertreten.« Sie sprach mit niedergeschlagenen Augen und es klang wie auswendig gelernt.
    »Wie Sie sehen, hat diese junge Dame hier ihren Frieden gefunden.«
    »Und eine Menge Tranquilizer«, sagte ich. »Außerdem scheint mir ihr Verhalten

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