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Der Bienenfresser

Der Bienenfresser

Titel: Der Bienenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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morgendlich kühlen Wasser hatte das wahrscheinlich nichts zu tun. Sie wollte noch ins Space, ich ins Hotel. Wir stapften durch den Sand zu unseren Fahrzeugen.
    »Den Passagier von der Bordtoilette, würden Sie ihn wieder erkennen?«
    »Für viel Geld bestimmt.«
    Kallmeyer fiel mir ein, der zwanzigtausend dafür verlangte, dass er eine Falschaussage zurücknahm. Einen Kasten Bier hatte ich ihm geboten. Der anschließende Faustschlag des beleidigten Taubenzüchters hatte mich vorsichtig gemacht. Ich fragte: »Wie viel?«
    »So viel, dass ich in Prag einen Souvenirladen aufmachen und womöglich eine Schönheitsoperation bezahlen kann.«
    »Gute Antwort! Aber vielleicht kriege ich ja von Ihnen noch eine letzte kostenlose Auskunft?«
    »Versuchen Sie es mal.«
    »Die dritte Stewardess?«
    »Eine Deutsche, die mal mit einem Polizisten verheiratet war, dann aber, als sie bei Flamingo arbeitete, einen anderen Kerl an der Angel hatte, einen Politiker.«
    »Ihr Name?«
    »Vera, nein, Verena heißt sie.«
    Und das haute mich dann doch um.
    27.
    Meine Ex, nix, nur am Rande, nein, mittendrin. Nach unserer Trennung musste sie also wieder in ihren alten Beruf als Stewardess eingestiegen sein. Deshalb ihr Bestreben, durch mich herauszufinden, warum sich Kollegin Dora nicht mehr meldete. Eigentlich hätte ich mir das denken können.
    Zwar gehörte Verena nicht zu den klammen Naturen, doch gab sie das Geld nun mal am liebsten für sich selbst aus.
    Achthundert Mark für einen Rock von Kenzo waren ihr nicht zu viel, fünftausend für die Grafik eines Beuys-Schülers hielt sie für ein Schnäppchen, weil das Bild womöglich bald das Dreifache bringen würde. Den Stundenlohn von hundert Mark, bei dem ich meine Gesundheit aufs Spiel setzte, betrachtete sie dagegen sicher als überhöht.
    Dabei lag ich mit meinem Honorar nicht einmal auf der Höhe mit dem von Prostituierten. Die verdienten das gleiche Geld in einer Viertelstunde, dazu im Liegen.
    Was ist los mit dir, Elmar? Ein einziger Name aus dem Mund einer Entkleidungstänzerin und du gehst hoch wie eine Rakete.
    Verena: sechs Buchstaben nur! Elmar, nun reg dich wieder ab!
    Deine Ex, deine Verflossene, übrigens eine schöne Bezeichnung, sie ist weggeflossen, wie die Liebe zu ihr, wie eben alles fließt. Jetzt ist sie deine Klientin. Auch andere Klienten rücken meist nur langsam mit der Wahrheit heraus.
    Du bist Ermittler, also ermittle. Geh an die Arbeit!
    Ich überlegte, wer wohl an dem bewussten Tag – Kristine hatte mir das im Zeitungsartikel angegebene Datum bestätigt –
    auf der Passagierliste gestanden hatte. Ein Reflex, denn eigentlich hatte ich damit nichts zu tun; ich sollte ja nur Dora finden.
    Als ich mein Motorrad vor dem Hotel Montesol aufbockte, hatte ich mich wieder im Griff. Ich prägte mir die Telefonnummer ein, die ich Kristine beim Abschied noch herausgekitzelt und in Ermangelung von Papier und Stift auf den staubigen Tank der Yamaha geschrieben hatte. Nur die letzten sechs Zahlen, denn alle festen Telefonanschlüsse auf den Balearen begannen, wie ich festgestellt hatte, mit 971.
    Im Zimmer schrieb ich die komplette Nummer auf den Hotelblock, dann tippte ich sie ein. Es meldete sich eine Frauenstimme,* die etwas in drei Sprachen herunterrasselte, von dem ich nur das Wort Institut verstand.
    Auf meine Bitte hin erklärte sie langsamer und auf Deutsch, was ich nicht verstanden hatte: »Wir sind ein Institut, das sich der ökologischen und mentalen Erneuerung widmet. Was können wir für Sie tun?«
    »Viel, sehr viel.«
    »Könnten Sie das wohl präzisieren?«
    »Darin liegt eigentlich schon ein großer Teil meines Problems, verehrte Frau. Ich bin auf der Suche nach dem Ganzen, dem Einheitlichen, und das hoffe ich hier auf Ibiza zu finden, abseits der Diskotheken, im Einklang mit der Natur.
    Irgendwie bin ich in letzter Zeit nicht mehr richtig zentriert und da dachte ich…«
    »Wie sind Sie auf uns gekommen?«
    »Ein Geschäftsfreund hat mir Ihr Institut empfohlen. Er sagte, mach es wie ich, verkauf deine Jacht, verschenk deinen Jaguar, gehe hin und meditiere und du wirst wieder deine Mitte finden.«
    »Und womit haben Sie sich bisher beschäftigt?«
    »Dienstleistungen, die Vermittlung von Menschen und Material. Der eine hat etwas, was der andere sucht, eine Schiffsladung Farbdrucker, einen prominenten Gast für die Geburtstagsfeier der Gattin, die neuen Abfallkörbe an Ibizas Stränden…«
    »Ich glaube, ich kann mir nun vorstellen, was Sie meinen, Herr…

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