Der Bierzauberer
die
Kaiserkrönung auszuhandeln.
Nach drei
Stunden heftigster Trinkerei stand der Oberste der Gesandtschaft, ein Heinrich von
Sponheim, plötzlich auf und verlangte nach Niklas.
»Bringt
mir sofort den Urheber dieses göttlichen Gesöffs her!«, donnerte er mit lauter Stimme
durch den Saal.
Niklas
tat wie geheißen und stand etwas eingeschüchtert vor dem riesenhaften, vollbärtigen
Adligen.
»Das ist
das beste Gebräu, das ich jemals getrunken habe. Ich will, dass Ihr mir bis morgen
einen Wagen vollladet, damit wir bis nach Avignon und darüber hinaus genug zu trinken
haben.«
»Und wenn
unser Wunsch vom Papst erfüllt wird, kriegt er auch noch etwas ab«, fiel ihm ein
anderer Vornehmer ins Wort.
»Ruhe!«,
sagte Heinrich von Sponheim. »Was wir von hier mitnehmen, das saufen wir allein,
da brauchen wir keine Kuttenfurzer der Kurie. Die sollen den französischen Fuselwein
saufen. Also, wie viel könnt Ihr uns mitgeben? Wir werden einen guten Preis zahlen.«
Niklas
gab zu verstehen, dass die Saison praktisch vorbei und das Bier schon nicht mehr
ganz frisch war.
»Bis ihr
in Avignon ankommt, wird das Bier sicherlich verdorben sein.«
Er erinnerte
sich an das Fiasko mit Siegfried von Westerburg und Papst Nikolaus IV.. Das lag
zwar bereits 18 Jahre zurück, nagte manchmal aber immer noch an ihm.
Niklas
setzte sich zum Sponheimer, versprach ihm, dass er und seine Mannen in seinem Haus
trinken könnten, so viel und so lange sie wollten. Er versprach einen Sonderpreis,
nur, um nicht seine Fässer wieder auf den Weg zum Papst bringen zu müssen.
Von Sponheim
trug es mit Fassung, hieb Niklas so auf die Schulter, dass die Knochen krachten
und sagte:
»Ich werde
immer wieder mal in Köln vorbeikommen und nach gutem Bier Ausschau halten. Daher
will ich es mir nicht mit einem derart guten Praxator verderben. Das Angebot für
heute Nacht nehme ich aber gerne an. Setzt Euch zu mir und trinkt mit mir.«
Niklas
trank mit Heinrichs Gesandtschaft bis zum Morgengrauen. Er erzählte aus seinem Leben,
sogar die Geschichte als päpstlicher Bierlieferant verschwieg er nicht. Sponheims
Mannen grölten und johlten, als sie vom päpstlichen Dünnschiss hörten. Und nach
mehreren Krügen Bier musste sogar Niklas beim Andenken daran lachen.
Auch die
königlichen Gesandten hatten so manche Geschichte zu erzählen.
»In England
regiert jetzt ein Sodomit«, erzählte einer.
»Ich wurde
als Gesandter zu Edward II. geschickt. Er ist zwar mit Isabella von Frankreich verheiratet,
hält sich aber tatsächlich einen Geliebten. Er hat den Soldatensohn Piers Gaveston
zum Duke of Cornwall gemacht, nur damit er an seiner Seite sein kann. Und als der
König letztes Jahr in Frankreich um Isabellas Hand anhielt, war er in dieser Zeit
sogar der Wächter des Königreichs.«
»Stellt
euch vor, ein Sodomit würde unser Königreich bewachen wollen!«
Jetzt
redeten alle durcheinander.
»In Frankreich
ist es auch nicht besser. Ein König, der sich mit ›Der Schöne‹ ansprechen lässt,
ist mir wahrhaft ein schöner König!«
»Ich war
vor zwei Jahren in Paris«, nahm von Sponheim wieder das Heft in die Hand. »Da hatte
Philipp gerade den Templerorden enteignet, weil er Geld brauchte. Der Templerorden
war unglaublich reich, und in einer Nacht im Oktober wurden alle Templer verhaftet.
Jacques de Molay, der Großmeister des Ordens, und mehrere Gefolgsleute werden seitdem
peinlich verhört. Sie haben bereits zugegeben, dass sie bei der Aufnahme in den
Orden Christus verleugnen und auf das Kreuz spucken müssen. Der Prozess dauert zwar
bis heute an, aber Philipp hat das Geld der Templer bereits ausgegeben.«
Alle nahmen
einen tiefen Schluck und tranken auf ihren König.
»Philipp
hat zwar seither keine Geldsorgen mehr. Er konnte sich sogar den Papstsitz in Avignon
erkaufen. Und neuerdings behauptet er sogar, direkt von Kaiser Karl dem Großen abzustammen.
Aber zum Heiligen Römischen Kaiser wird in Avignon ein Deutscher gekrönt werden,
unser Heinrich«, schloss Heinrich von Sponheim die Geschichte würdig ab.
Die Gesandtschaft
fühlte sich in Köln so wohl, dass sie den Aufenthalt dort kurzerhand verlängerte.
Die Biervorräte schwanden rapide. Und nach einer Woche waren die Keller leer, viel
früher, als Niklas gehofft hatte. Der Bierdurst der Mannen von Sponheims war unbezähmbar.
So machte
sich die Delegation Heinrichs von Luxemburg schließlich doch, mit einer Woche Verspätung,
auf in Richtung Avignon, um die Kaiserkrönung zu
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