Der Bierzauberer
mein erster Eindruck ist,
dass du kein Mörder bist. Außerdem sollst du ein guter Brauer sein.
Ich denke,
wir werden dich in unserer Mitte willkommen heißen. Du weißt, dass unser Kloster
nicht so von Glück gesegnet ist wie Urbrach. Unsere Mauern sind immerhin bereits
zweimal abgebrannt.
Die Klostergebäude
wurden von den Ungarn im zehnten Jahrhundert zweimal komplett zerstört. Und wir
haben aufgrund von Missernten und Hungersnot mehrmals nicht brauen können.
Zudem
ist unser Bruder Joachim, der zusammen mit Bruder Peter für die Brauerei zuständig
war, am Schwarzen Tod gestorben. Es war schon die zweite Seuche in der Gegend in
den letzten 20 Jahren. Bruder Joachim hatte wohl in Freising die Seuche bekommen.
Er war
unser Botengänger zum Hof des Herzogs. Nachdem wir ihn aber schnell isoliert und
keine weiteren Opfer zu beklagen hatten, hoffen wir, dass Gott mit uns wieder versöhnt
ist. Du kannst also versuchen, Bruder Joachims Posten zu übernehmen. Ich hoffe,
dass es dir auch sonst gelingt, dich in unseren Tagesablauf einzufügen. Du wirst
bei uns erst zwei Wochen in Klausur gehen müssen, bevor wir dich in unsere Gemeinschaft
aufnehmen.«
Die Klausur
verging rasch, weil die Brüder auf ihn warteten und er immer wieder Besuch von ihnen
bekam. Er unterhielt sich dabei mit ihnen durch die geschlossene Tür.
Einer
hieß Leonhard und war laut eigener Aussage der Kellermeister. Er erzählte gerne
und viel von der Geschichte des Klosters und kannte viele Anekdoten über Bier und
Wein. Er machte Niklas mit der Legende vertraut, dass der heilige Korbinian vor
langer Zeit einen Bären, der sein Saumross vor dem Pflug gerissen hatte, mit eigener
Hand bändigte, ins Zaumzeug einspannte und mit ihm weiterpflügte.
»Wenn
du später einmal im Hospiz vorbeischaust, da hängt eine Steinfigur von Korbinian
mit dem Bären von der Decke«, erzählte Leonhard, lachte aber und ergänzte:
»Was der
wohl für ein stärkendes Bier getrunken hatte und wie viel davon?«
Niklas
stimmte ins Lachen ein und sagte: »Ich will mein Bestes geben, um uns alle mit stärkendem
Trunk zu versorgen.«
So kannte
Niklas schon einige Namen, als die Tür sich endlich für ihn öffnete.
Er fügte
sich schnell in die Gemeinschaft ein, die Mitbrüder waren freundlich und halfen
Niklas immer, wenn er etwas wissen musste.
Einige
Brüder lästerten sogar über Bruder Peter und sagten, vielleicht könne er, Niklas,
ja endlich einmal für trinkbares Bier sorgen. Die Biere von Peter schmeckten zumeist
entweder verbrannt oder zu süß und dann bekamen alle Durchfall.
Niklas
erkannte wieder einmal, wie die Qualität eines Bieres wirklich wichtig sein konnte
für den Tagesablauf einer größeren Gemeinschaft.
Er hatte
es mit Bruder Thomas in Urbrach gleich zu Beginn so gut getroffen, dass ihm niemals
der Gedanke gekommen war, es könnte anderswo schlechter gehen. So trat er zum ersten
Arbeitstag in der Brauerei mit Hintergedanken über Bruder Peter an, die nicht freundlich
waren.
Es sollte
zunächst ganz anders kommen.
Peter
begrüßte ihn freundlich. Er war von durchschnittlicher Statur, seine Tonsur zeigte
Reste von roten Haaren und im Gesicht zeigten sich Sommersprossen. Als er den Mund
öffnete, waren einige Zahnlücken sowie zwei völlig schwarze Zähne zu sehen. Niklas
erschrak, wurde durch die freundlichen Worte jedoch schnell wieder abgelenkt.
Beim ersten
gemeinsamen Brauen von Niklas mit Bruder Peter nahm dieser aus einem Korb ein paar
Dolden und setzte sie dem Sud zu. Niklas stockte der Atem. »Woher kennst du das
Geheimnis der Hopfenpflanze?«, fragte er Peter.
Dieser
lachte und sagte: »Da ist hier kein Geheimnis hinter. Wir Brauer von Weihenstephan
verwenden Hopfen seit fast 500 Jahren. Sogar zu einer Zeit, als das Kloster noch
gar kein Braurecht hatte, wurde in einem Garten in der Nähe des Klosters Hopfen
angebaut. Der Besitzer bringt uns seither den Zehnten und den Rest kauft das Kloster
zum Bierbrauen.
Ich persönlich
mag den Hopfen allerdings nicht so, er macht das Bier bitter. Daher braue ich immer
einen Sud nach der alten Gruitart und für die Brüder, die es bitter mögen, einen
Hopfensud. So haben wir es immer hier gehalten. Es gibt einige Kräuter, die ich
viel lieber im Bier mag. Diese Hopfenpflanze hat keine Zukunft beim Bierbrauen.«
Niklas
wollte widersprechen, besann sich jedoch eines Besseren. Eines Tages, dachte er
bei sich, werde ich dir zeigen, wie man ein perfektes Bier macht.
Zuerst
musste er jedoch lernen,
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