Der Bierzauberer
gute Möglichkeit für Niklas, es ihm heimzuzahlen.
Tatsächlich
wurde das Hefebrot immer schlechter und schlechter. Anfangs suchten die Brüder Ersatz,
indem sie mehr Bier tranken.
Eines
Tages aber wurde es Kilian zu viel. Er ließ die beiden Streithähne zu sich kommen
und gab ihnen eine Woche Zeit, ihre Probleme zu schlichten. Sollte bis dahin keine
Einigung erzielt sein, würde er eine Entscheidung treffen.
Niklas
aber hatte bereits heimlich begonnen, sich nach einer neuen Brauerei und somit einem
neuen Kloster umzuhören.
Er war
die täglichen Grabenkämpfe und Sticheleien leid. Auch wenn er fühlte, dass die Mehrheit
der Brüder im Kloster Urbrach auf seiner Seite war und sein Bier sehr schätzte,
war dennoch keiner stark genug, Ansgar die Stirn zu bieten und ihm vor versammelter
Gemeinschaft entgegenzutreten. Sogar auf Bernard konnte er hierbei nicht zählen,
der war selber zu jung und ohne Einfluss auf Ansgar. Außerdem, so vermutete Niklas,
war sogar Bernard als Bäcker mittlerweile wütend auf ihn wegen der Qualität des
Zeugs. Nur, wie sollte er einen Abschied inszenieren, bei dem er in Würde gehen
konnte? Wie konnte er Kilian überzeugen, dass er ungern ginge, es aber für das Kloster
das Beste wäre? Er wollte einfach nur hören, dass ihn jemand vermissen würde, wenn
er wegginge; und sei es nur um seines Bieres willen.
Nach einigen
durchwachten Nächten, in denen er wie im Fieber dalag und über seine Zukunft nachdachte,
suchte er schließlich ein Gespräch mit seinem Abt. Niklas beichtete Kilian sein
Unbehagen in Urbrach in der letzten Zeit und bat darum, das Kloster verlassen zu
dürfen. Kilian bedauerte den Entschluss und fragte, ob er denn die Brauer, die mittlerweile
angelernt waren, für ausreichend fähig halte.
»Ich traue
beiden zu, die Brauerei gut zu führen. Zwei Jahre mit mir und Thomas sollten genügen.«
»Nun denn,
mein lieber Niklas, ich denke, man sollte nicht zu leicht aufgeben, wenn man von
einer Sache überzeugt ist. Aber ich sehe dein jugendliches Feuer und deine Ungeduld.
Vielleicht kommst du später zu dem Entschluss, dass deine Entscheidung, uns zu verlassen,
ein Fehler war. Dann bist du jederzeit wieder in unserer Mitte willkommen. Wir werden
dich im Herzen behalten und hoffen, dass du deinen Weg finden wirst.«
Kilian
machte eine kurze Pause und sah Niklas fragend an:
»Weißt
du denn schon, wohin du gehen möchtest? Unser Orden hat einige andere Klöster, die
sicherlich froh wären, einen Brauer wie dich zu haben. Wenn du dich ein paar Wochen
geduldest, kann ich Boten aussenden und zusehen, wo du am besten unterkommst.
In der
Nähe von Bamberg gibt es das Kloster Ebrach, weiterhin könnte ich dich nach Fürstenfeld
vermitteln. Dort gibt es ein recht neues Kloster, das der Regent Ludwig der Zweite,
den sie auch den Strengen nennen, vor etwa 20 Jahren gegründet hat.
Dort suchen
unsere Mitbrüder immer tüchtige Mönche. Als Drittes könnte ich dir noch meine Vermittlung
zum Kloster Heilsbronn in der Nähe von Eichstätt anbieten. Dieses wurde bereits
vor über 100 Jahren gegründet, von dem berühmten Bischof Otto von Bamberg. Was sagst
du?«
Niklas
hörte jedoch eigentlich nur mit halbem Ohr hin, weil er seine Entscheidung bereits
getroffen hatte.
»Ich möchte
nach Freising gehen. Dort gibt es auf dem Nährberg das Kloster Weihenstephan. Das
ist gerade dabei, sich durch sein Bier bekannt zu machen. Es sind zwar Benediktiner,
ich hoffe dennoch, dass sie mich aufnehmen werden.«
Kilian
war überrascht, als er vor diese vollendeten Tatsachen gestellt wurde. Dann bemerkte
er, dass sich Niklas die Sache schon vorher wohl überlegt hatte, und ein Grinsen
ging über sein Gesicht.
»Ich hätte
mir die lange Rede sparen können. Wie auch immer, ich werde dir einen Brief mitgeben,
der dir hoffentlich ein paar Türen öffnet. Wann möchtest du uns verlassen?«
»In zwei
Tagen sollte ich reisefertig sein.«
»Geh noch
beim Hofmeister vorbei und lass dir ein paar Pfennige für die Reise geben. Der Weg
nach Freising ist lang und du wirst nicht immer in anderen Klöstern übernachten
können. Ich werde außerdem eine Nachricht an deine Eltern schicken, damit sie Bescheid
wissen.«
Niklas
bedankte sich und ging.
Am übernächsten
Tag war es so weit: Ein kleines Bündel, verschnürt auf dem Rücken, war Niklas’ ganzes
Gepäck. In einem kleinen Lederbeutel klimperten ein paar Kupferstücke, die Luft
war erfüllt von Abschiedsstimmung.
Einige
der ihm wohlgesinnten
Weitere Kostenlose Bücher