Der Bierzauberer
fand und dass man ganz spezielle
Steine suchen müsste, »welche ausreichend Feuer speichern können und nicht zerspringen,
wenn sie in die kalte Maische geworfen werden.«
Über die
Monate spielte es sich ein, dass Niklas nur noch mit Hopfen braute. Peter machte
die Gruitbiere und versorgte die Bäckerei.
Niklas
versuchte alles, um seine Rezepturen weiter zu verbessern und stellte Versuche mit
dem Hopfen an. Eine Schwierigkeit, die sich beim Hopfen ergab, war die Haltbarkeit.
Niklas bemerkte schnell, dass die Wirkstoffe des Hopfens, auf die es ihm ankam,
nach ein paar Wochen Lagerung vergingen. Er hatte keine Erklärung dafür. So musste
er sich damit behelfen, im Frühjahr, wenn der Hopfen zur Neige ging, immer mehr
in die Pfanne zu geben, um die gleiche Bittere zu erreichen.
Da für
die Brauerei in Weihenstephan in der Zwischenzeit eine, wenn auch kleine, Mälzerei
gebaut worden war, fand Niklas neue Möglichkeiten für seine Versuche.
Er überlegte
zum Beispiel:
Wenn das
Gerstenkorn durch die Hitze auf der Darre haltbar gemacht werden kann, geht das
vielleicht beim Hopfen ebenso.
Er sagte
jedoch niemandem etwas von seinen Ideen.
Von der
nächsten Hopfenlieferung nahm Niklas einen guten Teil und legte ihn auf die Darre,
kurz nachdem dort Malz getrocknet worden war und die Luft noch heiß war.
Am nächsten
Tag schlich er in die Darre, nahm den Hopfen und legte ihn in das normale Lager.
Als er
dann seinen nächsten Sud braute, setzte er den getrockneten Hopfen zu. Die Ergebnisse
waren alles andere als brauchbar. Das Bier war schlapp und die Bittere schmeckte
wie ranzige Butter. Die Brüder schimpften und lästerten.
Plötzlich
schlug die Waagschale wieder zugunsten von Peter aus. Niklas aber hatte dazugelernt;
dieses Mal die Lektion, wie schwankend die Zuneigung der ›Kunden‹ ist, wenn es um
den Biergeschmack geht.
Trotzdem
beschloss er, nicht aufzugeben.
Sein nächster Versuch ging
in die andere Richtung:
Wenn Feuer
und Hitze den Hopfen nicht haltbar machen, dann helfen vielleicht Kälte und Dunkelheit?
In den
nächsten Wochen redete er viel mit dem Weinkellermeister Leonhard, dessen Anekdoten
er schon während seiner anfänglichen Klausur durch die geschlossene Tür kennengelernt
hatte.
Die Männer
verstanden sich ausgezeichnet, was bei der natürlichen Konkurrenz der beiden nicht
ganz zu erwarten gewesen war.
Die Weinkeller
waren die kühlsten und dunkelsten Winkel des ganzen Klosters, bis auf die Wintermonate,
in denen Eis zum Kühlen des Biers in den Felsenkeller eingelagert wurde. Die Keller
rochen sehr intensiv, Niklas war fasziniert von dieser Mischung aus altem Holz,
Erde und Wein und verbrachte mehr Zeit darin, als eigentlich für seine Versuche
nötig war.
Als er
dann die Freundschaft mit Leonhard so weit gefestigt glaubte, dass er es wagen konnte,
weihte er ihn in seine Versuche ein. Es war überraschend leicht, ihn zu überzeugen,
der Brauerei zur Lagerung des Hopfens eine dunkle Ecke in den Kellergewölben zu
überlassen.
Niklas
ließ ein paar alte, trockene Holzfässer hinunterbringen und lagerte darin von der
nächsten Lieferung einen Teil des Hopfens ein.
Peter
bemerkte gar nicht, dass ein guter Teil des Hopfens fehlte, so beschäftigt war er
mit der Produktion von Gruitbier.
Im nächsten
Frühjahr, als die Experten unter den Biertrinkern erwarteten, dass das Hopfenbier
zur Neige ginge oder zumindest immer schlechter würde, erlebten sie eine Überraschung.
Der Hopfen,
der jetzt aus dem Keller geholt wurde, war frisch und kräftig, mit einer angenehmen
Bittere. Nicht ganz so gut wie ein frischer Hopfen, dennoch weit besser als der
abgedarrte oder der normal gelagerte.
Und schon
war Niklas wieder obenauf in der Beliebtheit.
Er sagte
niemandem etwas von seinen Versuchen, vor allem Peter nicht. Er hatte schon mehrfach
erfahren, dass es im Kloster nicht gerade üblich war, Neues oder gar Verbesserungen
zu suchen. Die Brüder betrachteten alle Neuerungen mit Misstrauen, da war es ratsam,
nicht alles weiterzuerzählen.
In seinem zweiten Jahr in
Weihenstephan wurde ihnen eine zusätzliche Arbeitskraft zugeteilt. Albert, ein 14-jähriger
Novize, sollte zum Brauer ausgebildet werden.
Obwohl
lang aufgeschossen, fast einen Kopf größer als Niklas, stand der Neue stumm und
eingeschüchtert da. Er war so schmal, dass Niklas zuerst dachte, dieser Albert sei
am Verhungern.
Während
Peter grummelte: »Als ob wir nicht genug Arbeit hätten, müssen wir uns noch um so
ein
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