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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Brüder hatten sich beim Tor versammelt, als er nach fast sechs
Jahren das Kloster Urbrach verließ. Bernard war natürlich dabei und drückte ihm
zum Abschied die Hand.
    »Hoffentlich
sehen wir uns einmal wieder«, das waren die einzigen Worte, die er zu hören bekam.
    Die anderen
Brüder winkten ihm zum Abschied, sagten aber nichts.
    Dass Ansgar
fehlte, hatte er erwartet.
    In dem
Moment, wo er die Pforte zur Außenwelt durchschritt, erkannte Niklas plötzlich,
dass er zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt Geld besaß. Und dass er gerade
18 Jahre alt geworden war.

8
     
    Der Weg nach Freising verlief einfach und
ohne Schwierigkeiten. Zuerst hielt er sich auf der alten Handelsstraße von Nürnberg
in Richtung Wien. In Neumarkt wandte er sich nach Süden und überquerte die Altmühl
bei Bilingriez (Beilngries).
    Es war
April, die gute Reisezeit hatte angefangen. Die Strafen für Räuber, die sich an
Geistlichen oder Ordensmitgliedern vergriffen, waren erheblich höher als jene für
Überfälle auf einfache Leute. Somit konnte man sich in einer Kutte ziemlich sicher
fühlen, zumal bekannt war, dass die Ordensbrüder immer mit wenig Geld und ansonsten
nur mit dem Notwendigsten unterwegs waren.
    Die weitere
Strecke führte durch das ziemlich sichere Gebiet der Grafen von Moosburg.
    Nach fünf
Tagen klopfte er an die Pforte des Klosters Weihenstephan, übergab den Brief von
Abt Kilian und fragte nach dem Vorsteher. Man ließ ihn ein paar Stunden warten,
ehe er eintreten durfte.
    Als er
dem Abt endlich gegenüberstand, wusste er, dass sehr viel von dieser ersten Begegnung
abhing. Der Abt war ungefähr doppelt so dick wie Kilian, nur etwas kleiner. Die
wenigen kurzen, blonden Haare, die ihm die Tonsur gelassen hatte, fielen fast gar
nicht auf, sodass er beinahe glatzköpfig wirkte. Aber eine dicke, fleischige Nase
und ein großer Mund mit erstaunlich vielen und weißen Zähnen verrieten eine gewisse
Lebensfreude. Der Mann, wiewohl Abt, schien gerne zu lachen.
    Er stellte
sich vor mit dem Namen Arnold, »wie der Abt Arnold, der dem Bischof Engilbert von
Freising seinerzeit das Brau- und Schankrecht abgehandelt hat. Wir hier im Kloster
Weihenstephan haben bereits seit über 200 Jahren die Erlaubnis zum Bierbrauen!«
    Arnold
hielt den Brief in der Hand.
    »Sag mir
bitte, warum du zu uns gekommen bist!«
    Niklas
erzählte seine Geschichte und vom Tode Thomas’. Zusätzlich betonte er noch seine
eigene Liebe zum Bierbrauen sowie den guten Ruf, den sich das Kloster Weihenstephan
in den letzten 200 Jahren erworben hatte.
    »Weißt
du, dass wir bei den Benediktinern nach etwas anderen Regeln leben als bei den Zisterziensern?
Die Unterschiede sind zwar gering, dennoch sollte dir bewusst sein, dass wir eine
andere Ordensgemeinschaft sind.«
    Niklas
bejahte und gab wieder, was er über die Benediktiner wusste. Das meiste hatte ihm
Thomas beigebracht, als er in den Anfängen seiner Zeit in Urbrach stand.
    Arnold
holte aus:
    »Wir Benediktiner
haben einige der ältesten und berühmtesten Klöster im ganzen Land gegründet. Klöster
wie Benediktbeuren oder Tegernsee sind schon 500 Jahre alt. Es gibt jedoch auch
neuere Gründungen wie das Schottenkloster in Würzburg.
    Wir Weihenstephaner
gehen eigentlich auf den heiligen Korbinian zurück. Das war ein Wanderbischof, der
im Jahre 720 auf den Nährberg kam und dort eine Mönchszelle neben der Stephanuskirche
errichtete.«
    Er lächelte
und ergänzte:
    »Was unser
Korbinian neben seinen heiligen Taten für Tollkühnheiten vollbrachte, erfährst du
vielleicht ein andermal.«
    Dann fuhr
er fort:
    »100 Jahre
später gründete dann Bischof Hitto unser Kloster. Benediktiner sind erst seit 1021
hier in Weihenstephan. Die Mönche, die vorher hier waren, haben damals alles mitgenommen
und wir haben praktisch wieder ganz von vorne angefangen.«
    Weiter
erklärte er Niklas:
    »Nur die
Brautradition, nach der du hier in Weihenstephan suchst, ist älter als die Benediktiner.
Sogar unsere Vorgänger, die Kanoniker, hatten, aller Askese zum Trotz, bereits Bier
hergestellt und gar kein schlechtes, wie uns überliefert wurde.«
    Jetzt
wedelte Arnold mit dem Brief in der Hand.
    »Nun zu
dir. Ich habe vorab, bevor ich deinen Brief gelesen habe, von Bruder Thomas’ Unfall
und den Schuldvorwürfen gegen dich gehört. Ebenso von diesem fragwürdigen Gottesurteil
und wie du daraus hervorgegangen bist. Ich verlasse mich dennoch lieber auf meinen
persönlichen Eindruck als auf diese Art von Urteil. Und

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