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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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war in aller Munde.
    Und er
traute Niklas für die nächsten Jahre noch einiges zu. So handelten die beiden denn
einen Ehevertrag aus, der anstelle eines Brautschatzes einen Wechsel auf zukünftige
Einnahmen aus Niklas’ Brauertätigkeit enthielt.
    Marias
Augen glühten vor Begeisterung, als ihr Vater die Hochzeit zusagte. Sie war in kurzer
Zeit von einem hübschen, aber schüchternen Mädchen zu einer stattlichen, schönen
Frau geworden; man sah ihr an, dass sie verliebt und glücklich war.
    Kurz vor
Weihnachten wurde die Hochzeit gefeiert. Die Verlobungszeit war kurz gewesen, da
sich die beiden schon ziemlich gut kannten und bereits länger unter einem Dach gelebt
hatten.
    Neben
dem traditionellen Ritual rezitierte Maria für Niklas auch eines der Minnegedichte,
die gerade sehr beliebt waren:
    »Da sprach
der liebende Mund,
    Der meine
Seele küsste wund,
    In seinen
erhabenen Worten,
    Die ich
niemals würdig hörte:
    Du bist
meiner Sehnsucht Liebesfühlen,
    Du bist
meiner Brust ein süßes Kühlen,
    Du bist
ein inniger Kuss meines Mundes,
    Du bist
eine selige Freude meines Fundes,
    Ich bin
in dir, du bist in Mir,
    Wir können
einander nicht näher sein,
    Denn wir
sind beide in eins geflossen
    Und sind
in eine Form gegossen
    Und verbleiben
so ewig unverdrossen.«
     
    Niklas warf sich in Pose und
erwiderte mit seiner schönsten Stimme:
    »Frau,
du schöne, nun komm mit mir.
    Liebes
und Leides, das teile ich mit dir.
    Solang
ich am Leben bin, so bist du mir
    sehr lieb.
    Nur wenn
du einen Schlechten liebst,
    das gönn
ich dir nicht.«
     
    Er küsste Maria auf den Mund,
alle Gäste applaudierten, dann war die Eheschließung vollzogen. Da Niklas’ einzige
Freunde weit weg im Kloster lebten, hatte er lediglich seine Schwester Elisabeth
an seiner Seite, die er zu diesem Anlass ausfindig gemacht hatte.
     
    Niklas und Joachim trugen
beide ein festliches Gewand, das sie eigens für diesen Tag hatten schneidern lassen.
Beider Hosen zierte ein prächtiger Hosenlatz, Joachim trug Grün, Niklas Feuerrot.
Dazu eine pelzverbrämte Jacke. Niklas fühlte sich wie ein freier Bürger.
    Maria
trug ein neues, himmelblaues Leinenkleid, das mit mehreren farbigen Tüchern verziert
war. Ihr Haar trug sie in Zöpfen, was Niklas immer besonders gut gefiel.
    Bier und
Wein flossen in Strömen. Der Tisch bog sich vor Delikatessen. Gänse und Kapaune,
Hühner, Lerchen und Krammetsvögel kamen plattenweise, ein großes Spanferkel hing
am Spieß über dem Feuer. Dazu Schmalz und Butter, Eier, Speck und Gurken, sogar
Salz und Gewürze hatte Joachim auffahren lassen.
    Die bestellten
Musiker spielten auf. Die Tänze dauerten bis in die Nacht hinein, bis alle, müde
vom Tanz, die Bäuche voll, die Beine schwer von Bier und Wein, in die Betten fielen.
     
    Joachim bot ihnen an, auch
nach der Hochzeit bei ihm wohnen zu bleiben und räumte zwei zusätzliche Kammern
für sie.

3
     
    Im März 1275 erhielt Bernard
in Augsburg Besuch von einem Ordensbruder, der sich als Odilo vorstellte.
    »Ich komme
soeben vom Benediktinerkloster St. Michael in Metten. Bei der Untersuchung eines
Vorfalles traf ich auch mit dem Kämmerer des Klosters zusammen. Wir tranken einige
Krüge eines wirklich vorzüglichen Biers. Dann erzählte er mir ungefragt, er besäße
in Regensburg die Brauerei ›Zur Gestochenen Sau‹, die von einem Bier-Magus betrieben
werde. Diesem Zauberer würde beinahe jedes Bier gelingen. Und die Leute auf der
Straße reden schon von ihm als einem Magier. Er soll ein ehemaliger Klosterbruder
sein. Sucht Ihr nicht einen dieser Sorte wegen der Morde von St. Gallen?«
    Bernard
sah sich im Geist seine Verfolgung bereits wieder aufnehmen, wiegelte aber ab und
sagte:
    »Es gibt
viele ehemalige Klosterbrüder. Bei meinem nächsten Besuch in Regensburg werde ich
nachsehen. Hab dennoch vielen Dank für den Bericht.«
    Er wusste
bereits, dass eine Jagd auf Niklas in einer Freien Reichsstadt wie Regensburg sehr
viel schwerer war als auf dem Land oder im Kloster.
    Der Regensburger
Bischof war schwach und bei den Städtern unbeliebt. Auf dessen Unterstützung konnte
er nicht zählen.
    Aber herausfinden,
ob es sich um Niklas handelte, wollte er auf alle Fälle.
     
    Auch Niklas wurde im folgenden
Sommer an seine Vergangenheit als Klosterbrauer erinnert und das gleich zweimal.
    Zuerst
erhielt er einen Brief aus St. Gallen. Der Brief hatte fast vier Monate gebraucht,
um zu ihm zu finden.
    Dieto
hatte ihm geschrieben:
    ›Lieber
Niklas, ich hoffe, dass der Brief Dich

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