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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Bodo, ihn
nur mit der Absicht denunziert zu haben, einen Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen.
Von den verbrannten Briefen in Bitburg erzählte er ebenso wie vom verrückten Reginald.
    »Ich habe
die Briefe seinerzeit in Bitburg vorzeigen müssen, um die Bürgerrechte zu erhalten.
Lasst euch dies gerne von den Bitburger Schöffen bestätigen. Sie sollten wohl gut
genug sein für meinen untadeligen Leumund!«
    Dann wies
er auf die Möglichkeit hin, dass das Bier unterwegs verdorben war. Dies käme häufiger
vor, als man annehme. Besonders im Sommer. Der Papst hätte ja ausdrücklich auch
über die Märzensaison hinaus noch Bierlieferungen gefordert.
    Schließlich
wollte er sich noch die Zeichen der päpstlichen Vergiftung beschreiben lassen. Aber
niemand konnte darüber Auskunft geben, da Siegfried und seine Legaten noch auf dem
Rückweg von Rom nach Köln waren, mit neuen Nachrichten über den Gesundheitszustand
des Franziskanerpapstes.
    Niklas
beschwerte sich lautstark:
    »Und ihr
habt mich beinahe verrecken lassen da unten, ohne genau zu wissen, weswegen! Bevor
ihr in Zukunft jemand in den Kerker legt, solltet ihr euch genau überlegen, wie
die Anschuldigung lautet. Sonst seid ihr ach so freien Bürger Kölns nicht besser
als ein verblendeter Feudalherr. Ihr wollt es besser machen, so aber nicht!«
    Die peinlich
berührten Mitglieder der Richerzeche erlaubten Niklas, nach Hause zu gehen und zu
warten, bis Siegfried von Westerburg von Rom zurückgekehrt war.
    Nach weiteren
fünf Tagen war es so weit.
    Siegfried
berichtete: Der Papst lebe und sei auf dem Wege der Besserung, wenn auch durch tagelangen
Durchfall sehr geschwächt.
    Doch anstatt
sich bei Niklas für die falsche Anklage zu entschuldigen, hob er die gesunde Konstitution
von Nikolaus IV. sowie dessen großen Glauben hervor, die ihn diesen Giftanschlag
hätten überleben lassen.
    Niklas
entgegnete, alle Anzeichen sprächen dafür, dass das Bier unterwegs verdorben sei.
Er habe jedenfalls einwandfreies Bier ausgeliefert.
    Hermann
von der Stesse beschloss am Ende, Niklas nicht an Siegfried von Westerburg zu übergeben.
    »Es gibt
keine eindeutigen Zeichen dafür, dass Niklas wissentlich eine Vergiftung herbeiführen
wollte. Was dem Papst widerfahren ist, war eine Krankheit, aber keine Vergiftung.
Und für das Unrecht, welches wir dir angetan haben in den zwei Wochen im Kerker,
wirst du vom Rat entschädigt werden. Dem Schildergassen-Bodo wird eine Rüge erteilt,
er soll in Zukunft vorsichtiger sein mit seinen Anschuldigungen.«
    So wurde
es im Ratsprotokoll eingetragen.
     
    Siegfried von Westerburg fuhr
unverrichteter Dinge zurück nach Bonn.
     
    Bernard von Dauerling saß,
wieder einmal enttäuscht, mit roten Zornesadern auf der Stirn im Keller der Schildergasse.
Ausnahmsweise einmal trank er vom starken Schwarzbier. Nachdem er mit Bodo einige
Krüge geleert hatte, fiel er beim treppauf gehen prompt die Treppe wieder hinunter.
Die Wunde auf der Stirn blutete stark und hinterließ eine deutliche längliche Narbe,
die rötlichblau schillerte.
     
    Niklas sah niemals auch nur
einen einzigen Pfennig der zugesagten Entschädigung, traute sich aber nicht, sie
einzufordern.
    Es schadete
nichts, wenn man im Geheimen beim Rat etwas guthatte.
    Und noch
eine Lektion merkte er sich: Bei Bierlieferungen in weit entfernte Städte brauchte
er in Zukunft jemanden, der das Bier in Empfang nahm und prüfte, ob es noch gut
war.
    Jemanden,
dem er vertrauen konnte.
     
    Papst Nikolaus IV. starb ein
halbes Jahr später, im April 1292, verdorbenes Bier war nicht die Todesursache.

19
     
    Die Kerkerhaft und die Demütigungen waren bald
vergessen, Niklas erholte sich wieder und braute weiter das, was viele als die besten
Biere Kölns bezeichneten.
    Er verdiente
gutes Geld und konnte es sich leisten, Maria gelegentlich mit teuren Geschenken
zu überraschen. So schenkte er ihr zu Weihnachten 1291 ein tönernes Geschirr, welches
komplett mit Glas umkleidet und bemalt war. Ein Kaufmann hatte es ihm aus Italien
mitgebracht, der Preis war astronomisch hoch, aber Niklas freute sich an der ungekünstelten
Freude Marias mehr, als er dem Geld nachtrauerte.
     
    Die Brauer Kölns beschlossen
im Winter 1291/92, etwas für das Ansehen ihres Standes zu tun. Zum einen hatte der
große Sieger der Schlacht von Worringen, Herzog Johann I. von Brabant, sich mittlerweile
als Ehrenmitglied in die Brüsseler Brauergilde aufnehmen lassen. Die Kölner Brauer
sorgten nun dafür, dass jeder es zur Kenntnis

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