Der Bierzauberer
für Köln denkwürdigen
Ereignisses. Es war eigentlich nur aufgrund des ungewöhnlich kalten Wetters möglich,
dass es im Juni überhaupt noch Bier gab.
»Aber
wenn Gott auf unserer Seite ist, dann auch der Wettergott und alle Bier-Schutzheiligen«,
witzelten die Kölner.
Und noch eine besondere Belohnung
wurde den Brauern zuteil: Die Bierpolizei wurde abgeschafft. Gerade eine Saison
vorher hatte die Obrigkeit verfügt, dass unehrliche Brauer nicht mehr mit der Bäckertaufe
bestraft wurden. Stattdessen wurde Bier, das bei der Bierbeschau durchgefallen war,
in die Gosse laufen gelassen und das Fass zerschlagen. Meist wurde auch noch ein
Schild an der Tür angebracht:
›Wegen
Brauens von schlechtem Bier zugesperrt.‹
Diese
Strafen wurden nun ersatzlos gestrichen, als Dank für den Einsatz bei der Schlacht
von Worringen.
17
Während im Vorfeld der Schlacht
von Worringen der Limburger Erbfolgestreit tobte, war im Jahre 1287 Papst Honorius
IV. verstorben. Honorius war ein Freund der Ordensbrüder, besonders der Dominikaner
und der Franziskaner, gewesen, bis auf deren Regeln zur Mäßigung, dafür hatte er
keinerlei Verständnis. Gerüchte besagten, dass ihn die Gicht dahingerafft hätte.
Er war schon länger so gichtkrank gewesen, dass er an Händen und Füßen beinahe gelähmt
gewesen war. Nur mit Hilfe einer mechanischen Vorrichtung, die speziell für ihn
konstruiert worden war, war er in der Lage gewesen, die Hostie und den Abendmahlskelch
zu erheben, wenn er die heilige Messe gefeiert hatte.
Das Konklave,
das dem Tod von Honorius folgte, war eines der schwierigsten in der gesamten Geschichte
der Kirche. Es dauerte fast ein Jahr lang. In der Hitze des römischen Sommers brach
eine Malaria-Seuche aus. Sechs Kardinäle starben qualvoll. Das Konklave wurde unterbrochen,
die Kardinäle verließen Rom. Alle, bis auf einen: den Franziskaner Girolamo Masci
d’Ascoli. Als das Konklave schließlich wieder zusammentrat, hatte er leichtes Spiel.
Wer so eindrucksvoll seine Überlebensqualitäten unter Beweis stellte, müsste auch
als Papst lange durchhalten.
Der Norditaliener
wurde also nach Wiederaufnahme des Konklaves zwangsläufig zum neuen Papst gewählt.
Er nahm als 189. Papst den Namen Nikolaus IV. an und war der erste Franziskanermönch
auf dem Papstthron.
Nicht
nur sein Vorgänger hatte die Macht der Ordensbrüder, denen er die alleinige Leitung
der Inquisition anvertraut hatte, schon beträchtlich gestärkt, sondern auch sein
Namensgeber, Papst Nikolaus III., der acht Jahre zuvor gestorben war.
Nikolaus
IV. gedachte nicht, diese Macht ungenutzt verstreichen zu lassen, auch wenn ihn
der Nepotismus seiner Vorgänger anwiderte.
Er förderte
die Mission, sandte Franziskaner als Missionare nach China an den Hof des Khans
und unterstützte maßgeblich die Einsetzung des ersten Bischofs von Peking. Als der
andere Khan, der von Persien, Verbündete gegen die Muslime suchte, rief er zu einem
erneuten Kreuzzug ins Heilige Land auf. Durch interne Streitereien der christlichen
Regenten in Europa wurde daraus jedoch nichts.
Am Hof
in Rom führte Nikolaus wieder etwas Mäßigung ein. Als Ordensbruder wusste er jedoch
ein gutes Bier zu schätzen.
Dies sprach
sich schnell herum und Bier wurde zum beliebten Gastgeschenk in Rom. Nicht immer
war das Bier noch genießbar, wenn es endlich auf der päpstlichen Tafel landete.
Umso höher wurde jenes Bier gepriesen, so es denn dem päpstlichen Franziskanergaumen
mundete.
Auch Siegfried
von Westerburg hatte von der päpstlichen Schwäche für Bier erfahren.
Der Erzbischof
und der Rest seines Klerus kamen seit der schmählichen Niederlage in der Schlacht
von Worringen nur noch zu besonderen kirchlichen Anlässen nach Köln.
Residiert
wurde im nahe gelegenen Bonn.
Am 18.
Januar 1290 entband ihn jedoch Papst Nikolaus IV. von allen Versprechen, die er
den Kölnern hatte geben müssen.
Am 31.
Januar forderte der Papst sogar die Erzbischöfe von Mainz und Trier auf, Siegfried
bei der Rückgewinnung kurkölnischen Besitzes zu helfen.
In der
Folge wurde durch diese Fürsprache Siegfrieds Macht so gestärkt, dass er seinen
Schwager, den Grafen Adolf von Nassau, im Juni 1292 in Aachen höchstselbst zum König
krönen konnte.
Siegfried
war ein dankbarer Mensch und vergaß nicht, wer ihm geholfen hatte.
Nach der
päpstlichen Fürsprache beschloss Siegfried von Westerburg, Nikolaus IV. das beste
Bier Kölns zu senden. Er wusste, dass sein eigenes, am Hof gebrautes Bier
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