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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Brauer‹ erzählte. Der eigentümliche, kümmelähnliche Geschmack
von Bodos Bier ließ ihn kalt, weil Bodo ihm auf seinen Wunsch hin das Bier sehr
verdünnte und mit Muskatnuss würzte.
    So saß
er in der Schildergasse, Stunde um Stunde, Tag um Tag, und spann seine Intrigen.
    Und im
November 1291 hörte er dann hocherfreut die Nachrichten, die schnell die Runde machten.
    Er wähnte
sich, ohne viel eigenes Zutun, am Ziel seiner Wünsche.

18
     
    Da nämlich erschienen Wachen des Kölner Rats in Niklas’
Brauerei.
    »Wo ist
der Brauherr Niklas Hahnfurt?«, rief der Offizier der Wache.
    »Ich habe
Auftrag, ihn mit mir zu nehmen und zu befragen!«
    Niklas
war sich keiner Schuld bewusst und ging mit.
    Er wurde
ins Bürgerhaus geführt. Den Vorsitz hatte der groß gewachsene Kaufmann Hermann von
der Stesse. Ernst und schmallippig, verkörperte er vollkommen die Bürde seines schweren
Amtes.
    Ein dumpfer,
süßlicher Schweißgeruch lag in der Luft. Hier hatten viele Männer schon viele Stunden
an Beratungen und Besprechungen abgesessen.
    Es waren
zwölf Männer anwesend. Außer Hermann von der Stesse erkannte er noch sieben weitere:
Johann Luf vom Horne, Richolf Mennegin von der Aducht, Gottschalk vom Stave, Johann
vom Spiegel, Dietrich von Brempt, Heinrich von Mainz und Johann Quattermart. Die
anderen vier Gesichter sagten ihm nichts.
    »Was du
hier vor dir siehst, ist die Richerzeche, die Versammlung der führenden Kaufleute
von Köln«, sagte Hermann.
    »Es liegen
schwere Anschuldigungen gegen dich vor, erhoben von Siegfried von Westerburg. Es
liegt uns fern, ihn als unseren Freund zu betrachten. Aber wenn seine Anschuldigungen
wahr sind, müssen wir dich an seine Gerichtsbarkeit übergeben.«
    »Was wirft
man mir vor?«, fragte Niklas.
    »Du sollst
eines der schwersten Verbrechen überhaupt begangen haben. Der Papst ist schwer erkrankt
und es soll deine Schuld sein. Man redet von einer Vergiftung der Galle und der
Eingeweide«, meldete sich jetzt Johann Quattermart. »Der Brauer Bodo hat uns bestätigt,
dass du in dem Ruf stehst, Kenntnisse über geheime Zauberkräuter zu haben, die,
dem Bier zugegeben, zum Tode führen können. Und es liegen uns Berichte über tödliche
Versuche und andere Untaten in St. Gallen vor, in die du verstrickt gewesen sein
sollst. Wenngleich die Heilige Inquisition hier nicht viel zu sagen hat, so werden
wir sie, falls erforderlich, doch anhören. Wir werden ein Schöffengericht zusammenstellen
und über dich und die Überstellung an Siegfried von Westerburg urteilen. In 14 Tagen
werden wir zusammenkommen. Dann magst du dich rechtfertigen. Bis dahin musst du
im Kerker bleiben.«
    Ohne weitere
Anhörung wurde Niklas abgeführt und in ein kaltes, verlaustes, verdrecktes Loch
im Keller des Bürgerhauses geworfen.
    Die nächsten
zwei Wochen wurden für Niklas die längsten seines Lebens. Neben Läusen musste er
seine Zelle auch mit Ratten und allerlei anderem Ungeziefer teilen.
    Er schiss
und kotzte sich die Eingeweide aus dem Leib, während er sich bereits im bischöflichen
Gefängnis sah, in einer Zelle, die normalerweise den Hexen vorbehalten war.
    Nachts
schrie er seinen Schmerz und seine Wut laut hinaus. Er verfluchte den Papst, den
Bürgerrat, die Stadt Köln, Bernard, Bodo und sein ganzes Leben.
    Währenddessen
stießen Bodo und Bernard auf ihren Erfolg an. Bodo hatte einen Konkurrenten weniger,
Bernard glaubte seinen Feind endgültig besiegt.
     
    Maria, Agnes und Matthias
kamen ihn täglich besuchen, auch Mosche und Salomon schauten vorbei, aber an seinem
mitleiderregenden Zustand konnten sie wenig ändern. Sie besserten lediglich seine
Kost auf, da er ohne diese Ergänzung die zwei Wochen unter Umständen nicht überleben
würde.
    Matthias
hatte angefangen, in der Brauerei zu arbeiten. Er und die beiden jüdischen Brauer
führten die Brauerei in dieser Zeit allein. Als Niklas schließlich dem Schöffengericht
vorgeführt wurde, sah er aus wie ein wandelnder Leichnam. Nur noch Haut und Knochen.
    Die Verhandlung
begann.
    Niklas,
so schlecht er auch beieinander war, beschrieb, wie Siegfried von Westerburg ihm
die ersten Bierlieferungen abgekauft hatte.
    Von dem
Angebot des Papstes, Brauer der Kurie zu werden. Ebenso von der Ablehnung, die Niklas
dem Papst erteilte.
    Er gab
Auskunft über seine Rezepturen und Zutaten.
    Er erzählte
von seinem Wissen über Kräuterzutaten, die wie Gift wirken können, beschwor aber
gleichzeitig, niemals etwas Derartiges getan zu haben. Er beschuldigte

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