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Der Bilderwächter (German Edition)

Der Bilderwächter (German Edition)

Titel: Der Bilderwächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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zu vertrauen.
    Und noch immer versetzte die Nähe zu ihm sie in manchen Momenten in Panik.
    Es konnte sein, dass ihr bei seinen Berührungen die Luft wegblieb.
    Dass sie tausend Tode starb.
    Seine Hände auf der Haut nicht ertrug.
    Bei ihren Sitzungen mit Lara Engler konnte sie mittlerweile darüber sprechen. Mühsam. Zögernd. Schritt für Schritt.
    Sie hatte beschlossen, die Therapie, zu der Tante Marei sie ursprünglich überredet hatte, nicht abzubrechen. Denn inzwischen war ihr klar, dass sie Laras Hilfe dringend brauchte.
    Wie war sie nur jemals ohne sie zurechtgekommen?
    Der Hofgarten hatte die Schwärze der Nacht aufgesogen. Es war vollkommen still.
    Solche Augenblicke waren selten, denn die Verkehrsgeräusche von der Hofgartenrampe, dem Joseph-Beuys-Ufer und der Oberkasseler Brücke verstummten so gut wie nie.
    Ilka wandte sich vom Fenster ab und wanderte im Zimmer umher. Sie war zu unruhig, um sich hinzusetzen.
    Fast zwei Jahre waren seit Rubens Tod vergangen.
    Hatten sie in Sicherheit gewiegt.
    Sie eingelullt.
    Und jetzt holte alles sie wieder ein.
    Sie vermied es, zum Schreibtisch zu blicken.
    Dennoch sah sie den Brief.
    Spürte ihn vielmehr. Wie man einen fremden Blick spürt.
    … bitte ich dich um ein Treffen. Am besten in meinem Atelier. Melde dich doch einfach in den nächsten Tagen bei mir, damit wir alles besprechen können …
    Thorsten Uhland.
    Ein alter Freund ihres Bruders.
    Ruben hatte ihn zu seinem Nachlassverwalter bestimmt, und Ilka war ihm ein einziges Mal, anlässlich der Testamentseröffnung, begegnet.
    Sie hatte keine Ahnung gehabt. Es war ihr nicht mal in den Sinn gekommen, dass Ruben ein Testament gemacht und sie darin bedacht haben könnte, denn sie hatte ihn nach dem Unfall der Eltern für immer aus ihrem Leben verbannt.
    Zumindest hatte sie das geglaubt.
    Doch sie hatte sich geirrt. Wie aus dem Nichts war Ruben plötzlich wieder aufgetaucht und hatte sie aus der vermeintlichen Sicherheit gerissen, die sie mittlerweile bei Tante Marei, Onkel Knut und den Zwillingen gefunden hatte.
    Ilka fröstelte und umklammerte den Oberkörper mit beiden Armen.
    Rubens Tod schließlich hatte die Türen zu ihrer Vergangenheit endgültig zugeschlagen, und sie hätte sie am liebsten nie wieder geöffnet.
    » Ich kann dir dabei helfen«, bot Lara ihr immer wieder an, » doch du allein besitzt die Schlüssel zu dem, was du in dir verschlossen hast.«
    Am liebsten hätte Ilka diese Schlüssel im hohen Bogen in den Rhein geworfen, damit sie dort verrotteten. Wozu sollte sie die Türen öffnen? Sie immer ein Stückchen weiter aufschieben? Warum sich immer wieder quälen?
    Mit großem Elan hatte sie ihr Studium begonnen, nachdem sie es endlich gewagt hatte, ihr Talent anzuerkennen. Hatte gemalt und gemalt und sich mit jedem Bild mehr von Ruben befreit.
    Befreit …
    Bitter lachte sie auf, und ihre Stimme störte die Nacht, die ruhig in ihrem Zimmer lag, nur schwach erhellt vom Licht der Schreibtischlampe.
    Sie würde sich niemals befreien können.
    Draußen trudelten dicke Schneeflocken vom Himmel. Die kindliche Freude darüber durchbrach nur kurz ihre Müdigkeit. Sie fühlte sich wie zerschlagen und hatte das Gefühl, dem Tag nicht gewachsen zu sein.
    Das Einzige, was sie aufrechthielt, war der Gedanke daran, dass Mike schon bald auf dem Weg zu ihr sein würde. Nur ein paar Stunden in der Akademie, dann würde sie ihn sehen.
    Die Sehnsucht nach ihm war fast unerträglich.

Bodo Breitner inhalierte den Rauch voller Genuss und behielt ihn eine Weile in der Lunge, bevor er ihn mit einem behaglichen Seufzen wieder ausatmete. Eine Wolke bildete sich in der kalten Luft, verformte sich allmählich und trieb dann in flachen Schleiern auseinander.
    Er sollte das Rauchen aufgeben. Sein Kopf wusste das. Aber die Sucht war stärker als die Vernunft.
    Frierend stand er in dem Garten, der die Ausmaße alter englischer Parks besaß, die Arme vor der Brust verschränkt und unruhig von einem Fuß auf den andern tretend.
    Der Schneeregen hatte nachgelassen, sodass er nicht darauf achten musste, die Zigarette vor Nässe zu schützen. Er nahm einen weiteren Zug. Ließ den Blick über die unter der Kälte geduckte Landschaft gleiten.
    Auf dem Anwesen war es unglaublich still. Es war höher gelegen als Birkenweiler, zu dem es gehörte, und thronte wie eine Burganlage über den Straßen und Häusern im Tal.
    Jeder kannte es. Jeder kannte auch die Schwestern Ritter, obwohl sie sehr zurückgezogen lebten und den Ort selten

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