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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Gibt ihm die Schuld an allem. Will seine Hilfe nicht. Hasst Ma, hasst alle. Und immer wieder brüllt er: ›Das ist alles Schwachsinn!‹ Und als der Richter endlich wieder alles unter Kontrolle hat und Ruhe einkehrt, zeigt Karl auf Glass« – Mary spielte die Szene nach und deutete bedrohlich mit einem Finger auf Shaper – »und sagt: ›Ich werde dich umbringen.‹«
    Mary blinzelte, als kehre sie in die Gegenwart zurück. Siebrach den Blickkontakt ab und gab Shaper frei. Der stieß leise einen langen, abschwellenden Pfiff aus, der an eine aus heiterem Himmel herabstürzende Bombe erinnerte.
    Das LSD, erinnerte er sich, verschwommen vor Unsicherheit. Karl war high, als er in die Schlägerei geraten ist.
    Glass und Konsorten haben das verfluchte Zeug hergestellt.
    Grund genug für die Rache eines Wahnsinnigen?
    »Also wurde der Fall vertagt.« Mary zuckte mit den Schultern. »Karl wurde wegen Missachtung des Gerichts zu einem Bußgeld von ein paar hundert Pfund vergattert – ich glaube, das hat sogar Glass bezahlt –, und Ma ließ mich am nächsten Tag nicht mehr mitkommen. Und das war … das letzte Mal, dass ich Karl gesehen habe.«
    »Und deine Ma hat dir nie erzählt, dass er am Ende freigesprochen wurde?«
    Sie schüttelte den Kopf, immer noch gekränkt von dem Geheimnis, dann verdrängte sie die Emotion demonstrativ. »Egal, das ist nicht der springende Punkt.«
    »Was dann?« Shapers Blick wanderte unwillkürlich zurück zu den Postern an der Wand und fand mit ärgerlicher Unvermeidlichkeit in der Mitte eine weitere Darstellung der Chakren. In Gedanken zählte er die farbigen Kleckse wie einen abstrakten Blutzoll.
    »Komm schon, Dan, denk nach. Auf einmal werden Glass’ Freunde nacheinander um die Ecke gebracht, und ich kenne die Verbindung zwischen ihnen. Wie ein braves Mädchen melde ich es der Polizei. Was tun die wohl als Erstes, wenn sie von der Verbindung zu Glass erfahren?«
    Aha .
    »Sie stochern in seiner Vergangenheit rum«, murmelte Shaper, bei dem die Groschen wie Ziegelsteine fielen. »Und sie statten Karl einen Besuch ab.«
    »Also habe ich stattdessen die Briefe geschickt. Um ihn zu warnen, verstehst du?«
    »Warum hast du es ihm nicht einfach erzählt?«
    Ein verbittertes Schnauben. »Glaubst du wirklich, Sandra hätte zugelassen, dass er nur auf mein Wort hin so viel Geld dafür ausgibt, Hilfe anzuheuern? Nein, ich musste ihm Angst einjagen. Und von den anderen konnte ich keinen kontaktieren – ich habe keine Ahnung, wer sie sind. Von denen kenne ich nur die Gesichter. Aber die Vorstellung, dass jemand rumläuft und … ihn verletzen könnte … Glass verletzen könnte …« Erneut vergrub sie das Gesicht in den Händen.
    Unerträglich .
    »Also habe ich ihn gewarnt. Und er hat dich engagiert.«
    Aus ihrem Mund klang es wie Schicksal. Als wäre damit alles in Ordnung.
    Shaper seufzte. »Und Karl kann weiter tun, was er will?«
    »Er ist mein Bruder.«
    »Und?«
    »Und … Sieh mal, ich war mir so sicher, dass er unmöglich etwas damit zu tun haben könnte.«
    Shaper trat unruhig von einem Bein aufs andere, wusste nicht recht, was er von ihrer Gewissheit halten sollte. Er erinnerte sich daran, dass er selbst einmal so etwas wie Geschwister gehabt hatte: Phyllis und Dave Coram, die Familie, für die er gelogen und betrogen und tausendundeine abscheuliche, blutige, seelenzernarbende Taten ausgeführt hatte. Nicht weil sie seine Hilfe verdient hatten, sondern weil die Vorstellung, ihnen nicht zu helfen – Familie!  –, grausamer als alle Dinge zu sein schien, die er in ihrem Namen begangen hatte.
    Und dann haben sie mir den Scheißrücken zugekehrt.
    Davon wusste Mary nichts. Sie schien Shaper gar nicht mehr wahrzunehmen, murmelte nur mehr in einer abgeschiedenen kleinen Welt wenig überzeugender Selbstrechtfertigung vor sich hin.
    »Karl war immer so sanftmütig. Ein rührseliger Idiot. Oh, klar wurde er hin und wieder wütend, hat gebrüllt und mit den Füßengestampft. Aber er hat nie etwas getan . Hat nie jemanden verletzt. Würde er nie tun! Also musste ich ihn beschützen.« Sie schien Shaper wieder zu bemerken und schüttelte den Kopf. »Aber die Polizei würde es nicht so sehen – nicht nach einem Blick in seine Akte. Deshalb dachte ich … dachte ich, dass ich das Richtige täte.«
    »Und wie siehst du’s jetzt?«
    Mary wischte weitere Tränen weg und senkte den Blick aufs Telefon. Ihre Züge krampften sich vor Angst zusammen. Die Furcht ging wie ein Gestank von

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