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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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durchaus bewusst. Die sechs Toten, der bezahlte Auftrag, dieses wahnsinnige, rings um Chakren und George Glass aufgebaute Schema –all das schmeckte nach etwas sorgfältig Geplantem, nicht nach dem unschönen Ende von Sam Coram. Es fühlte sich nicht richtig an, einen so engen Zusammenhang zwischen beidem zu konstruieren – aber was sollte er sonst tun?
    Ajna, die Hellseherin. Das Chakra des dritten Auges. Die Nächste auf der Liste.
    Mary .
    Nein. Es gab keine andere Möglichkeit. Er würde Karl beseitigen, bevor auch nur die geringste Gefahr bestünde, dass der Wahnsinnige sie erreichen konnte, und er würde es mit allen Mitteln tun, die er auftreiben konnte. Einschließlich der Hilfe des Imperiums des Bösen.
    »Wie heißt er?«, flüsterte Dave.
    Und Shaper atmete auf, genoss die Anspannung trotz der in ihm tickenden Uhr. Die Krankheit warf ihren schaumig-roten Sichtfilter über alles im Raum. Er erfasste die drei Corams – scharfkantige Klumpen einer verlorenen Vergangenheit, verseucht und zerbrochen – und zeichnete sie in grauenhaft anzusehende Erdbeerrottöne.
    Oh meine Familie   …
    Natürlich war alles verkehrt gelaufen. Im Nachhinein war offensichtlich, dass nicht er Maude verführt hatte, sondern umgekehrt. Sie hatte in dem knochigen Jungspund einen Gefährten, einen Lehrmeister, einen nützlichen Einfluss für ihre Brut erkannt und ihn mit der Kunstfertigkeit des geborenen Manipulators in ihr Nest gezogen.
    Die Gelegenheitsjobs waren komplexer geworden, als die reinen Laufburschenaufgaben zu »handfester« Arbeit wurden. Aus »Zeig den Zwillingen, wie der Hase läuft« wurde erst »Räum den Mist auf, den sie bauen«, gefolgt von »Behalt sie im Auge, und sorg dafür, dass sie es richtig machen«. Dann folgte »Deck ihnen den Rücken, aber lass sie es tun« und schließlich »Tu einfach, was sie dir sagen, Dan. Sei ein braver kleiner Soldat«. Sogar als letztlich klar wurde, dass er sein behagliches Dasein auf einer Lügeaufgebaut hatte, klammerte er sich weiter daran fest. Da er gut in dem war, was er tat, und einen wachen Verstand besaß, hatte er jahrelang die perfekte Nummer zwei gespielt; und dabei nach dem Zwinkern und der Bevorzugung seiner jüngeren Tage gelechzt.
    Jede Nacht hatte er sich die Fäuste wundgeschlagen. Er hatte Finger gebrochen und Haut zerschnitten, hatte Gesichter malträtiert und Leben zerstört. Er hatte mit angesehen, wie Junkies an der Scheiße starben, die sie verkauften. Er hatte schluchzende Mädchen losgeschickt, um sich ihren Unterhalt auf der Straße zu verdienen. Er hatte Kleinunternehmen ruiniert, deren einziges Vergehen darin bestanden hatte, ein Ärgernis darzustellen. Und er hatte in seiner Welt Angst wie eine Seuche verbreitet. Alles im Namen des Imperiums, das er einst als Bruder, Schwester und Mutter betrachtet hatte.
    Nach und nach hatten sich die Zweifel eingeschlichen – Reue, Schuldgefühle. Er hatte angefangen, seine echte Mutter anzurufen, nachdem er jahrelang keinen Kontakt mit ihr gehabt hatte. Albträume hatten eingesetzt, Kopfschmerzen. Nach jedem Auftrag hatte er still und heimlich gekotzt.
    Und dann war er Anna begegnet.
    Wunderschöne Anna. Anna, die nachdachte, bevor sie sprach. Anna, die ihm wie einem Hund den Hals gekrault und ihm Roma-Kauderwelsch in die Ohren geflüstert hatte – sinnlicher als der deutlichste englische Schweinkram.
    Er war ihr begegnet und hatte seine Familie instinktiv erweitert. Wie ein Ertrinkender hatte er sich nach der menschlichen Wärme gestreckt, die sie verkörperte. Gierig hatte er die Krallen in das Versprechen von Gesellschaft, Zuneigung, Ordnung geschlagen.
    Und wie alles andere hatte er auch das ruiniert.
    Und als alles zusammenkrachte, als die Schrecken Überhand gewannen und ihn in den tiefsten Wahnsinn stürzten, als das, was er am dringendsten gebraucht hätte, eine Familie war – da hatten sich die Corams von ihm losgesagt.
    Und jetzt, du böse alte Vettel?
    Jetzt fühlte er sich wie ein Gott. Nun hielt er alle Trümpfe so fest in der Hand, wie sie die Aufmerksamkeit auf ihn richteten. Und als sich die Wahrnehmungsverzerrungen verstärkten und wie ein Tsunami aus Fledermäusen zu schrillen begannen, als von seinen Fingern Schweiß auf die Hülle seines Pillenordners tropfte, verspürte er den irren, sengenden Drang, zu lachen.
    Er würde diese durchgeknallten Scheißer als seine Waffe benutzen. Er würde sie manipulieren und dazu bringen, einen beängstigenden Mistkerl zu beseitigen, nur um

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