Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)
die Frau zu beschützen, die er …
Die ich wirklich mag .
»Karl Devon«, sagte er. »Sein Name ist Karl Devon. Ihr solltet ihm definitiv ein paar Fragen stellen.«
Langsam schauten die Coram-Zwillinge zu ihrer Mutter.
Und Maude nickte knapp.
Vicar brachte ihn hinaus.
Für einen Mann, der sich so schleichend und katzenhaft affektiert gab, erwies sich sein Schieben und Schubsen als seltsam rüpelhaft. Shaper ließ es mit Anstand über sich ergehen. Er wollte nur noch raus, um sich die Vergangenheit wieder vom Leib zu halten – um in seinen Van zu steigen und die aufgekeimten Erinnerungen mit so vielen bunten kleinen Bomben zu bewerfen, wie er sich nur getraute.
Erst als er sich in der Sicherheit der Kabine befand – wo er vor Erleichterung schnaufte und zu glauben wagte, es sei endlich vorbei –, kramte er nach den Medikamenten … und fand nichts.
Im Haus zeichnete sich durch das vordere Fenster Vicar ab, der die Vorhänge zuzog. Bevor er den letzten Spalt schloss, hielt er kurz inne und spähte mit zusammengekniffenen Augen zur Zufahrt.
Und schwenkte einen vertrauten, schwarzen Gegenstand.
Lächelnd verschwand der Mann in kantiger Dunkelheit.
Schieben und Schubsen , dachte Shaper. Hände in Taschen.
Schwitzend wie ein Schwein saß er da.
»Scheiße«, stieß er hervor.
Kapitel 29
Die Mädchen umschwirrten ihn wie aufgescheuchte Hühner. Sie zankten sich darum, sich bei ihm einzuhängen, als er das Haus betrat, eine geballte Ladung lasziver Dankbarkeit. Die Freier verhielten sich kaum anders: Alte Männer mit abgewetzten Handtüchern um die Mitte schlurften herbei, um ihm auf die Schulter zu klopfen und auf ihren Schritt zu zeigen. »Wieder voll im Saft, Junge!«, »Vollmast!«, »Alles dank dir!«
Es war schön, Anerkennung zu erfahren, und Shaper wagte beinah zu hoffen, die herzliche Begrüßung im Bordell – deren Krönung ein Stück Kuchen und eine Tasse Kakao aus der Hand der zierlichen Mrs. Swanson darstellte – könnte die schillernde Beklommenheit angesichts des Verlusts seiner Medikamente überdecken.
Die fehlende nächste Dosis. Die sich befreiende Krankheit …
Halt sie zurück. Unterdrück sie …
Doch dann, als Hände beiläufig über seinen Schritt strichen und ihm Botoxlippen Angebote über zwei Nummern zum Preis von einer in die Ohren flüsterten, murmelte eine leise Stimme: Was soll’s?
Warum sollte er diesem Arschloch Vicar die Genugtuung all dieser bedrückenden, niederschmetternden Furcht gönnen? Immerhin war der Job erledigt – die Höllenhunde waren von der Leine gelassen, George Glass’ sprichwörtlicher Arsch war gerettet, die sprichwörtliche Uhr des Verdächtigen war sprichwörtlich abgelaufen.
Die Gefahr , zischte die Stimme, ist gebannt .
Ach ja?
Die Corams würden die Sache in die Hand nehmen.
Warum dann überhaupt die Drogen, Danny-Boy? Warum sollte er sich der Krankheit und all ihrem pulsierenden Gift nocheine Sekunde länger widersetzen, zumal die Entgiftung, die sein Körper und sein Gehirn so dringend brauchten, ohnehin bereits – wenn auch unbeabsichtigt – begonnen hatte? Das einzige Hindernis für ihren Verlauf – die bedauerliche Notwendigkeit, funktionieren zu müssen – würde …
Würde schon bald …
Karl, du armer Tropf. Ich hoffe, du bist high. Ich hoffe, du siehst es nicht kommen.
Würde schon bald beseitigt sein.
Und ich hoffe, deine Schwester findet nie heraus, dass es auf mich zurückzuführen ist.
Als sich sein schwächelnder Verstand solchermaßen für kurze Zeit erneut auf Mary konzentrierte, rang er die tosenden Wahnvorstellungen ein letztes Mal zurück – ein atomarer Chor von Sexgeräuschen und glänzenden Wänden – und besann sich auf das, weshalb er hergekommen war. Behutsam löste er sich von der Schar der Mädchen.
»Eigentlich«, sagte er und lächelte Mrs. Swanson an, »bin ich nur vorbeigekommen, um mich zu vergewissern, dass es Miss Devon gut geht.«
Irgendwohin, wo es sicher ist , hatte er zu ihr gesagt. Ein sicherer Ort, wo dich niemand finden kann.
Zu dem Zeitpunkt hatte er es als gute Idee empfunden.
Die Puffmutter bedachte ihn mit einem verständnislosen Blick. »Miss Devon?«
»Ja. Ich hab sie am Telefon erwähnt. Sie wollte ein Weilchen hierbleiben.«
»J-ja, natürlich – es ist nur so … Ich nahm an, Sie würde mit Ihnen kommen, mein Lieber. Sie ist nicht hier.«
Was?
»Nehmen Sie doch noch ein Stück Kuchen, ja?«
Immer und immer wieder versuchte er, sie anzurufen,
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