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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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haschenden Idioten herumsitzen, meditieren und Sprechgesänge vor sich hinleiern wollte. Jemanden, den man nicht verarschen konnte   – oder, wahrscheinlicher, der kein Wort davon glaubte. Und zwar, um   … was zu tun? Um ihre Chakren zu meistern? Um jedes nacheinander anzuregen und zu öffnen? Um diese verdammte Schlange unter dem Rückgrat zu erwecken?
    Also haben ihn sich die Mistkerle geschnappt und es mit ihm getan.
    Er konnte fühlen, dass Mary ihn nach wie vor anstarrte. Sein Blick verweilte auf dem Brief, der mit neurotischer Präzision an den vier Ecken eingekerbt war, dann faltete er ihn knurrend zusammen.
    »Es ist schiefgegangen«, dachte er laut nach. »Diese Sache, die deine Ma versucht hat. Es ist alles den Bach runtergegangen, und sie haben den armen Tropf abgeschoben, als sei er verrückt. ›Behandlung und entsprechende Pflege für die Versuchsperson.‹ Meine Fresse.«
    Trotz der Freude darüber, Fortschritte zu erzielen, blieben nach wie vor nagende Fragen. Shaper kratzte sich das Kinn und ging in Gedanken die Zahlen durch. Wenn Karl für nur »sechs bis acht Jahre« weggesperrt gewesen wäre, hätte der Freak bereits vor einem Jahrzehnt zurückgekrochen kommen müssen. Allerdings hatte er in der Kneipe behauptet, erst unlängst nach Hause zurückgekehrt zu sein.
    Wer also log? Die Kontoführerin mit den zwielichtigen Geschäften oder der nervöse kleine Freak mit seinen ausländischen Irrenanstalten und Militärmanövern? Oder war etwas passiert?Hatte Glass den Fonds aufgestockt, bevor sein Gedächtnis aussetzte und er die ganze Sache vergaß?
    Sogar die ungewissen Einzelheiten konnten Shapers erblühendes Triumphgefühl nicht dämpfen – das größere Bild mit seinem klaren Schuldigen blieb im Wesentlichen unverändert. Er verstaute es, versehen mit einem gedanklichen Sternchen.
    Dann stellte er fest, dass Mary leise zu weinen begonnen hatte.
    »Wer hat dir das geschickt?«, fragte er, zu erschöpft, um sie zu trösten. Sie wischte sich manisch die Augen ab, kramte in der Luftpolstertasche und holte ein letztes, ungeschickt zusammengefaltetes Blatt Papier daraus hervor.
    Es war mit »Karl« unterzeichnet.
    M,
    Dachte, du solltest dises Notizbuch sehn, bevor alles endet. Hat mich in Brasilien ereicht, kurz nachdem sich Ma umgebracht hat. Ich vermute, sie hats mir geschickt, weil sie wuste, was sie tun würde. Eine Art Gestendnis?
    Seither hab ichs behalten. Hofte, das es dir helfen würde zu verstehen.
    Eins noch   – der Mann, den du fikst: Er ist wie ich.
    Er sieht, Mary. Er ist im Innern schmuzig, und er sieht. Vergis das nicht.
    Shaper starrte, starrte und starrte darauf. Er hatte das seltsame Gefühl, von einem leblosen Stück Papier geschlagen worden zu sein – als sei er durch eine simple Erwähnung so untrennbar mit der Sache, die er untersuchte, verbunden worden wie die Opfer und Verdächtigen selbst.
    Er hatte absolut keine Ahnung, wie er sich dabei fühlen sollte, allerdings spürte er es im Rückgrat, im Schädel und im Magen, die alle teuflisch schmerzten.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass er meine Adresse kennt«, sagte Mary bleiern.
    Sie macht es mir leicht, ignoriert den letzten Absatz. Redet einfach nicht darüber.
    »Er … ja, er hat sie erfahren«, presste Shaper heiser hervor. »Von den Bullen, sie … Er hat sie durch sie herausgefunden.«
    Hinter seinen Augen summte etwas Unbehagliches. Aber , flüsterte es, Karl hat ihre Adresse in Erfahrung gebracht, um sie sich holen zu können, oder? Bestimmt nicht nur, um   … um ihr ein Paket zu schicken. Oder doch?
    Kurzzeitig stellten sich die Zweifel schleichend wieder ein. Das Gefühl, dass es zu einfach sei, dass da noch mehr sein müsse, infizierte seine Überzeugungen wie Schimmel, der sich über feuchte Wände ausbreitet. Hatte er etwas übersehen? War ihm eine Fehleinschätzung unterlaufen?
    Karl, zur Reha ins Ausland geschickt, fortgebracht aus der Gefahrenzone – Thailand, Indien, Brasilien … »Behandlung und entsprechende Pflege für die Versuchsperson«, genau wie in dem Brief.
    »Ja«, platzte Shaper laut heraus, als wolle er sich selbst überzeugen. »Es passt zusammen. Es passt .«
    Karl war aus dem malariaverseuchten Drecksloch entkommen, in das man ihn verfrachtet hatte – ob schon vor Langem oder unlängst, spielte keine Rolle. Er war schnurstracks nach Hause zurückgekehrt wie ein giftiger Boomerang und hatte nach Rache an den Weihrauch schnüffelnden, sich Bindis auf die Stirn schmierenden

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