Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Extremität eines Schurken‹, verwandelt in eine rudimentäre Laterne. Be hauptete, sie besäße ›magische Eigenschaften‹, wurde aber bei Forderung von Beweisen aggressiv. Es folgte ein Streit mit dem Wirt. Etwas Gewalt .«
    Wieder übersprang er einige Seiten, wieder schaute er auf, um zu überprüfen, ob Shaper noch zuhörte.
    » 1886 «, las er. » New York. Verlagsempfang zur ersten Ausgabe von America Heraldica. Laudanum wurde herumgereicht. Scharfsinniger Bibliograf erwähnte La Très Sainte Trinosophie; wollte wissen, ob einer meiner Vorfahren dafür verantwortlich zeichnet. Beschwipst erklärte ich, dass ich auch jenes Werk verfasst habe, 100 Jahre vorher. Viel Gelächter .«
    Glass schaute auf und blätterte abermals weiter. Schließlich bremste Shaper ihn mit ausgestreckter Hand und suchte nach den richtigen Worten.
    »Das«, sagte er und begnügte sich mit einer seiner Lieblingsfloskeln, »ist Blödsinn.«
    Glass versuchte, nicht verletzt dreinzuschauen. Er schloss das Buch und legte es beiseite, um seine Hände zu schonen.
    »Ich bin der Graf von Saint Germain«, sagte er mit einem schlichten, fast entschuldigenden Schulterzucken. »Ich bin ein Unaufgestiegener Meister der Theosophischen Doktrin. Einst besaß ich das Wissen um die Universalmedizin. Ich habe Diamanten geschmolzen, ohne ihren Glanz zu opfern. Ich bin Okkultist, Thaumaturg und Nekromant, und ich lebe seit etwas über dreitausend Jahren. Ich bin Ahasveros und der Heilige Alban gewesen, wurde in Athen Proklos genannt und trug zweimal den Namen Bacon – im Abstand von zweihundertfünfzig Jahren. Ich bin der Chohan des siebten Strahls, wurde als Meister Ragoczy und als Hierarch des Wassermannzeitalters bezeichnet. Und abgesehen von gelegentlichen Erinnerungsfetzen« – er deutete auf das Notizbuch – »weiß ich von alldem nicht mehr das Geringste.«
    Die Worte flossen mit so trockener Überzeugung, dass Shaper, hätte er nicht aufmerksam zugehört, geschworen hätte, der alte Mann leiere lediglich eine Einkaufsliste herunter. Glass vermittelte damit, dass es sich um keine außergewöhnlichen oder wahnhaften Behauptungen handelte, sondern um die unbestreitbaren und nüchternen Fakten eines völlig durchschnittlichen Lebens.
    Shaper stand auf und räusperte sich. »Das ist eine Verarsche«, sagte er. »Das können Sie unmöglich glauben.«
    »Ich fürchte, das tue ich aber.«
    »Dann sind Sie geistesgestört. Tut mir leid.« Er wandte sich der Tür zu.
    »Mr. Shaper, bitte …« Glass lächelte traurig. »Betrachten Sie es mal so: Geistesgestört oder nicht – ich bin wirklich außerordentlich wohlhabend. Die Früchte einiger sehr, sehr langfristiger Investitionen. Ha! Jetzt bedroht jemand mein Leben, und ich möchte, dass Sie der Sache nachgehen. Sie haben beste Empfehlungen. Alles andere ist im Wesentlichen irrelevant, oder?«
    Damit ergriff er das Geld und warf es Shaper zu.
    Dem misslang es, das Bündel zu fangen, und er bückte sich, um es aufzuheben, wobei er dem Drang widerstehen musste, es zu zählen. »Ein Tausender reicht nicht lang«, log er auf der Suche nach einem Ausweg. »Wenden Sie sich einfach an die Bullen, ja?« Er setzte dazu an, das Bündel zurückzuwerfen.
    »Oh, das ist nicht für den Auftrag. Das ist Ihr Honorar für das Vorgespräch. Ich denke, tatsächliche Ermittlungen wären erheblich mehr wert.«
    Shaper lief auf und ab. »Heuern Sie einen Leibwächter an.«
    »Wenn Sie das für das Beste halten …« In gütiger Siegerpose lehnte sich Glass zurück, als wäre die Angelegenheit damit geklärt. »Die Einzelheiten überlasse ich Ihnen. Obwohl ich schon sagen muss, dass ich gern wüsste, wer hinter mir her ist, bevor derjenige mit einem Messer aufkreuzt.«
    »Sie wollen wohl noch mal dreitausend Jahre leben, wie?«
    Der alte Mann sprang nicht darauf an. Shaper fühlte sich merkwürdig grausam.
    Durch die Eingeweide des Hauses erklang gedämpft das Öffnen und Schließen der Vordertür. Shaper glaubte, Stimmen zu hören.
    »Der Zeitpunkt ist ausgesprochen ungünstig«, stieß er hervor und griff damit auf seine letzte – und wahrste – Ausrede zurück. »Ich brauche Urlaub.«
    Der alte Mann fegte den Einwand mit einem Lächeln und einem leisen, mentalen Platsch! weg. »Was halten Sie von fünfzehntausend? Das wären fünftausend die Woche für drei Wochen. Oder der volle Betrag für ein schlüssiges Ergebnis. Was immer zuerst eintritt.«
    Schweiß juckte auf Shapers Kopf.
    »Und ein … schlüssiges