Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
Vom Netzwerk:
ihrem Dachgarten in der Nähe von Richmond gearbeitet hatte. »Die Polizei wurde benachrichtigt, als eine Nachbarin den Leichnam unter einem Gemeinschaftslichtschacht fand.« Shaper überflog den Rest mit einem schuldbewussten Anflug von Ungeduld: schrecklicher Unfall, reizende alte Dame, nie ein harsches Wort, blablabla  … »… und die Polizei schließt ein Fremdverschulden aus.«
    Das kleine Foto zeigte eine unelegante, zierliche Frau in gebatikter Arbeitskleidung mit Vogelnestfrisur, die mit einer Kelle für einen vergangenen Auftritt bei der Gartenbauausstellung in Chelsea posierte.
    Der zweite Artikel aus der Ausgabe vom Vortag war unwesentlich länger. Darin ging es um die Entdeckung einer übel zugerichteten Leiche neben Bahngleisen in Clapham. Nach dieser Einleitung wurde ausführlicher auf die Benutzung der Gegend als Doggingplatz für Homosexuelle eingegangen. Beschrieben wurde eine Brücke mit einem Überstand, die perfekten Schutz für nächtliches Treiben bot. Abschließend wurde den Lesern fürsorglich versichert, dass sich »die örtlichen Einsatzkräfte des Problems bewusst sind«. Der Artikel wartete sogar mit einem Ratsvertreter auf, der sich dazu äußerte und die unmoralische, illegale und vor allem gefährliche Praktik des Fickens bei Zuglicht scharf verurteilte, wenngleich er es anders ausdrückte.
    Shaper fiel auf, dass bei alldem der arme Teufel, dessen Leichnam als Aufhänger gedient hatte, auffallend wenig Erwähnung fand. Es stand fest, dass er von einem Zug erfasst worden war,und angesichts der Dunkelheit im Tunnel stellte es vermutlich keine Überraschung dar, dass kein Lokomotivführer einen Zwischenfall gemeldet hatte. In dem Bericht wurde gemutmaßt, dass der Mann – angesichts des Rufs der Gegend – wahrscheinlich nicht alleine gewesen war. (»Personen, die den Vorfall bezeugen können, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden.«) Doch wie schon im ersten Artikel wurde davon ausgegangen, dass es sich um einen schrecklichen Unfall handelte, mehr nicht. Fast wie ein nachträglicher Einfall wurde hinzugefügt, dass die Polizei glaube, der Verstorbene sei ein als »Kingsley« bekannter »örtlicher Sexarbeiter« gewesen, und dass man zur Bestätigung der Identität nach Verwandten des Mannes suche.
    Zumindest der Name sprang Shaper ins Auge. Kannte man das Opfer, schien ein hässlicher, banaler kleiner Tod gleich ziemlich bedeutend zu sein.
    Kingsley der Hengst ein C-Promi der außergesetzlichen Welt, mit knabenhaftem Gesicht und – angeblich – göttlicher Ausstattung überall sonst …
    Ruhe in Frieden, alter Knabe .
    Tova brachte den Tee, als Shaper gerade das dritte Blatt in Angriff nahm. »Taugt er was?«, fragte sie Glass und deutete mit dem Daumen auf Shaper.
    »Sag ich Ihnen noch.« Der alte Mann lächelte.
    Das dritte Blatt Papier erwies sich als ein Ausdruck von der Website der BBC News. Ein Geflecht ungewisser Angaben über die gemeldete Entdeckung einer Leiche im Queen’s Park, NW6. Shapers Miene verfinsterte sich, als er an die Polizeiabsperrung zurückdachte, die sie auf dem Weg hierher passiert hatten.
    Noch ganz frisch .
    Die Details waren bruchstückhaft und im Wesentlichen nutzlos. Die Leiche, so wurde – mit jeder erdenklichen Unverbindlichkeit wie angeblich, mutmaßlich oder unbestätigten Gerüchten zufolge  – angedeutet, war die einer 49-jährigen Geschäftsfrau aus der Gegend. Es war mehrere Male auf sie eingestochen worden;wahrscheinlich während sie joggte, möglicherweise im Zuge eines verpfuschten Raubüberfalls. Shaper ertappte sich dabei, dass er wütend über den schweren Mangel an Fakten wurde, durch den die Tragödie des Todes irgendwie zu einem ärgerlichen Erguss nichtssagenden Unsinns verkam. Nur das Datum – das des heutigen Tages – und der Zeitstempel – 06:15 Uhr, zweifellos hatte den Artikel einer der BBC-Texter in der Frühschicht verfasst – schienen beachtenswert zu sein.
    Ein Stück entfernt schlürfte Glass geräuschvoll an seinem Tee und nickte in Richtung des Ausdrucks.
    »Da haben Sie Ihr ›etwas ist passiert‹«, meinte er.
    »Ja. Nur … er hat darauf gewartet.«
    »Wer?«
    »Ihr geheimnisvoller Postbote. Er hat darauf gewartet, dass die Geschichte an die Öffentlichkeit gelangt. Da stehen zu wenig Details drin, um ihm willkürlich ins Auge gesprungen zu sein.«
    Glass zuckte mit den Schultern, als wäre das höchstens theoretischer Natur. »Ich bin eher davon ausgegangen, dass er wusste, wonach er

Weitere Kostenlose Bücher